Matrei i.O.: Ein Eishockey-Crack und sein Powerplay

Clemens Unterweger aus Huben wechselte im April 2018 von den Graz 99ers zum österreichischen Rekordmeister EC-KAC nach Klagenfurt.

Wir trafen den derzeit erfolgreichsten Osttiroler Eishockey-Crack, der auch im Nationalteam zum Einsatz kommt, beim Trockentraining im heimatlichen Iseltal und unterhielten uns mit ihm über Erfolge, harte Rückschläge und Leidenschaften abseits des Sports. Es ist ein Freitagabend im Sommer 2019, als wir Clemens zu Hause in Huben besuchen. „Die Wochenenden verbringe ich gerne hier in Osttirol, von Montag bis Freitag bin ich aber immer in Klagenfurt“, informiert er und berichtet davon, dass er derzeit, nach Ende der Saison, also von Mai bis Ende Juli, vor allem mit Konditionstraining beschäftigt ist. „Das bedeutet meist Kraftkammer am Vormittag und Lauf- oder Schnelligkeitstraining am Nachmittag. Ab Anfang August steht dann wieder die Vorbereitung auf dem Eis auf dem Programm.“ Seit April 2018 ist der Hubener beim Erstligisten KAC unter Vertrag und konnte sich bereits in seiner ersten Saison bei den „Rotjacken“, gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen, über den Meistertitel freuen. Am 24. April 2019 setzte sich der KAC mit einem hart erkämpften 3:2 gegen die Vienna Capitals durch und wurde damit zum 31. Mal Österreichs Eishockey-Nummer 1. Gefeiert wurde dies natürlich auch in Huben. „Österreichischer Meister zu werden, das ist sicher mein bisher größtes sportliches Erlebnis. Der Jubel in der Klagenfurter Stadthalle nach dem entscheidenden Tor war grenzenlos – ein unbeschreibliches Gefühl und die Belohnung für ein ganzes Jahr harter Arbeit“, erinnert sich Clemens zurück.

 

 

Nach dem Meistertitel ging es mit dem Nationalteam zur WM in die Slowakei, wo Österreich, wie der Hubener meint, „unglücklich“ abgestiegen sei. Wie eng Sieg und Niederlage, Glück und Pech beisammen liegen, weiß er nicht nur erst seit diesem Turnier aus eigener Erfahrung. Wiederholt hatte der Eishockey-Crack aus dem Iseltal schon mit Verletzungen zu kämpfen, beispielsweise in der Saison 2014/15 bei den Graz 99ers mit einem Hüftproblem. „Das bedeutete für mich fast neun Monate Reha“, so Clemens, der in der Saison 2016/17 erneut verletzungsbedingt pausieren musste. „Es war wieder dieselbe Hüftseite betroffen. Durch derartige Rückschläge lernt man aber, geduldig und konsequent zu werden. Während der Reha stand enorm viel Arbeit in der Kraftkammer an. Kein Training ist damit vergleichbar. Das Gute daran ist, dass man seinen Körper kennen lernt und vor allem erkennt, dass man auf sich aufpassen muss.“

Mit seinem ersten Eistraining nach der Reha mit der Mannschaft in Graz war der Osttiroler, wie er heute sagt, überhaupt nicht zufrieden. „Eine Zeit lang wusste ich nicht mehr, wie es weitergehen soll. Mein Trainer hat aber an mich geglaubt – und das hat mir sehr geholfen.“ Was folgte, war eine ausgezeichnete Saison: Der Crack aus dem Iseltal wurde punktebester Verteidiger Österreichs. Nach der Saison 2017/18 bei den Graz 99ers nahm Clemens an der A-WM in Dänemark teil. „Wir haben dort ein sehr gutes Turnier gespielt. Im Anschluss daran habe ich beim KAC unterschrieben.“ Die bisherige Zeit beim Kärntner Rekordmeister beschreibt er so: „Es war kein einfaches Jahr für mich. Der Erfolgsdruck ist einfach um ein Vielfaches größer als anderswo. Beim KAC zählt nur der Sieg.“ Als Meister werden der Verein und damit auch der Verteidiger aus Osttirol heuer übrigens auch an der Champions-Hockey-League, dem höchsten Europapokal-Wettbewerb, teilnehmen. „Hier kann man sich mit europäischen Top-Mannschaften direkt messen. Besonders freue ich mich darauf, dass ich im Rahmen der CHL auch wieder nach Finnland reisen kann“, lässt uns der 27-Jährige wissen. Seine Liebe zu dem skandinavischen Land hat er während seiner Zeit bei einem finnischen Zweitligisten entdeckt. „Nach der Matura konnte ich in der Saison 2012/13 mit dem U20-Team der Graz 99ers den Staatsmeister-Titel gewinnen. Danach spielte ich ein Jahr in Finnland für den Zweitliga-Club Kajaani. Das war eine super Erfahrung! In Skandinavien läuft nicht nur das Leben, sondern auch der Eishockey-Sport völlig anders ab als bei uns. An Finnland begeistert mich vor allem die Natur mit den unglaublich vielen Seen. Dort ist es fast so schön wie hier bei uns zu Hause in Huben“, schwärmt er. Womit wir bei einer ganz besonderen Leidenschaft von Clemens wären – nämlich jener für seine Heimat Osttirol. „Am Wörthersee ist es zwar sehr schön, ich versuche aber, jedes Wochenende nach Hause zu kommen. Die Natur und die Berge, die Familie und meine Freunde – das alles genieße ich in vollen Zügen. Letztes Jahr stand ich das erste Mal auf dem Gipfel des Großglockners – ein überwältigendes Erlebnis für mich.“

 

An den Wochenenden ist Clemens fast immer im heimatlichen Osttirol anzutreffen. Hier hat er mit Freunden auch den Meistertitel 2019 nachgefeiert. „Ohne die großartige Mithilfe durch meine Familie und Freunde wäre meine Eishockey-Karriere nicht möglich“, betont er. Dankbar ist er auch seinen Sponsoren, seinem Onkel Thomas Unterweger von der Firma Modul2 sowie Luis Robitsch vom Lienzer Autohaus Pontiller, das ihm seit zwei Jahren Autos zur Verfügung stellt.

 

Und was macht der Hubener, wenn er nicht Eishockey spielt oder trainiert, wollen wir zum Abschluss des Besuches wissen. „Ich studiere Sport und Business Management an der Fernuniversität Düsseldorf. Mich interessiert vor allem die Organisation im Sportbereich, auch im Hinblick auf meine späteren Berufsmöglichkeiten. Und ich lese sehr gerne, vor allem Wirtschaftsbücher. Derzeit konzentriere ich mich auf Autoren, die abseits des Mainstreams völlig neue und innovative Wege in der Wirtschaft gehen.“

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

09. August 2019 um