Desiree Pichler: Konditormeisterin & Chocolatier aus Leidenschaft

In Pichlers Schokoladenwelt im Herzen von Sillian entstehen aus natürlichen und erlesenen Rohstoffen handgeschöpfte Schokoladen, köstliche Pralinen und traumhafte Torten. 

Hier befindet sich der Arbeitsplatz von Desiree, der Tochter des Hauses. Mit ihren 25 Jahren hat die junge Osttirolerin schon viel erreicht: Sie ist nicht nur Konditormeisterin, sondern hat seit dem Frühjahr 2018 auch den Titel „Maitre de Chocolatier“ in der Tasche. Wir haben Desiree besucht und ihr bei der Produktion ihrer kreativ-süßen Verlockungen über die Schulter geschaut.

 

„Torten & Pralinen sind das ganze Jahr über gefragt“, so Desiree Pichler. Bei unserem Besuch in ihrer Manufaktur in Sillian stellt sie gerade eine ihrer nicht nur wohlschmeckenden, sondern auch optisch überzeugenden süßen Verführungen her. „Die Rohstoffe für unsere Produkte beziehen wir nach Möglichkeit aus der näheren Umgebung, wie z.B. Marmelade aus der Unterweger  Früchteküche oder Honig von heimischen Imkern. Die Kakaobohnen bester Qualität liefert ein Großhändler aus Österreich.“

 

Für nicht wenige Menschen war und ist Schokolade ein derart wichtiger Lebensbestandteil, dass der Gedanke daran nicht selten in Philosophie ausartet. So verwundert es auch nicht, dass sehr viele Lebensweisheiten einen Bezug zu Schokolade beinhalten. Der italienische Dichter Francesco Petrarca wusste Schokolade schon im 14. Jahrhundert zu schätzen, wie die Aussage „Ein ganz klein wenig Schokolade kann viel Bitteres verschwinden machen“ beweist. Dem englischen Schriftsteller Charles Dickens wird das Zitat „Nichts ist wertvoller als ein guter Freund, außer ein Freund mit Schokolade“ zugeschrieben und dem US-Amerikaner Frederic Morton der Spruch „Ein Mensch, der keine Schokolade isst, verpasst das Leben.“ Mit „Schokolade ist Glück, das man essen kann“ bezeichnete die deutsche Autorin Ursula Kohaupt jenes Genussmittel, das laut dem Karikaturisten J.Q. Tullius neun von zehn Menschen lieben – mit dem Nachsatz, dass jeder zehnte lügt.

Dass Schokolade ein Produkt ist, das emotional wunderbar besetzt ist, ist natürlich auch Desiree Pichler bewusst. Die junge Pustertalerin hat einen Beruf, in dem sie tagtäglich mit verschiedenen Schokoladensorten und vielen anderen süßen Rohstoffen zu tun hat. Die 25-Jährige entstammt dem traditionsreichen Sillianer Bäckerei- und Konditoreibetrieb Pichler. Ihr Vater Hans-Gerhard Pichler hat sich vor mehr als zehn Jahren den Traum einer eigenen Schokoladenproduktion erfüllt. Heute kann das Familienunternehmen, in dem inzwischen auch Sohn Marco tätig ist, auf weit über 180 verschiedene Schokoladensorten verweisen. Pralinen, Torten & Co, hergestellt aus den besten Zutaten und mit viel handwerklichem Geschick und Leidenschaft umgesetzt – das ist Desirees Welt. Durch große Glasfenster vom Café- und Thekenbereich des Familienbetriebes am Marktplatz in Sillian getrennt, kann man ihr in der Schaumanufaktur bei ihrer kreativen Arbeit zuschauen.

 

 

Bei unserem Besuch ist Desiree gerade mit einem ganz besonderen Schaustück – einer Blüte aus Schokolade, auf deren Blatt ein Schmetterling thront – beschäftigt. Ob Konditorin bzw. Chocolatier immer schon ihr Traumberuf war, wollen wir als erstes von ihr wissen. „Ich bin sprichwörtlich in dieses Metier hineingewachsen“, lacht sie. Schon als Kind habe sie, wie sie erzählt, ihrer Großmutter beim Kuchen- und Tortenbacken zugesehen bzw. viele Stunden in der Backstube ihres Vaters verbracht. Nach ihrer Volks- und Hauptschulzeit entschied sie sich als Jugendliche zunächst für den Besuch der HLW in Lienz. „Bald wurde mir aber klar, dass dies nicht mein Weg ist!“ Desiree verließ die Schule und begann mit der Lehre im familieneigenen Bäckerei- und Konditoreibetrieb.

Nach drei Jahren wechselte sie in eine der besten Konditoreien der Stadt Salzburg und konnte hier ihr Fachwissen und Können weiter ausbauen. Die Sillianerin schloss die Gesellen- und später auch die Meisterprüfung mit Erfolg ab und kehrte schließlich nach Hause zurück, um hier im Familienbetrieb den Konditorei-Bereich zu leiten.

 

 

„Ich habe zwei besondere Leidenschaften“, erklärt sie uns. „Einerseits sind dies Pralinen, in die man unglaublich viel Kreativität hineinstecken kann, und andererseits Torten, die ich, jeweils abgestimmt auf den Kundenwunsch, kreiere.“ Die Konditoreiprodukte werden vorwiegend regional angeboten und vermarktet. „Ob es sich nun um einen Geburtstag, ein Firmenjubiläum, eine Hochzeit oder einen anderen besonderen Anlass handelt, es ist für mich immer wieder eine Herausforderung, Neues auszuprobieren und meine Auftraggeber zu begeistern.“ Nach eigenen Angaben sehr selbstkritisch, tüftelt Desiree oft stundenlang an ihren Kreationen. Wenn diese dann gelingen, ist ihre Freude groß. Um den hohen Ansprüchen, die sie an sich selbst stellt, gerecht werden zu können, bildet sie sich laufend fort. „Ich besuche Kurse, und tausche mich auch mit Kollegen aus. Zuletzt konnte ich in Deutschland die Ausbildung zum „Maitre de Chocolatier“ erfolgreich absolvieren.“ Ausgleich zum beruflichen Alltag findet die Meisterin ihres Faches, wie sie uns abschließend erzählt, im Sport und in der gemeinsamen Freizeit mit ihrem Freund. „Bergsteigen, Paragleiten, Klettern – ich liebe alles, was mit Sport zu tun hat.“

 

Im Familienbetrieb Pichler spielen Qualität & Regionalität eine ganz große Rolle. Anders als in der Konditorei werden die handgeschöpften Schokoladen längst schon auch in verschiedenen europäischen Ländern vertrieben. Desiree Pichler: „Wir liefern bis auf die deutsche Insel Sylt, ebenso aber auch in die Slowakei oder nach Italien. Unser Hauptmarkt sind fixe Vertragspartner bzw. Spezialitätengeschäfte in Österreich und Deutschland.“

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Martin Lugger

17. Juli 2018 um