„Das Beste kommt erst!“ – Gedanken von Dekan Franz Troyer zu Allerheiligen

Über die Bedeutung von Allerheiligen und Allerseelen sowie über Botschaften, die Trost spenden, sprachen wir mit dem neuen Lienzer Dekan Dr. Franz Troyer.

„Die Verbindung von Allerheiligen und Allerseelen macht den Novemberbeginn zu einem Fest der Auferstehung: zu einem Osterfest am Beginn der dunklen Jahreszeit“, erklärt uns der Dekan einleitend. „Es ist vor allem ein frohes Fest. Wir schauen zu Allerheiligen auf das vorbildhafte Leben der großen Schar von Heiligen in der Weltkirche. Als gläubige Menschen können wir von der Heilsgewissheit ausgehen, dass auch unser Leben zur Vollendung kommen kann.“ Der Satz „Das Beste kommt erst“ drücke dies für ihn am deutlichsten aus. „Wir steuern in unserem Leben nicht auf einen Zufall hin, sondern auf das göttliche Heil. Auch Allerseelen sollten wir unter diesem Aspekt feiern. Denn erst wenn wir den Tod ernst nehmen, nehmen wir das Leben und das Geschenk jedes neuen Tages ernst.“

Zu Allerseelen wird der Toten – vor allem jener des letzten Jahres – gedacht. „Die Liturgie verlagert sich auf den Friedhof, wie sonst nur bei Begräbnisfeiern. Vertraute Lieder und Gebete sollen Trost schenken, und Kerzen verdeutlichen, dass das Licht stärker ist als die Finsternis.“ Auch die „Nacht der 1000 Lichter“, die alljährlich am Abend vor Allerheiligen begangen wird, soll, wie der Lienzer Seelsorger betont, diese Symbolik veranschaulichen. „Es hat Sinn, dass gerade im Herbst – in einer Zeit, in der die Temperaturen sinken, die Dunkelheit früher eintritt, die Ernte vorbei ist und die Natur langsam abstirbt – Feste, die den Fokus auf Leben und Tod legen, gefeiert werden. Im November gedenken wir auch besonderer Heiliger der Nächstenliebe, wie des Hl. Martin oder der Hl. Elisabeth. Sie zeigen, ebenso wie der Hl. Nikolaus auf, worum es im Leben eigentlich geht. Fragen wie ,Was ist mir im Leben wichtig? Bin ich ein liebender Mensch?‘ treten in den Vordergrund.“

Dekan Franz Troyer spricht im Zusammenhang mit Allerseelen auch den Begräbniskult an, der in Osttirol erfreulicherweise noch sehr stark ausgeprägt zelebriert werde. „Vollende Du das, was auf dieser Welt unvollendet geblieben ist – bei Begräbnisfeiern halten wir Gott das Leben eines Menschen hin und bitten, dass er es vollende. Der Lebenslauf, der bei der  Begräbnisfeier vorgelesen wird, soll einerseits eine Würdigung des Verstorbenen und andererseits ein Symbol und eine Hilfestellung für das Abschiednehmen sein.“ Die Musik, die Gemeinschaft mit  Familie, Freunden und Bekannten, Bilder und Worte – diese Zeichen seien bei Begräbnissen wichtig. „Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass auch wir Seelsorger, insbesondere bei tragischen Todesfällen, oft nach den richtigen Worten suchen. Mir persönlich ist es eine Hilfe, dass wir auf Gebete wie ,Im Wasser der Taufe bist du mit Christus begraben worden und hast in ihm neues Leben empfangen‘ oder ,Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat‘ oder ,Von der Erde bist du gekommen und zur Erde kehrst du zurück. Der Herr aber wird dich auferwecken‘ zurückgreifen können, die die katholische Kirche seit Jahrhunderten bewahrt hat.“

 

 

Über dem Eingangsbogen zum Vorplatz der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz steht das lateinische Wort „resurrecturis“ geschrieben. Darauf und auf die Übersetzung „Du wirst auferstehen!“ weist uns Dekan Franz Troyer zum Abschluss hin. Er führt uns auch in den Vorraum des Gotteshauses, in dem Gemälde den Bezug zu Tod und Auferstehung herstellen. Links ist die Totenerweckung des Lazarus und rechts eine Prophezeiung des Ezechiel zur Auferweckung der Toten zu sehen. „Die Tage um Allerheiligen und Allerseelen sind Tage der inneren Ausrichtung, Tage, die auf unser inneres Fragen und Suchen eine Antwort geben wollen: Eine Antwort der Hoffnung und der Zuversicht, die in der Frohbotschaft der Bibel wurzelt. Der Glaube daran, dass wir im Tod unsere Vollendung finden, gibt uns Gelegenheit, das Leben wieder neu zu begreifen und zu feiern.“

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger (2), Osttirol Journal  (1)

01. November 2018 um