Bergfieber pur: der „Senioren-Express“ der Alpenraute Lienz

Anspruchsvolle Berg-, Kletter- und Skitouren sind die Leidenschaft von Fredi Kreissl, Horst Kendlbacher, Sepp Mühlmann und Hans Wibmer.

Im Gespräch mit den vier bergaffinen Pensionisten und Markus Huber, dem Obmann der Alpenraute Lienz, fanden wir schnell heraus, warum die vier Alpinisten von ihren Kameraden bei der Alpenraute Lienz humorvoll auch als „Senioren-Express“ bezeichnet werden. Die Begeisterung für die Berge dieser Welt – mit besonderem Bezug zu den Alpen und den Lienzer Dolomiten – hat das Leben der beiden Gaimberger Fredi Kreissl und Sepp Mühlmann, des Lienzers Horst Kendlbacher und ihres Bergkameraden Hans Wibmer aus St. Johann im Walde geprägt. Wenn sie von der einen oder anderen ganz besonderen Tour erzählen, wird ihre Leidenschaft sprichwörtlich „spürbar“. So verwundert es auch nicht, dass die vier Osttiroler von ihren Vereinskollegen mit einer ganz besonderen Titulierung bedacht wurden. Wie es zum Namen „Senioren-Express“ gekommen ist, erklärt Alpenraute-Obmann Markus Huber: „Bei unseren monatlichen Vereinsabenden wird immer auch von den Touren des vergangenen Monats berichtet. Dabei hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert, dass unsere, inzwischen etwas in die Jahre gekommenen vier Bergfreunde immer mit Top-Touren und sehr passablen Aufstiegszeiten herausstachen. Angesichts dieser Leistungen lag es nahe, dem Vierergespann den Namen `Senioren-Express` zu geben.“

 

 

Die Liste der Bergtouren und Expeditionen, die Fredi, Sepp, Horst und Hans bewältigt haben, ist lang – und beeindruckend. Sepp Mühlmann, 71 Jahre „jung“, auch bei der Bergrettung Lienz aktiv, wird von seinen drei Bergkameraden als „Zugpferd“ und „Konditionstiger“ bezeichnet. Er hat nicht nur Himalaja-Erfahrung (Parchamo Peak, Dhaulaghiri VII usw.), sondern stand u.a. auch auf dem Gipfel des höchsten Berges Südamerikas, des 6.962 Meter hohen Aconcagua. Der Elbrus im Kaukasus und diverse Nordwandbesteigungen (Königsspitze, Ortler …) gelten als weitere Hotspots in Sepp`s Bergsteigerleben. Nicht weniger spektakulär ist die Bilanz von Horst Kendlbacher (68). Über 500 Dreitausender-Gipfel (darunter alle Dreitausender Osttirols) und 31 Viertausender im gesamten Alpenraum hat der Lienzer bezwungen. Er selbst sieht die Tour auf den 6.476 Meter hohen Mera Peak in der Khumbu-Region in Nepal als einen seiner ganz besonderen Erfolge an. Hans Wibmer (71) war früher als Wirt auf der Dolomitenhütte tätig und ist bis heute Mitglied der Bergrettung. Ebenso wie Fredi Kreissl (64) – letzterer ist sozusagen das „Küken“ des „Senioren-Express“ – hat er zahlreiche Dreitausender und Viertausender in den Alpen erklommen, unzählige Berge in Südtirol, in den Julischen Alpen, beeindruckende Gipfel in Südamerika (Osorno, Villarica) und Mexiko sowie den 5.895 Meter hohen Kilimanjaro in Afrika bezwungen. „Wir vier unternehmen viel gemeinsam. Familiäre und andere Verpflichtungen ermöglichen uns allerdings nur einen gemeinsamen Tourentag in der Woche“, meinen sie schmunzelnd. „Deshalb sind wir manchmal auch als `Trio-` oder als `Duo-Express` anzutreffen.“

 

 

Zu viert reisten Fredi, Sepp, Horst und Hans u.a. nach Bulgarien, ins Gebiet des Rila-Nationalparks, wo die Alpinisten auf dem Gipfel des höchsten Berges Südosteuropas standen. Sie erzählen gerne auch von ihren Touren auf Schneeberg und Rax, den Großen Priel, von Klettersteigen im Rofan und von Gipfeln in Friaul, wie z.B. vom Monte Sernio. Auch bei Bergevents wie dem „Karwendelmarsch“ waren die vier Alpenrautler schon gemeinsam anzutreffen. „Egal, ob in Patagonien, am Kilimanjaro oder in den Dolomiten – Touren und Gipfelsiege, die wir vier zusammen schaffen, sind für uns besonders schön. Wir hoffen, dass wir noch möglichst lange als Quartett in den Bergen unterwegs sein können.“

Gemeinsam ist den vier Osttiroler auch, dass sie alle bereits mindestens einmal den Titel „Alpenrautler des Jahres“ einheimsen konnten. „Diese Ehre wird jenen Mitgliedern zuteil, die sich durch eine besonders aktive Teilnahme am Vereinsleben auszeichnen. Dazu gehören die Besuche der Pflichtabende und der Julfeier (Weihnachtsfeier) ebenso wie Arbeitseinsätze auf unserer Alpenraute-Hütte, die Teilnahme an Ausflügen oder am Gräberbesuch zu Allerseelen“, so Obmann Markus Huber abschließend. Schließlich stehe bei den Alpenrautlern – neben den alpinistischen Leistungen – vor allem die Kameradschaft im Vordergrund!

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger, Alpenraute Lienz

10. Mai 2018 um