Aguntum: Michael Tschurtschenthaler beendet seine letzte Grabungssaison

Der langjährige Grabungsleiter von Aguntum, Ass.-Prof. Dr. Michael Tschurtschenthaler, tritt mit 1. Oktober 2020 seine Pension an. Sein Nachfolger ist Mag. Dr. Martin Auer.

Wie jedes Jahr am Ende der Grabungssaison stellten Grabungsleiter Ass.-Prof. Dr. Michael Tschurtschenthaler und Dr. Leo Gomig, Obmann des Vereins Curatorium pro Agunto, die Ergebnisse den Medienvertretern vor. Für Tschurtschenthaler war es in diesem Sommer eine ganz besondere Grabung. Er tritt mit 1. Oktober seinen Ruhestand an. 1991 hat die Universität Innsbruck die Grabungen in der einzigen römischen Stadt im heutigen Tirol übernommen. Michael Tschurtschenthaler war von Beginn an mit an Bord, seit 2008 hatte er die Grabungsleitung inne.  „Es handelt sich im heurigen Jahr um meine 30. und aufgrund meiner Pensionierung um meine letzte Grabung. Für meine Freizeit habe ich jedoch einige Projekte in Planung und werde sicher weiter auch mit dem Verein Curatorium pro Agunto zusammenarbeiten“, betonte Tschurtschenthaler.

Als Highlights der 30 Grabungen bezeichnete Michael Tschurtschenthaler die Entdeckung des Marmorbeckens im Atriumhaus im Jahre 1994 und die umfassenden Grabungsarbeiten am Rundmacellum. „Auf europäischem Boden gibt es nur sechs derartige Bauwerke“, so Tschurtschenthaler. Sein Nachfolger als Grabungsleiter von Aguntum wird Mag. Dr. Martin Auer. „Dr. Auer ist seit 2001 in Aguntum mit dabei. Er kennt sich also aus und steht sozusagen in meiner Tradition. Ich bin aber überzeugt, dass er auch viele neue Dinge einbringen wird“, betonte Tschurtschenthaler.

 

Einen Teil der Funde präsentierte Michael Tschurtschenthaler beim Medientermin.

 

Durch die Corona-Pandemie war lange unsicher, ob die Grabung in Aguntum heuer durchgeführt werden kann. „Erst zehn Tage vor Grabungsbeginn am 29. Juni haben wir grünes Licht bekommen. Sieben Wochen lang waren 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Arbeiten beschäftigt. Am 14. August schließen wir die diesjährige Grabungssaison ab“, so Tschurtschenthaler. Der Schwerpunkt der Grabung 2020 lag am Forum und am Handwerkerviertel.

„Im Norden des Forums haben wir einen Raum entdeckt, der nach dem großen Brand in Aguntum als Lagerraum gedient haben muss. Ziegelstapel, Schieferplatten und zahlreiche Eisennägel haben wir dort vorgefunden. Ein interessanter Aspekt ist, dass im Handwerkerviertel im 3. Jahrhundert n. Chr. rege Bautätigkeit herrschte, obwohl die öffentliche Hand durch den Brand wohl kaum Geld zur Verfügung hatte. Private – auch die Handwerker – dürften die umfangreichen Um- und Neubauten vorgenommen haben“, so Tschurtschenthaler. Er präsentierte einige der diesjährigen Funde. „Unter den Funden sind besonders viele aus Bein: Haar- und Nähnadeln zum Beispiel oder eine Perle aus Knochen. Auch Bronzefunde waren dabei: eine kleine Pinzette, Nadeln und Münzen“, berichtete der Grabungsleiter.

Aguntum wurde um die Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus unter Kaiser Claudius zur Stadt erhoben. Wissenschaftliche Grabungen finden hier seit 1912/13 statt. Das Österreichische Archäologische Institut führte ab etwa 1950 systematische Grabungen durch. 1991 hat die Universität Innsbruck im Rahmen der Regionalisierung die Arbeiten übernommen. Seit 2008 hatte Ass.-Prof. Dr. Michael Tschurtschenthaler die Grabungsleitung inne.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

13. August 2020 um