Wanda Furtschegger: „Das Schreiben macht mich glücklich!”

Die pensionierte Lehrerin aus Lienz verfasst Gedichte und Kurzgeschichten in verschiedenen Sprachen und arbeitet auch mit bildenden Künstlern und Musikern zusammen.

Humorvoll, bisweilen schräg, aber auch ernst und tiefsinnig sind die Gedichte und Kurzgeschichten der Osttirolerin. 39 Jahre lang hat Wanda Furtschegger in der NMS Egger-Lienz (früher Hauptschule) unterrichtet. Ihre Fächer waren Englisch, Italienisch und Geografie. „Literatur hat mich eigentlich schon immer interessiert. Neben Werken deutscher Autoren lese ich gerne auch Bücher von  englischen, französischen und italienischen Schriftstellern“, erzählt sie. Von 1979 bis 1981 hat Wanda an der Universität Northern Iowa in der US-amerikanischen Stadt Cedar Falls ein Literatur-Studium absolviert und dieses mit dem Master-Diplom abgeschlossen. „In meiner Diplomarbeit habe ich die Novellen von Stefan Zweig miteinander verglichen. Ich empfand das Leben im Mittelwesten der USA als sehr angenehm und hatte auch den Plan, dort zu bleiben und an einer High School zu unterrichten. Schließlich bin ich dann aber doch nach Osttirol zurückgekehrt.“

Richtig mit dem Schreiben begonnen hat Wanda Furtschegger mit ihrer Pensionierung im Jahr 2012. „Dafür muss man den Kopf frei haben“, sagt sie. Über tausend Texte hat sie mittlerweile verfasst. „Ich arbeite beinahe täglich an meinen Texten. In letzter Zeit lege ich den Fokus insbesondere auf Gedichte.“ Die Autorin schreibt in deutscher, englischer, italienischer und französischer Sprache. Gerne erinnert sich Wanda nicht nur an ihre Zeit in den USA, sondern auch an einen Aufenthalt in Südengland zurück. „Nach der Matura war ich eine Zeitlang bei einer Familie in Burgess Hill in Sussex zu Gast. 40 Bücher englischer Autoren konnte ich damals lesen. Ein großes Vorbild ist für mich z.B. William Somerset Maugham.“

 

 

Ob zu Hause, im Fitnesscenter oder bei ausgedehnten Spaziergängen – Wandas Gedichte und Kurzgeschichten können überall entstehen. „Ich speichere meine Ideen im Kopf ab und bringe sie später zu Papier. Besonders gerne spaziere ich zum Helenenkirchl. Hier fällt mir fast immer etwas ein. Ich schreibe Gedichte und Texte über die Natur, meine Reisen und menschliche Beziehungen.“ Wanda Furtschegger ist Mitglied der Künstlervereinigungen „World Art Games Austria“ und „Steirische  Autoren“. Ob in Nord-, Ost- oder Südtirol, in Kärnten, Wien oder Graz – die Lesungen der Lienzer Autorin sind immer gut besucht. Sie war Gewinnerin des Literaturwettbewerbs im kroatischen Moscenicka Draga im Rahmen des 5. Internationalen Literaturfestivals und hat Beiträge zur Anthologie „Wir, rollende Steine“ der Gesellschaft „Literatur grenzenlos in Wien“ und zur Steirischen  Autorenanthologie „Tintengold“ verfasst. „Besonders freue ich mich darauf, im Juni nächsten Jahres an einem Künstlerfestival in Dubrovnik und Sarajevo teilzunehmen und im September die Einladung zu einer Lesung in St. Petersburg wahrnehmen zu dürfen“, informiert die Literatur-Begeisterte.

Am 10. Dezember 2019 wird Furtschegger in der Stadtbücherei Lienz um 17.00 Uhr zum Thema „Nacht“ lesen. Der Osttiroler Autorin ist es ein Anliegen, sich auch mit bildenden Künstlern und Musikern auseinanderzusetzen. „Mit der Malerin Hannelore Nenning habe ich ebenso zusammengearbeitet wie mit dem Fotokünstler Herbert Nussbaumer. Im Juni 2019 trat ich gemeinsam mit dem jungen Osttiroler Maler Daniel Leiter im Rahmen des Kulturevents ,upside down‘ in der Wirtschaftskammer Lienz auf. Ich habe meine in Worte gekleideten Gedanken und Gefühle zu Daniels Werken vorgetragen. Andreas Bergmann und Fredy Wolf lieferten musikalische Beiträge.“

Reflektieren, Nachdenken, Entwickeln und Schreiben – mehr als 15 Stunden pro Woche wendet Wanda Furtschegger für ihre Texte auf. „Schreiben macht mich glücklich. Ich kann meine Gefühle in Worte fassen und Botschaften aussenden. Ich freue mich, wenn ich den Leserinnen und Lesern mit meinen Gedichten und Geschichten eine Freude und eine schöne Zeit bereiten kann. Bei meinen Kurzgeschichten lasse ich manchmal das Ende offen, um bei dem einen oder anderen Leser die Fantasie vielleicht noch mehr anzuregen!“

 

Ich schaffe mir meine eigene Welt

Ich gebe den kahlen Ästen der Bäume ihr dichtes Blattwerk zurück,
den Wiesen und Wäldern ihr intensives Grün,
verwandle das abweisende Grau des Himmels in ein leuchtendes Blau.
Die Sonne lade ich ein,
die Landschaft in mildes Licht zu tauchen,
den Wind, sanft über meine Wangen zu streichen.
Ich schaffe mir in Gedanken meine eigene Welt,
in der ich glücklich sein kann.

Wanda Furtschegger

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger

23. November 2019 um