Tiroler Landestheater: Otto-Grünmandl-Abend mit Musik von Franui

„Als Wappenadler bin ich eine Schildkröte“ – die Osttiroler Musikbanda Franui wirkt erstmals bei einer szenischen Produktion am Tiroler Landestheater mit.

Wie politisch ist das Private und wie menschlich die Öffentlichkeit? Was ist die Wirklichkeit, wenn auf der Theaterbühne öffentlich Privates verhandelt wird? Wollen wir nicht alle ab und zu einfach „aus dem Bild steigen”?

Mit einer dramatisch-musikalischen Textcollage zum 100. Geburtstag des großen Tiroler Satirikers Otto Grünmandl wird unmittelbar klar, welche Aktualität und gesellschaftliche Relevanz sein Werk noch heute hat: verspielt, absurd und humorvoll. Spintisierereien, Suppenrezepte und andere Wahrheiten. In diesem Sinne macht die international erfolgreiche Osttiroler Musicbanda Franui gemeinsam mit dem Haller Regisseur Alexander Kratzer und der Innsbrucker Künstlerin Katharina Cibulka, die eine Bühneninstallation beisteuert, Grünmandls allgemein gültiges künstlerisches Potenzial auf der Bühne des Tiroler Landestheaters sichtbar.

 

 

Interview mit Franui: „Wie entsteht eigentlich eine Bühnenmusik?“

Wie war eure erste Reaktion, als ihr vom Tiroler Landestheater angefragt wurdet, Musik für einen Otto-Grünmandl-Abend zu seinem 100. Geburtstag zu komponieren?

Wir waren einerseits sehr erfreut, da wir seit 30 Jahren zusammenspielen und viel an großen Häusern bei Schauspiel- und Musiktheaterproduktionen mitgewirkt haben. Aber jetzt sind wir als Tiroler Ensemble zum ersten Mal auch eingeladen, am Tiroler Landestheater bei einer szenischen Produktion dabei zu sein. Andererseits empfanden wir aber auch Ehrfurcht vor der Aufgabe: Ob Grünmandls geniale Pointen zünden oder nicht, ist vor allem eine Frage des Timings – also eigentlich eine musikalische Frage.

Wie habt ihr euch seinem Werk angenähert, bzw. was gab es bisher für Berührungspunkte zwischen Franui und Grünmandl?

Wir sind uns in seinen letzten Lebensjahren noch persönlich begegnet, aber mehr so im Vorbeigehen auf der Straße. Tatsächlich haben wir jetzt vieles zum ersten Mal gelesen, neben den bekannten auch unbekannte Arbeiten wie seine schönen Gedichte, die in der im Haymon-Verlag erscheinenden Werkausgabe veröffentlicht wurden und die wir vertont haben. Insgesamt standen wir vor einem ziemlich hohen Berg aus guten Texten.

Was waren dann die Herausforderungen, nachdem ihr die fast fertige Textfassung in Händen hattet? Gab es erste Impulse für Kompositionen?

Uns war von vornherein klar, dass viele Texte von Grünmandl sich hervorragend dafür eignen, chorisch vertont zu werden. Es ist so etwas wie eine allgemeine Erfahrung, wenn da steht: „Höret was Erfahrung spricht …“. Wir hatten also an vielen Stellen einen Chor der SchauspielerInnen im Kopf und haben im Vorfeld mit ihnen allen gearbeitet, um ihre Stimmlage zu kennen und die Chöre maßgeschneidert für das Ensemble schreiben zu können.

Habt ihr eine besondere Vorgangsweise, wenn ihr Bühnenmusik schreibt?

Die Musik, die ein Bühnengeschehen begleitet, kann vieles unterirdisch verknüpfen, was zusammengehört – oder eben das Gegenteil davon ist. Wenn ein bestimmtes Motiv erklingt, erinnert man sich oder fragt sich, ob man das vielleicht schon einmal gehört habe. Kurz: Die Musik kann Zusammenhänge herstellen und womöglich etwas Ganzheitliches schaffen. Dementsprechend arbeiten wir mit begrenztem musikalischen Material, das wir mit unserem merkwürdigen Instrumentarium aus Blech- und Holzbläsern, Streichern und Volksmusik-Saiteninstrumenten beständig variieren. Beim Live-Auftritt ist dann die Aufmerksamkeit entscheidend, denn es gibt sehr viele Einsätze.

Was würde Otto-Grünmandl sagen, wenn er eure Musik hören würde?

Wahrscheinlich das, was er auch seinem Freund Gerhard Polt zum Abschied gesagt hat: „Woasch, i stirb jetzt amal derweil, und dann schau ma weiter!“

 

Termine und Karten: Als Wappenadler bin ich eine Schildkröte | Tiroler Landestheater

 

Text: Redaktion, Foto: Tiroler Landestheater/Birgit Gufler

11. Januar 2024 um