Schloss Bruck: Spannender Herbst in altehrwürdigen Mauern

Besonders vielfältig präsentiert sich heuer das Museum der Stadt Lienz im so genannten Schlossherbst. Fokus auch auf Albin Egger-Lienz aus Anlass seines 150. Geburtstages.

Auf den Vortrag des Kunsthistorikers Leon Andergassen, der am 16.9. über Simon von Taisten und sein Wirken in der Schlosskapelle, referierte, folgt am 23.9. ab 11.00 Uhr die Sonntagsmatinee mit Historiker Stefan Weis. Er informiert über die Vorgänge rund um die Hexenverfolgungen in Tirol, die auch an den Grenzen von Lienz nicht Halt machten. Stefan Weis erinnert an die tragischen Schicksale der angeklagten Frauen und führt die grausamen Vorgehensweisen der damals Verantwortlichen vor Augen.

 

Stefan Weis führt die Besucher zurück in die Zeit von „Hexenkammer“ und „Hexenverfolgungen“.

 

Am 30.9 startet dann eine Serie von Matineen zu Albin Egger-Lienz. Am letzten September-Sonntag stellt Heike Förster, Ausstellungsvermittlerin des Museums, unter dem Titel „Egger-Lienz persönlich“ den Werken von Albin Egger-Lienz Originalzitate des Künstlers gegenüber. Am 7.10. wird dann Kunsthistoriker Günther Moschig in die Welt der Tiroler Moderne einführen, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in einem vermeintlichen Land ohne Perspektive entwickelte. „Egger-Lienz und die Frauen“ – so lautet die Überschrift der Matinee am 14.10. Das Thema der Mutter zieht sich bei Egger-Lienz, der selbst neben der biologischen auch eine Ziehmutter hatte, wie ein roter Faden durch sein Werk: von der „Heiligen Nacht“ um 1900 bis zu seinem letzten großen Werk „Pietà“ von 1926. Aber auch der Frau bei der täglichen bäuerlichen Arbeit oder den „Kriegsfrauen“ hat sich der Maler eingehend gewidmet. Kunsthistoriker Karl Craus, der nach dem Tod von Wilfried Kirschl als der Egger-Lienz-Spezialist gilt, begibt sich auf Spurensuche nach dem Frauenbild des Künstlers im Kontext des Symbolismus sowie der eigenen Biografie.

 

Wie es in Lienz vor Gericht zuging – hier keine Hexe, sondern die Meineid-Legende von 1504 (Tafelgemälde von 1630)

 

Am 21.10. werden Museumsleiterin Silvia Ebner und Historiker Martin Kofler zu „Egger-Lienz und die Restitution“ sprechen und durch eine Matinee zu Provenienzforschung, geschichtlichen Hintergründen und erfolgten Restitutionen der vergangenen Jahre führen. Zwei Studentinnen der Kunstgeschichte an der Universität Graz kommen dann am 26.10. zu Wort: Anna Petutschnig und Elisabeth Tangerner informieren unter dem Titel „Tiefer Glaube oder Vandalismus?“ über die Ergebnisse der Erhebungen der Universität Graz (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Romedio Schmitz-Esser) zu jenen Graffiti, die die Werke Simon von Taistens in der Schlosskapelle über und über bedecken. Schon kurz nach dem Tod des letzten Görzer Grafen entstanden die ersten Einritzungen, die wohl nicht als Vandalismus, sondern als Zeichen tiefen Glaubens zu sehen sind. Matinee-Besucher erfahren aber auch viel Interessantes zu den Fragen, was hinter den griechischen, englischen und lateinischen Eintragungen steckt und ob und wie sich die Inschriften über die Jahrhunderte unterscheiden.

 

Text: Redaktion, Fotos: Wolfgang Retter, Brunner Images, TAP/Foto Baptist

17. September 2018 um