Schloss Bruck: Spätmittelalterliche Farbenpracht im Fokus

Heute, Freitag, 18.5., wird auf Schloss Bruck die Sonderausstellung „Mal mir den Himmel. Simon von Taisten und Schloss Bruck“ eröffnet. Zu sehen bis 26. Oktober 2018.

Der Pustertaler Künstler Simon von Taisten gehört zu den faszinierenden Gestalten des ausgehenden Mittelalters in Tirol. Er hat in Osttirol so beeindruckende Werke wie die Kapelle auf Schloss Bruck oder die Fresken in Obermauern geschaffen. Simon, der auch nach dem Hof in Taisten bei Welsberg „Marenkl“ genannt wird, hinterließ seine Spuren aber nicht nur im Bezirk Lienz, sondern in der gesamten vorderen Grafschaft Görz, im heutigen Südtirol wie auch in Kärnten. Die Sonderschau „Mal mir den Himmel“ im Museum Schloss Bruck zeigt einen seltenen Blick in eine spätmittelalterliche Malerwerkstatt und spürt dem Wissen und der Arbeit der Künstler und Handwerker nach. Zu diesem Wissen gehören nicht nur die Materialkunde und die Fertigkeiten, Farben und Farbpigmente selbst herzustellen, auch die Kenntnis der Heiligen und ihrer Legenden war essenziell. So widmet sich ein Teil der Ausstellung auch der theologischen Komponente, der Bildsprache in der Kapelle, die für die Besucher nicht nur einen Blick in den Himmel eröffnet, sondern auch als „ewige Gedechtnus“, als Erinnerung an ein endendes Herrschergeschlecht – die Grafen von Görz – gesehen werden muss.

„Mal mir den Himmel“ entstand in Zusammenarbeit mit Leo Andergassen, Kunsthistoriker, und der Restauratorin Renata Burszan. „Es wird eine interaktive Ausstellung, bei der die Besucher viel ausprobieren können“, erzählt Museumsleiterin Silvia Ebner über Schauobjekte, die für Groß und Klein ein selbständiges Erkunden der Werkstätte und des „himmlischen Multikulti“ ermöglichen. Bereichert wird die Sonderschau durch Freskenschnitte, die Renata Burszan nach alter Maltradition hergestellt hat, wie auch durch interaktive Screens in der Schlosskapelle. Durch diese können auch die verstecktesten Winkel und feinsten Details der spätgotischen Malerei erkundet werden, die ansonsten nicht einsehbar sind.

 

 

Öffnungszeiten: Mai/Juni: Dienstag bis Sonntag & feiertags von 10.00 – 17.00 Uhr
Juli/August: täglich 10.00 – 18.00 Uhr, September/Oktober: Dienstag bis Sonntag und feiertags von 10.00 – 16.00 Uhr

 

Die Zeit des ausgehenden 15. Jhdts. war eine gute Zeit für den europäischen Sakralbau. Landauf, landab wurden neue Kirchen gebaut oder im damals modernen spätgotischen Stil umgebaut. Auf Schloss Bruck beauftragte Graf Leonhard von Görz 1490 einen Mann mit der Neuausmalung seiner Burgkapelle, der sich bereits als Altarmaler mit seiner Werkstatt weithin einen Namen gemacht hatte: Simon von Taisten. Der Pustertaler war in den Jahren um 1500 viel beschäftigt. Seine leicht verständliche Erzählweise fesselte die Menschen, die Bildkompositionen im Stil der Spätgotik und die Leuchtkraft der Farben haben im Laufe der Jahrhunderte kaum an Intensität eingebüßt.

Der Freskenzyklus in der Burgkapelle ist besonders gut erhalten, weil er nie überfasst oder mit Putzschichten verdeckt war, wie es bei mittelalterlichen Wandmalereien oft der Fall ist. Um 1490–1496 entstanden, zeigen die Fresken ein sakrales Bildprogramm, das mit Motiven wie der Schutzmantelmadonna oder den 14 Nothelfern noch heute Aufschluss über die Frömmigkeit, aber auch das Alltagsleben im ausklingenden Mittelalter gibt.

Die Ausstellung präsentiert, ausgehend von den Fresken der Kapelle, praxisnah die Kunst und Technologie des Simon von Taisten. Typische Abläufe und Utensilien einer spätmittelalterlichen Malerwerkstatt werden ebenso gezeigt wie neue Erkenntnisse zum Entstehungsprozess der Fresken. Im Rahmen eines 2016 abgeschlossenen Konservierungs- und Forschungsprojekts gewonnen, werden sie nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

 

Text: Redaktion, Fotos: Brunner Images, Wolfgang Retter, Renate Burszan

18. Mai 2018 um