Musikalische Vielfalt im Schatten des Anraser Pfleghauses

Beeindruckende Klangerlebnisse von großer Vielfalt und ein begeistertes Publikum prägten die zweite Auflage der Anraser Musiktage.

„Die Anraser Musiktage sind wohl die außergewöhnlichste und am hochkarätigsten besetzte Veranstaltung in unserer Region im Bereich Blasmusik.“ Diese Feststellung eines Osttiroler Kapellmeisters kommt nicht von ungefähr, traten doch auch im Jahr zwei ihres Bestehens wieder vorzügliche, in Osttirol nicht oft gehörte Formationen auf.

Den Auftakt machten Christoph Moschberger und Da Blechhauf`n. Der deutsche Ausnahmetrompeter und die österreichischen Blechlegenden sind eigentlich alle in der traditionellen Blasmusik beheimatet. An diesem Abend begaben sie sich mit dem fachkundigen Publikum auf eine musikalische Reise durch ferne Kulturen und Klangwelten, um dann wieder zu ihren musikalischen Wurzeln zurückzukehren. Zusätzlich verstärkt wurden das Musikerlebnis durch eine beeindruckende Bühnenshow – in der Summe eine ganz außergewöhnliche Mischung von akustischer und visueller Exzellenz, weit abseits ausgetretener Blasmusikpfade. Das Publikum dankte mit Standing Ovations.

 

Im Bild die Musikkapelle Anras

 

Nicht minder begeisternd war der Auftritt der MK Anras eine Woche später. Da kamen Stücke zur Aufführung, die bei Standardauftritten nicht zu hören sind, wie etwa die vom Kapellmeister Christian Schönegger gefühlvoll einstudierte Ballade „Lullaby“ von Christoph Moschberger. Oder die rhythmisch energetische Symphonic Ouverture von James Barnes mit ihrem kammermusikalischen Mittelteil. Und als weiterer Höhepunkt das als Hommage an den King of Swing dargebotene Medley „Benny Goodman Memories“. Da bot die Trachtenkapelle das rhythmisch-dynamische Klangerlebnis einer Bigband, da übertraf ein brillanter Solist den Nächsten an Können und an Spielfreude, und am Schluss war man nicht sicher, wessen Begeisterung größer war: die des Publikums über die hinreißende Performance oder die der Musikanten über ihr furioses Spiel.

 

Im Bild die Brass Band Fröschl

 

Wie außerordentlich dynamisch die Bandbreite der Blechmusik sein kann, demonstrierte die Brass Band Fröschl Hall in ihrem Konzert. Im Auftaktstück „Wellingtons Sieg“ von Ludwig van Beethoven erklangen zuerst Landsknechttrommeln und Signaltrompeten wie aus der Ferne. Das fröhliche Spiel des Aufmarschs ging über in Schlachtenlärm voller Wucht und Dramatik, um in den Siegesfanfaren der englischen Truppen zu enden. Die außerordentlichen technischen Fähigkeiten der Bläser kamen im zeitgenössischen „The World Rejoicing“ von Edward Gregson zur Geltung, und gekonnt interpretierte Melodien aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ entführten das Publikum in das New York der 1950er-Jahre. Frenetischer Jubel, Zugabe – ein beglückender Abend.

 

Im Bild das Sinfonische Blasorchester Ried

 

Als ein Abend der Solisten entpuppte sich das Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Ried. Auf der Panflöte begeisterte die wunderbare Andreea Chira, der Anraser Toni Fronthaler trug mit seinem Flügelhorn überaus einfühlsam und mit abgeklärter Professionalität den Song „Someone Like You“ vor, Katharina Geroldinger beeindruckte mit ihrer hervorragenden Performance auf Piccolo- und Querflöte, so wie auch die Saxophonistin Evelyne Leeb mit „Tango Club“. Stand bei diesen Darbietungen das SBO Ried ganz im Dienste der Solisten, so konnte es beim Divertimento von Leonard Bernstein und den finalen „Polowetzer Tänzen“ noch einmal seine ganze Klanggewalt und Spielfreude ausleben. Ein außerordentlich vielseitiges Programm, das vom Publikum mit viel Applaus bedacht wurde.

 

Im Bild das Ensemble minui

 

Komplettiert wurden die Anraser Musiktage auch dieses Jahr wieder mit einem Schuss Klassik: Das Ensemble minui, bestehend aus neun Instrumentalisten des Kärntner Sinfonieorchesters, bot bisher ungehörte Perspektiven auf bekannte Opernwerke. Als Eröffnung erklang die Ouverture aus der ersten Oper von Richard Wagner „Die Feen“. Mit Auszügen aus den Opern „Eugen Onegin“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski über „La Bohème“ von Giacomo Puccini bis hin zum „Rosenkavalier“ von Richard Strauß durchlebten die Zuhörer das gesamte Gefühlsbad der großen Opernwelt, teils zu Tränen rührend, oft dramatisch, stets gekonnt und charmant vorgetragen, und alles im Zeitraffer innerhalb weniger Minuten.

Fünf Konzerte, fünf Mal Begeisterung bei den Ensembles und beim Publikum, fünf Mal, und auch das ist ein Anliegen der Protagonisten, After Show Party mit Gelegenheit zum Austausch zwischen den einheimischen Musikbegeisterten untereinander und den Ensemblemitgliedern, die sich unter das Publikum mischten und sich über die schöne Stimmung freuten. Jetzt freuen sich die Veranstalter auf die Anraser Musiktage 2024. Auch dann werden wieder hochkarätige Ensembles zu hören und zu erleben sein. Das geneigte Publikum darf gespannt sein!

 

Text: Redaktion, Fotos: © Anraser Musiktage

22. Juli 2023 um