Osttiroler Kunstsammler beweist wieder Solidarität

Erich Mair ist ein Mann mit vielen Facetten. Viele Stationen kennzeichnen den Lebensweg des gebürtigen Lienzers, der sich schon wiederholt in den Dienst der guten Sache gestellt hat.

Während die berufliche Laufbahn des studierten Volkswirtes insbesondere von seiner langjährigen Arbeit im Tourismus geprägt war, richteten sich Mairs persönliche Interessen schon sehr früh auf die bildende Kunst. In seine Zeit als Tourismusdirektor in Villach von 1989 bis 2000 fällt der Beginn seiner karitativen Tätigkeit, mit der er zwischenzeitlich mehr als 230.000 Euro für den „guten Zweck“ lukrieren konnte. Der Erlös aus Erich Mairs neuestem Benefizprojekt, das den Titel „Ein tierischer Kunstgenuss“ trägt, wird dem Osttiroler Tierschutzverein zugutekommen.

Erich Mair ist nicht nur der einzige gerichtlich beeidete und zertifizierte Sachverständige für klassische Malerei im Bezirk Lienz – der Osttiroler hat im Laufe seines Lebens auch eine beachtliche Sammlung an Kunstwerken zusammengetragen. Die beiden Künstler Albin Egger-Lienz (1868-1926) und Franz von Defregger (1835-1921) nennt er, wenn man ihn nach seinen bevorzugten Kunstschaffenden fragt. Seine private Gemäldesammlung ist jedoch wesentlich breiter gefächert. Einer seiner Lieblingsmaler ist Ludwig Heinrich Jungnickel (1881-1965), der in Fachkreisen als der bedeutendste Tiermaler in Zeichnung und Grafik des 20. Jahrhunderts gilt. „Im Bezirk Lienz war Jungnickel bislang eher unbekannt, in Kärnten und anderen Teilen Österreichs ist er aber vielen Menschen ein Begriff“, sagt Mair.

Die Idee, zu und über diesen Zeitgenossen und künstlerischen Weggefährten von Josef Hoffmann, Egon Schiele, Gustav Klimt und Oskar Kokoschka eine Ausstellung mit Benefizcharakter zu organisieren, kam ihm vor etwa einem Jahr. „In der Presse habe ich den holprigen Weg des Osttiroler Tierheimes mitverfolgt und wollte etwas tun. Ich nahm mit Christine Zangerl, der Geschäftsführerin des Osttiroler Tierschutzvereines, Kontakt auf und stieß bei ihr auf offene Ohren“, blickt er zurück. Viel Arbeit und Zeit hat der Kunstexperte in den vergangenen Monaten in die Vorbereitungen für die Ausstellung gesteckt, die am 31. Jänner 2019 in der DolomitenBank-Galerie in Lienz eröffnet wird. Doch dem nicht genug: Für den guten Zweck trennte sich Erich Mair auch von insgesamt 100 Arbeiten Jungnickels, die sich bis dato in seinem Besitz befanden. „Mit dem Kauf eines Loses zum Fünf-Euro-Preis kann man die einzelnen Exponate gewinnen“, informiert er. Zwei der Losziehungen gingen bereits im Juli und im Dezember 2018 über die Bühne. „Nun warten noch 25 besonders schöne Jungnickel-Werke auf ihre neuen Besitzer. Diese werden bei der Schlussziehung, bei der auch alle Losnummern der ersten und zweiten Ziehung Gültigkeit haben, am 25. April 2019 vergeben.“

 

 

Der hohe Wert der von seiner Seite für den Losverkauf zur Verfügung gestellten Originalzeichnungen, Farblithographien, Radierungen sowie Holzschnitte – mehr als 70.000 Euro – mag so manchen in unserer heute so stark von Besitzdenken und Egoismus geprägten Zeit überraschen. In Osttirol beweist der Kunstsammler damit jedoch nicht zum ersten Mal sein großes soziales Engagement. Im Frühjahr 2017 spendete er zwei Druckgrafiken von Albin Egger-Lienz und Franz von Defregger und konnte für die Selbsthilfe Osttirol einen Gesamterlös von mehr als 26.000 Euro erzielen. Auf seine Motivation und Haltung angesprochen, nimmt Erich Mair auf die Prägung durch sein Elternhaus Bezug. „Meine Eltern führten eine Gärtnerei in Lienz und haben ihr Leben lang hart gearbeitet. Meine Mutter lehrte mich, dass man im Leben immer auch geben und teilen muss. Alles, was ich gesammelt habe, betrachte ich als lediglich `geliehen`. Keiner von uns kann sich auf seiner letzten Reise etwas mitnehmen!“

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Martin Lugger/privat

29. Januar 2019 um