Lienz übergab Bilder von Frederick Jaeger zur Präsentation im Sillianer Gemeindeamt

Hinter den Werken steckt eine berührende Geschichte. Bei der Präsentation in Sillian war auch der Sohn des Künstlers, George Jaeger, per Skype aus den USA zugeschaltet.

Zahlreiche BürgerInnen von Sillian, Vertreter der Stadt Lienz sowie Kunstinteressierte wohnten der Übergabe der Bilder am Dienstag, 12. März, im Marktgemeindeamt Sillian bei. Drei Werke des österreichisch-amerikanischen Künstlers Frederick Jaeger – zwei davon sind in den 1930er-Jahren in Sillian entstanden – übergab die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik an ihren Sillianer Amtskollegen Hermann Mitteregger als Leihgabe. Familie Goller schenkte die Bilder „Dorftrompeter”, „Mädchen in Tracht” und „Sillian, ein österreichisches Dorf” im Frühjahr 2018 dem Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck. Dr. Günther Goller war ein Jugendfreund von George Jaeger, dem Sohn des Künstlers. Die Bilder schenkte George Jaeger seinem Freund Günther Goller während eines Besuches in Wien 2017. Günther Goller war ÖVP-Politiker und Stadtrat von Wien. Er verstarb im September 2017.

 

In der Pension Außerhofer in Sillian, wo sich Familie Jaeger in den 1930er-Jahren gerne aufhielt, sind die beiden Porträts entstanden.

 

„Es ist ein große Ehre für die Stadt Lienz, dass wir diese drei Bilder als Schenkung erhalten haben. Familie Jaeger hat eine enge Verbindung zu Osttirol und vor allem zu Sillian. Wir freuen uns, die Gemälde für einige Zeit der Gemeinde Sillian als Leihgabe für die öffentliche Präsentation zur Verfügung zu stellen”, sagte Bgm. Elisabeth Blanik. George Jaeger war per Skype aus Vermont zugeschaltet. „Die Bilder hingen lange Zeit in unserer Wohnung in Amerika, und ich habe sie sogar manchmal mitgenommen, wenn ich unterwegs war. Ich freue mich außerordentlich, dass ich sie meinem Jugendfreund Günther Goller schenken konnte und dass sie in weiterer Folge nach Osttirol zurückkehrten”, betonte Jaeger, der im Außendienst der USA Karriere gemacht hat. Weitere Bilder von Frederick Jaeger hängen auch im Leopoldmuseum in Wien.

 

 

v.l.n.r.: „Dorftrompeter” (Porträt Joseph Außerhofer), „Mädchen in Tiroler Tracht” (Porträt Ilse Bina) und „Sillian, ein österreichisches Dorf”

 

Die beiden Porträts hat Frederick Jaeger während eines Aufenthaltes seiner Familie im Haus Außerhofer in Sillian im Jahre 1936 gemalt. Sie zeigen Joseph Außerhofer und Ilse Bina in Tracht. „Ich bedanke mich nicht nur bei George Jaeger, sondern insbesondere auch bei den Familien Außerhofer und Goller, die das alles ermöglicht haben. Wir freuen uns, dass wir die drei Bilder nun eine Zeitlang hier im Gemeindeamt der Öffentlichkeit präsentieren können”, so Bgm. Hermann Mitteregger. Er sprach eine Einladung an George Jaeger aus, nach Sillian zu kommen. „Ich habe noch nie so eine schöne Einladung erhalten. Ich kann mich noch gut an die Zeit in der Pension Außerhofer erinnern, als wir als Kinder im großen Garten spielten”, freute sich George Jaeger.

 

Dr. Günther Goller (links) und George Jaeger im Jahre 2017 im Leopoldmuseum in Wien vor Bildern von Frederick Jaeger

 

Frederick Jaeger (Friedrich Jaeger)
geb. 1895 in Wien, gest. 1980 in Kansas City/USA

Friedrich Jaeger entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie. In den letzten beiden Jahren des Ersten Weltkrieges wurde er an die italienische Front zum Kriegsdienst einberufen. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg heiratete er Emma Stachura und konvertierte zum katholischen Glauben.

Von 1918 bis 1926 studierte er an der Akademie der bildenden Künste und war in der Folge als Kunsterzieher an Wiener Schulen tätig. 1926 wurde sein Sohn Georg geboren. In den 1920er- und 1930er-Jahren schuf Jaeger ein reiches künstlerisches Werk, aus dem insbesondere Porträts und Illustrationsgrafiken herausragen. Aus dieser Zeit stammen auch die nun der Stadt Lienz geschenkten Werke, die bei Aufenthalten in Osttirol entstanden sind.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich 1938 wurde Familie Jaeger aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. Friedrichs Bruder Paul wurde im Konzentrationslager Dachau ermordet. Friedrich Jaeger gelang im November 1938 mit Hilfe der britischen Quäker-Organisation die Flucht nach England, von wo aus er in die USA emigrierte.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger, Archiv Hildegard Außerhofer, Peter Unterweger

13. März 2019 um