Lienz: Fastentuch von Michael Hedwig hängt in der Fastenzeit in der Pfarrkirche St. Andrä

Im Rahmen der Messe am 17. Feber wird das Fastentuch vom Künstler Michael Hedwig und von Dekan Dr. Franz Troyer erklärt und seiner liturgischen Funktion für die Fastenzeit übergeben.

Seit dem Mittelalter gibt es den Brauch, in der Fastenzeit den Hochaltar, einzelne Bilder oder die Kreuze zu verhüllen. Die großen Fastentücher im Altarraum erinnern an einen Vorhang, der zum Ausdruck der Trauer über den Tod Jesu den Hochaltar verhüllt.

Manchmal werden schlichte einfärbige Tücher – meist in der Farbe Violett – verwendet, ab und zu – z.B. mehrfach in Kärnten – zeigen die Fastentücher ein reiches biblisches Bildprogramm von der Erschaffung der Welt bis zu Tod und Auferstehung Jesu. Das Schloss Bruck besitzt das wertvolle Virgener Fastentuch (5 mal 8 Meter) aus dem Jahr 1598.

In der Fastenzeit 2024 wird im Altarraum der Pfarrkirche St. Andrä ein besonderes Fastentuch hängen und absichtlich den Blick auf den Hochaltar verdecken. Es wurde vom Lienzer Künstlers Michael Hedwig im Jahr 2010 als Auftragswerk der Dompfarre Innsbruck und der Initiative Kunstraum Kirche geschaffen. Es hat eine Größe von 11 mal 7 Meter und ist mit Acryl auf drei Bahnen ungrundierter Baumwolle gemalt. In der Fastenzeit 2010 und 2011 hing dieses Fastentuch im Dom zu Innsbruck und in den Jahren 2020 bis 2023 in der Michaelerkirche in Wien.

 

Detail des Fastentuchs: Auferweckung der Gebeine – Vision des Propheten Ezechiel

 

Auferweckung der Gebeine und Verklärung Jesu

Die Darstellung am Fastentuch von Michael Hedwig verbindet zwei biblische Motive: die Vision des Propheten Ezechiel, der schildert, wie tote Gebeine aus der Erde herauskommen und vom Geist Gottes zu neuem Leben erweckt werden (Ezechiel Kapitel 37), und die Verklärung Jesu, die alljährlich in der Kirche am 2. Fastensonntag als Evangelium verkündet wird. Eine Darstellung der Vision Ezechiels befindet sich im Eingangsraum der Pfarrkirche St. Andrä. Mit dem gegenüberliegenden Bild der Auferweckung des Lazarus verkündet diese bereits im Eingangsbereich der Kirche die Botschaft von der Auferstehung.

Das Fastentuch von Michael Hedwig ist auf vier Etagen gegliedert: Unten steigen aus den Gräbern die Gebeine der Toten heraus, sie werden Menschen mit Fleisch und vor allem mit Herz. Der verklärte Christus auf der obersten Etage zieht sie gleichsam nach oben. Sein verherrlichter Leib und die Fähigkeit, Menschen nach oben zu ziehen, erinnert bereits an die Auferstehung.

Die geschichtlichen Katastrophen der Sklaverei des Volkes Israel in Ägypten und dessen Exil in Babylon sowie das Kreuz vom Karfreitag werden dadurch nicht verhindert, aber stehen unter dem Vorzeichen der Hoffnung auf Erlösung. Der blaue Farbton am Fastentuch ganz oben und das Weiß des verklärten Jesus drücken die Dimension des Ewigen aus, der braune Farbton am unteren Ende des Fastentuches erinnert an das Erdhafte unseres Lebens. Die Lichtfülle, die an schönen Tagen durch den Altarraum von St. Andrä flutet, lässt die Details noch mehr in ein verklärtes Licht treten und verstärkt diesen Effekt umso mehr.

Das Fastentuch von Michael Hedwig hängt ab Aschermittwoch 14. Feber, in der Pfarrkirche St. Andrä. Im Rahmen des Gottesdienstes am Samstag, 17. Feber, 18.00 Uhr, wird das Fastentuch vom Künstler Michael Hedwig und Dekan Dr. Franz Troyer ausführlich erklärt und seiner liturgischen Funktion für die Fastenzeit übergeben.

 

Text: Redaktion, Fotos: Hedwig

14. Februar 2024 um