Hans Salcher: „Ich warte jeden Tag auf den schönen Moment!“

Der Lienzer Hans Salcher ist ein Maler und Poet der einfachen Dinge. Zu seinen Markenzeichen gehören expressiv-minimalistische Bilder auf Papier.

„Kim Lei“ hat Hans Salcher auf die Wand gleich neben dem Eingang zu seinem Atelier gemalt, das er selbst gerne als „Malstube, in der Menschen willkommen sind“ bezeichnet. „Ka überflüssiger Strich sollt g‘malt werden“ – dieses Credo beschreibt am besten den Stil des Künstlers, der auf absolute Reduktion setzt. Geboren 1956 als Sohn eines Bergbauern in Lienz, wuchs Hans Salcher in Bannberg/Gemeinde Assling auf. „Wichtig ist mir, mit meinen Bildern und Texten vom Hier und Jetzt zu erzählen, Liebe zu verbreiten und das Böse nicht wachsen zu lassen“, sagt er.

 

 

„Das Wesentliche liegt im Einfachen!“

Hans Salcher ist ein exzellenter Beobachter. Ob Bild oder Text – in seinen Arbeiten konzentriert er sich auf das Wesentliche. In radikal vereinfachter Form übermittelt er seine Botschaften und Geschichten. Zwischen den groben, geraden Strichen schimmern ein scharfsinniger Geist, Weisheit und Sensibilität sowie der genaue Blick eines Malers und die Sprachkraft eines Dichters hervor.

 

 

„Ich male, wenn der Tag voll Freude ist!“

„Rote Lippen soll man küssen“, nennt er das Bild, an dem er bei meinem Besuch gerade arbeitet. Es sind nur wenige Striche in schwarzer und roter Farbe, aus denen sich das Motiv zusammenfügt. Vorrangig setzt Hans Salcher seine Pinselstriche auf Büttenpapier. „Ich will die Überfülle in unserer Welt auf das Essenzielle reduzieren.“ Auch angesprochen auf seine Zusammenarbeit mit dem zwischenzeitlich verstorbenen Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz antwortet er kurz und bündig: „Eines Tages im Jahre 2009 kam Didi Mateschitz in meine Malstube und fragte, ob ich für Servus TV arbeiten möchte.“ Mit seinem unverwechselbaren Stil gestaltet der Osttiroler Künstler bis heute Kurzclips für Ankündigungen auf Servus TV. Besonders bekannt ist jene der abendlichen Wettersendung. Oft sichtbar – vor allem auch auf Autos – findet sich sein Motiv eines Engels.

 

 

„Kunst ist für mich Licht, das mir das Leben erhellt!“

Hans Salcher ist vielseitig kreativ. Er schreibt auch Gedichte, Erzählungen und Theaterstücke. 2009 brachte die Theaterwerkstatt Dölsach sein Stück „Himmelblau“ mit Lucas Zolgar in der Hauptrolle auf die Bühne, und bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs gelangte im Vorjahr sein Theaterstück „Vater“ zur Aufführung. „Vater“ ist auch der Titel eines seiner zahlreichen Lyrikbände, „Wo die Kuh Gras frisst“ und „Begegnungen auf bloßer Erde“ heißen andere.

 

 

„Ich warte jeden Tag auf den schönen Moment!“

Lyrik und Prosa sind für den Künstler „Bilder in Wortform“. Auch dabei versucht er, Emotionen und Eindrücke der Welt so reduziert wie möglich zu verarbeiten. Hans Salcher ist eben ein Maler und Poet der einfachen Dinge.

Noch bis Ende Juli stellt der Künstler, dem 2019 von Bundespräsident Alexander van der Bellen der Berufstitel „Professor“ verliehen wurde, eine Auswahl seiner Arbeiten in der DolomitenBank Galerie in Lienz aus. Also vorbeischauen und staunen!

 

 

Meine Mutter
(aus dem Gedichtband „Wo die Kuh Gras frisst“)

Ja, du bist mein frühestes Licht.
Deine Hände tragen meine Angst
und atmen die gleiche Luft

Es gibt die Sonne und Dein Gesicht
für das Lebensspiel.

Ich weiß, daß ich nichts weiß
von Deinen hellen Morgen
und dunklen Nächten

sehe nur Deinen Blick zur Tür,
die, weit offen, erzählt

Das Licht ist am Weg.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger

05. Juli 2023 um