Förderpreis für zeitgenössische Kunst für Helmut P. Ortner

Am 28.10. wurden in Innsbruck vier KünstlerInnen ausgezeichnet, unter ihnen der gebürtige Lienzer und heute in Wien lebende Maler und Zeichner Helmut P. Ortner.

Seit 1996 werden vom Land Tirol Förderpreise für zeitgenössische Kunst vergeben. Die Nominierung der PreisträgerInnen erfolgt durch den Kulturbeirat für bildende Kunst und Architektur. Dieser entschied sich 2020 für drei Künstlerinnen und einen Künstler, die ihre Wurzeln alle in Tirol, heute aber in Rom und Wien ihre Zelte aufgeschlagen haben. Sie erhielten gestern, Mittwoch, 28.10., in Innsbruck die einmal mit 5.500 Euro und drei Mal mit 2.550 Euro dotierten Auszeichnungen. Der Hauptpreis für zeitgenössische Kunst ging an Heidrun Sandbichler, die drei „Förderpreise für NachwuchskünstlerInnen“ nahmen Sophia Mairer, Janine-Chantal Weger sowie Helmut P. Ortner entgegen.

 

Helmut P. Ortner in seinem Atelier in Wien

 

Helmut P. Ortner, 1974 in Lienz geboren, lebt in der österreichischen Bundeshauptstadt. Sein Schaffen ist, wie er selbst es definiert, das Werk „…eines Malers, Zeichners, Schreibers und Buchfetischisten“. In seinen Arbeiten verdichtet er Gedankensplitter – gezeichnet, gemalt, geschrieben – zu rätselhaften Botschaften und spielt, hintergründig-humorvoll, mit der Dynamik von Form und Inhalt, mit der Kombination von Schrift und Bild.

 

Zukunft-Schauer, 2018 | Mischtechnik auf Buchdeckel | 24 × 37 cm

 

Der Dialog zwischen Text und Bild ist eine wesentliche Konstante in Ortners Ouevre. Mal sind es einzelne Wörter, mal Kurztexte, die Assoziationsräume eröffnen. Die Texte verfasst er entweder selbst oder sie stammen von Autoren wie z.B. H. Hesse, R.M. Rilke oder G. Trakl, mit denen er sich viel beschäftigt. Geschrieben wird manuell mit Stahlfeder, unter Verwendung einer Schablone oder getippt mit einer alten Schreibmaschine. Diese Texte sind gut lesbar. Anders verhält es sich mit seinen codierten Texten. Diese werden immer wieder überschrieben, der gleiche Text überlagert sich selbst und wird somit unleserlich. „Durch die Unlesbarkeit entziehe ich der Sprache ihre offensichtliche Grundlage, wenngleich der Textinhalt im Schriftbild existiert und kryptografisch gespeichert ist“, so der Künstler.

 

Keine Angst vor denen da oben, 2018 | Mischtechnik auf Buchdeckel | 22 × 32 cm

 

Vielfach verwendet Helmut Ortner Buchdeckel als Bildträger. „Ich sammle alte Bücher, stöbere sie auf Dachböden und auf Flohmärkten auf und verleihe ihnen, meist ihrer Hülle, eine neue Existenz als Kunstwerk“, meint er dazu und ergänzt, dass er als weitere Bildträger auch Papier und Hartfaserplatten einsetzt. Als zentrale Motive seiner Arbeiten nennt er den Menschen, insbesondere den menschlichen Kopf – und die Schrift.

 

Sie sind brüchig geworden, 2020 | 27 x 42 cm

 

Helmut P. Ortners Collagen, Zeichnungen und Malereien wurden bereits in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt. In Lienz waren seine Arbeiten zuletzt im heurigen Frühjahr und Sommer im RLB-Atelier am Johannesplatz zu sehen.

 

Text: J. & E. Hilgartner, Fotos: Alexander Grimm, © Helmut P. Ortner

29. Oktober 2020 um