„Die Chinesische Mauer“: Jubiläumsstück in Aguntum

Das Museum von Aguntum wird im heurigen Sommer als Ganzes zum Bühnenbild, wenn die Theaterwerkstatt Dölsach ab 9. Juni 2012 ein Farce von Max Frisch aufführt.

2012 begeht der Verein „Curatorium pro Agunto“  unter Obmann Dr. Leo Gomig das einhundertjährige „Ausgrabungs-Jubiläum“ und erinnert gleichzeitig daran, dass es 1960 Jahre her ist, dass Aguntum im Jahre 52 n. Chr. zur Stadt erhoben wurde. Vor genau 1 400 Jahren – im Jahre 612 – wurde die Stadt außerdem durch Slawen und Bajuwaren zerstört.

Wolfgang Michor präsentiert das Bühnenmodell

Wolfgang Michor präsentiert das Bühnenmodell

Die Theaterwerkstatt Dölsach mit Obmann Wolfgang Michor ist bekannt für anspruchsvolle und außergewöhnliche Theaterprojekte. 2009 sorgte das Hans Salcher-Stück „Himmelblau“ mit Lucas Zolgar in der Hauptrolle für viel Aufsehen und Applaus. Durch die Aufführung des Anti-Kriegsstückes „Die Chinesische Mauer“ mit 20 Darstellern soll nun historischen Figuren an einem geschichtlichen Ort neues Lebens eingehaucht werden. Der Zuschauer wird eine Zeitreise miterleben, bei der die Dimensionen „Raum und Zeit“ aufgehoben werden.

Der Kaiser von China, Tsin Sche Hwang Ti, lädt anlässlich seiner errungenen Weltherrschaft ca. 20 Jahre v. Chr. zu einer Siegesfeier. Zu diesem Fest erscheinen Masken und Figuren unseres Geschichtsbewusstseins, von Alexander d. G., über Brutus hin zu  Romeo und Julia, von Henry Dunant bis hin zum „Heutigen“, dem Menschen aus der Gegenwart.

Tsin Sche Hwang Ti hat die letzten äußeren Feinde geschlagen und kämpft nur noch gegen einen inneren Feind. Er nennt ihn die „Stimme des Volkes“. Er will ihn zum Schweigen bringen. In einem Schauprozess, der jenem aller Diktatoren bis heute gleicht, lässt er in Ermangelung eines konkreten Täters einen zufällig aufgestöberten Stummen foltern – und dies alles unter dem Mantel des Rechts!

Die Chinesische Mauer dient als Symbol für Abgrenzung, Machterhalt, Fundamentalismus, Gewaltherrschaft, Sturheit, Selbstüberschätzung und Unbelehrbarkeit. Die „historischen Masken“ vertreten Archetypen des gleich bleibenden, sich wiederholenden Reigens der Gewalttätigkeit und des Unbelehrbaren. Kein Blick in die Zukunft nützt und auch die Gegenwart ist nicht bereit, aus der Vergangenheit zu lernen. Dem „Heutigen“ bleibt in diesem Stück letztlich nichts anderes übrig, als sich in der Maske des Narren zu tarnen, um zu überleben.

Für Regie, Dramaturgie und Bühnenbild zeichnet der in Villach lebende freie Regisseur Dr. Alfred Meschnigg verantwortlich, der die „Vereinigten Bühnen Bozen“ aufgebaut und geleitet hat. In Südtirol inszenierte er bereits mehr als 20 Stücke, unter anderem „Der Name der Rose“ von Umberto Eco oder „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr.

Zu zehn Vorstellungen lädt die Theaterwerkstatt Dölsach vom 9. bis 24. Juni 2012 in das Museum von Aguntum in Dölsach ein. Das Ensemble freut sich schon jetzt auf reges Interesse und zahlreichen Besuch!

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Lisa Sulzenbacher/Theaterwerkstatt Dölsach

29. Februar 2012 um