Gedenkfeier erinnerte an das Schicksal der Kosaken

Am 9.6. gedachte man im Rahmen der jährlichen Gedenkfeier am Kosakenfriedhof in der Peggetz bei Lienz der Tragödie, die sich am 1.6.1945 im Lienzer Talboden abgespielt hatte.

Vielbesucht ist der Kosakenfriedhof im Ortsteil Peggetz, in dem rund 300 Kosaken ihre letzte Ruhe fanden. Nachkommen der Kosaken aus aller Welt kommen jedes Jahr hierher, um ihrer Angehörigen zu gedenken. Heuer fand die alljährliche offizielle Gedenkfeier, veranstaltet vom „Verein zum Gedenken an die Lienzer Kosakentragödie vom 1. Juni 1945“ mit Obmann Michael Rainer, am Samstag, dem 9. Juni 2012, statt. Am Friedhof in der Peggetz erinnerten u.a. Erzbischof Michael Donskoff aus Genf und Erzdiakon Georg Kobro aus Bayern an die schrecklichen Geschehnisse vor 67 Jahren.

Mitglieder einer Kosakenorganisation aus Niedersachsen

Mitglieder einer Kosakenorganisation aus Niedersachsen

Die geforderte Auslieferung der Kosaken nach dem Zweiten Weltkrieg an Russland löste im Jahre 1945 ein Drama aus, das auch in Osttirol tiefe Spuren hinterließ. Die bevorstehende Niederlage Deutschlands hatte die Kosaken gegen Kriegsende als Kämpfer auf Seiten Hitlers in arge Bedrängnis gebracht. Um nicht in die Gefangenschaft der Roten Armee bzw. der Tito-Armee zu gelangen, flüchtete das Kosaken-Korps Domanov auf dem Rückzug vom oberitalienischen Friaul Anfang Mai 1945 über den Plöckenpass und gelangte in das Gebiet von Oberkärnten und Osttirol. In Lienz wurde das Hauptquartier aufgeschlagen. In den Wiesen und Wäldern rund um die Dolomitenstadt lagerten ca. 25 000 Menschen, davon mehr als die Hälfte Frauen, Kinder und alte Leute. Die Soldaten vom schottischen 8. Regiment der Argyll and Sutherland Highlanders, denen sie sich ergaben, konnten ihnen jedoch nicht den erhofften Schutz bieten.

Entgegen anderslautenden Zusagen verluden die Briten, nachdem 1 500 Kosakenoffiziere bereits am 28. Mai durch eine fingierte Konferenz in Spittal an der Drau vom übrigen Stan getrennt worden waren, die Kosaken gewaltsam auf LKW und Eisenbahnwaggons. In den Lagern um Lienz und Oberdrauburg spielten sich im Zuge der Auslieferung erschütternde Szenen ab. Mütter sprangen mit ihren Kindern in selbstmörderischer Absicht in die hochwasserführende und eiskalte Drau, Männer erschossen oder erhängten sich. Der Großteil der Kosaken wurde von den Briten nach Judenburg deportiert und dort den sowjetischen Truppen übergeben. Für die allermeisten bedeutete dies das Todesurteil. Viele überlebten den Sommer 1945 nicht mehr, andere nahmen sich aus Furcht vor Verfolgung durch die sowjetischen Organe das Leben bzw. töteten ihre Kinder und Verwandten. Zahllose Kosaken starben auf dem Weg in die Gefangenenlager. General von Pannwitz wurde am 16. Januar 1947 in Moskau mit fünf weiteren Kosakengenerälen und Atamanen hingerichtet.

In Lienz erinnern heute der Kosakenfriedhof in der Peggetz und ein Gedenkstein für General Helmuth von Pannwitz und das XV. Kosakenkavallerie-Korps in Tristach an das damalige tragische Geschehen.

Text: Redaktion, Fotos: Journal/Sulzenbacher

10. Juni 2012 um