7. Osttiroler Selbsthilfetag brach alle Rekorde

Sowohl von der Qualität der Referenten und Vorträge als auch von den Besucherzahlen her war der 7. Selbsthilfetag in der Wirtschaftskammer der erfolgreichste bisher.

Alle zwei Jahre lädt die Selbsthilfe Osttirol zum Selbsthilfetag – mit der diesjährigen Veranstaltung am 7. November brachen die OrganisatorInnen – allen voran Geschäftsstellen-Leiterin Christine Rennhofer-Moritz – alle Rekorde. „Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen – die Workshops waren ausgebucht, die Aussteller zufrieden, und der Besucherandrang war diesmal so groß wie noch nie“, zeigte sich Christine Rennhofer-Moritz von der Resonanz begeistert. Dem Umgang mit psychischen Erkrankungen war der Vormittag gewidmet. ORF-Moderator Mag. Wolfram Pirchner begeisterte mit seinem witzig-lässigen Vortrag und sprach offen und ungeschminkt über seine Erfahrungen mit Panikattacken, Angstzuständen und Therapien. Der ohne Arme und Beine geborene Wiener Psychologe Dr. Georg Fraberger verblüffte die Zuhörer mit so mancher Aussage über seine Einstellung zum Leben. „Was den Menschen wirklich ausmacht, hat weniger mit seinem Körper zu tun als vielmehr mit der Art des Fühlens. Hier musste ich selbst oft erkennen: Hoppala, ich denke in eine falsche Richtung“, so Fraberger.

Dr. Daniela Zojer sprach am Nachmittag zum Thema „Quantenmedizin - Bewusstsein als Heilmittel"

Dr. Daniela Zojer sprach am Nachmittag zum Thema „Quantenmedizin – Bewusstsein als Heilmittel“.

Primar Dr. Martin Schmidt, Leiter der Abteilung Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am BKH Lienz, sprach über psychische Störungen von Menschen genauso wie von Störungen in der Gesellschaft, von Stigmatisierung und Entstigmatisierung. Die Podiumsdiskussion zum Thema psychische Erkrankungen leitete Wolfram Pirchner. Viktor Staudt, der nach seinem Selbstmordversuch ohne Beine aufwachte, nahm genauso daran teil wie Martin Schmidt, Georg Fraberger, Berta Lackner, die an Zwangsstörungen leidet, Wolfgang Rennhofer (Leiter Selbsthilfegruppen Angst und Panikattacken sowie Depressionen), die Pädagogin und Supervisorin Dr. Renate Außerbrunner und Norbert Erlacher, ehem. Leiter des Sonderpädagogischen Zentrums Wörgl und Leiter einer Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch erkrankter Menschen.

Der Nachmittag des Selbsthilfetages war dem Thema „Alternativen der Heilung“ gewidmet. Prof. Dr. Peter Lechleitner, Leiter der internen Abteilung des BKH Lienz, zeigte eindrucksvoll und kompetent Möglichkeiten, Grenzen und auch Gefahren komplementärer Heilmethoden auf, Dr. Daniela Zojer sprach über Quantenmedizin, Dr. Alexander Meislinger über Homöopathie, Margit Dummer über schamanische Heilarbeit, und Ing. Herbert Lusser betrachtete das menschliche Lebensumfeld aus der energetischen Richtung. „Auch das Thema alternative Heilmethoden interessierte, sodass wie am Vormittag zahlreiche Besucher keinen Sitzplatz mehr ergatterten. Viktor Staudt leitete am Nachmittag einen Workshop zum Thema Selbstmordprävention mit SchülerInnen der BHAK/BHAS und des Gymnasiums. Die jungen Menschen zeigten sich begeistert und werden das Thema jetzt auch im Unterricht in Form einer Nachbearbeitung aufgreifen“, so die Geschäftsstellen-Leiterin. Von der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen wegzukommen, sei ein Ziel von solchen Veranstaltungen.

Der Besucherandrang beim diesjährigen Selbsthilfetag übertraf selbst die kühnsten Erwartungen des Veranstalters Selbsthilfe Osttirol.

Der Besucherandrang beim diesjährigen Selbsthilfetag übertraf selbst die kühnsten Erwartungen des Veranstalters Selbsthilfe Osttirol.

Auch viele SüdtirolerInnen kamen zum Selbsthilfetag nach Lienz. „Es besteht ein enger Kontakt mit der Selbsthilfegruppe Lichtung aus Bruneck. Vertreter dieser Gruppe haben Aufbau und Arbeitsbedingungen unserer Osttiroler Selbsthilfe sehr gelobt. Martin Schmidt und ich werden demnächst nach Bruneck fahren, um den grenzüberschreitenden Austausch weiter zu intensivieren“, berichtete Christine Rennhofer-Moritz. Besonders wichtig ist ihr, darauf hinzuweisen, dass es bei der Selbsthilfe Osttirol auch die Möglichkeit für unverbindliche Einzelgespräche gibt. „Betroffene und Angehörige können jederzeit mit uns Kontakt aufnehmen. Man muss keinesfalls gleich in eine Gruppe gehen, wenn man das nicht möchte“, so die Geschäftsstellen-Leiterin abschließend.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

09. November 2015 um