Raum und Lebensqualität für die verbleibende Zeit

Am BKH Lienz wurde die Palliativstation im Jahre 2012 installiert. Seitdem kümmert sich ein erfahrenes Team von ÄrztInnen und Pflegefachkräften um die PatientInnen.

Unheilbar kranke Menschen befinden sich in einer besonderen Situation. Sie möchten möglichst viel Zeit ungestört mit ihren Angehörigen verbringen, benötigen oft aber auch eine besonders intensive Pflege und medizinische Betreuung. Beidem gleichzeitig kann ein normaler Krankenhausbetrieb meist nicht gerecht werden. Aus diesem Grund gibt es spezielle Einrichtungen, sogenannte „Palliativstationen“, deren Ziel es ist, den Schwerstkranken eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten. Am Bezirkskrankenhaus Lienz wurde die Palliativstation im Jahre 2012 als Einrichtung der Abteilung für Innere Medizin installiert. Sie umfasst zwei Zimmer mit je zwei Betten sowie einen freundlich-einladend gestalteten Aufenthaltsraum, der den PatientInnen, ihren Angehörigen sowie dem Palliativteam zur Verfügung steht.

„Wir sind keine Sterbeeinrichtung, sondern sehen uns in erster Linie als eine ,Station des Lebens‘. Unser oberstes Ziel ist es, die PatientInnen während des Aufenthaltes bei uns zu stabilisieren und ihnen eine bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen, damit sie wieder nach Hause oder in ein
Wohn- und Pflegeheim zurückkehren können“, erklärt der Leiter der Einrichtung, OA Dr. Wilhelm Raneburger. Neben ihm gehören Dipl.-GKS Monika Venier (Leitende Pflegekraft Interne Nord 3), die beiden Diplom-Krankenschwestern Elisabeth Kuntner und Doris Moritz sowie Dr. Silvia Weger, OA Dr. Günther Jesacher und OA Dr. Alois Walder dem Palliativteam am BKH Lienz an.

„Zu uns kommen Menschen, die einer besonderen Betreuung und Pflege bedürfen, die an anderen Stationen unseres Hauses im Rahmen des Normalbetriebes und in dieser Form nicht zu gewährleisten sind. Wenn eine Erkrankung nicht mehr im Sinne einer Heilung behandelt werden kann, steht die Beherrschung bzw. Linderung von Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit, Schwäche oder Atemnot im Vordergrund. Neben dieser Symptombehandlung ist es unsere Aufgabe, auch anderen Problemen bzw. Fragestellungen Raum zu geben. Das heißt, wir zielen auf die bestmögliche Betreuung der PatientInnen auch in psychischer und sozialer Hinsicht ab. Wichtige Partner sind dabei die Angehörigen, die Krankenhaus-Seelsorge, die Psychologen und die ehrenamtliche Hospizbegleitung“, hält Dipl.-GKS Monika Venier fest.

Eine Atmosphäre des Wohlbefindens zu schaffen, ist den beiden Diplomkrankenschwestern mit Palliativausbildung, Elisabeth Kuntner und Doris Moritz, ein besonderes Anliegen. „Wir bemühen uns auf der Station um eine angenehme, möglichst persönliche Atmosphäre. Die wichtigste Frage an unsere PatientInnen ist, was wir für sie tun, wie wir sie am besten begleiten können. Voraussetzung dafür ist, dass wir uns Zeit für die uns anvertrauten Menschen und ihre Angehörigen nehmen. Hektik und Stress sind hier fehl am Platz“, betont Elisabeth Kuntner. „Wenn man sich mit einer unheilbaren Krankheit konfrontiert sieht, ist dies für viele eine Ausnahmesituation, geprägt von Sprach- und Hilflosigkeit, von Phasen der Trauer, aber auch des Zorns. Wir bieten, ohne zu überfordern, offene Gespräche sowohl für die PatientInnen als auch für ihre Angehörigen an. Es geht darum, die Betroffenen dort abzuholen, wo sie gerade stehen, und darum, ihre Würde zu achten“, nimmt OA Dr. Raneburger darauf Bezug, wie wichtig es ist, sensibel und achtsam vorzugehen.

Der Großteil der auf der Palliativstation betreuten Menschen sind Krebskranke. Darüber hinaus werden hier auch PatientInnen mit schweren Lungenerkrankungen oder Nierenversagen betreut. „Es gibt bei uns ein beschleunigtes Aufnahmeverfahren“, informiert Monika Monika Venier. „Sollte einmal kein Bett frei sein, finden wir, gemeinsam mit den anderen Stationen, immer eine Lösung.“ Das grundsätzliche Ziel der Palliativbetreuung, dass die hier betreuten Menschen nach Hause zurückkehren können, gelingt, so Venier, in rund 50 Prozent aller Fälle. „Eine wichtige Grundlage dafür ist die gute Vernetzung mit Haus- und Notärzten, den Sozial- und Gesundheitssprengeln im Bezirk sowie dem mobilen Palliativteam.“

Angehörige können auf Wunsch und nach Möglichkeit auch eine Zeit lang auf der Palliativstation übernachten. „Wir versuchen, die Familien unserer PatientInnen immer in unsere Arbeit miteinzubeziehen. In der letzten Lebensphase eines Menschen ist es eine besondere Erfahrung, in angemessener Form und Würde Abschied nehmen zu können“, so Dr. Raneburger. „Wir müssen uns jeden Tag auf neue Situationen und Menschen einstellen. Dabei gilt es, spontan, offen und vor allem auch kreativ zu sein. Großen Wert legen wir darauf, eine gute Beziehung zu jedem Einzelnen
aufzubauen“, ergänzt Doris Moritz, die die Arbeit auf der Palliativstation als herausfordernd, aber gleichzeitig auch als sehr schön beschreibt.

Um den tagtäglichen Anforderungen gerecht werden zu können, spielen, so Monika Venier, eine laufende Aus- und Weiterbildung sowie ein gutes Arbeitsklima eine wichtige Rolle. „Bei den täglichen Morgen- und bei Teambesprechungen im Aufenthaltsraum der Palliativstation tauschen wir uns aus, besprechen schwierige Situationen und versuchen, uns gegenseitig zu helfen und zu unterstützen“, so die leitende Pflegekraft der Station Interne Nord 3. Als sehr hilfreich im Pflegealltag bezeichnet sie komplementäre Maßnahmen wie die Aromapflege oder Therapeutic Touch. „Gerade im terminalen Stadium einer Erkrankung brauchen Menschen viel Unterstützung, um die Realität einer ausweglosen Situation annehmen zu können. Die gezielte Verwendung ätherischer Öle in Kombination mit sanften Berührungen trägt dazu bei, Anspannungen und Angstzustände zu lösen, Schmerzen zu lindern und einen erholsamen Schlaf zu ermöglichen.“

Die Essenz der Teamarbeit auf der Palliativstation fasst OA Dr. Wilhelm Raneburger abschließend so zusammen: „Das Zusammenwirken aller dient dazu, den PatientInnen und ihren Angehörigen eine schwer zu bewältigende Grenzsituation zu erleichtern und ihnen Sicherheit und Halt zu vermitteln. Wenn dies gelingt, haben wir unser Ziel erreicht. Die vielen positiven und dankbaren Rückmeldungen
bestärken uns darin, uns jeden Tag aufs Neue darum zu bemühen!“

Text: Redaktion, Fotos: Martin Lugger

10. Februar 2017 um