Notarztverband: Dringend Ärztinnen und Ärzte gesucht

Mit den Ressourcen sei man bei den Notarzteinsatzgruppen Defereggental, Iseltal und Pustertal am Limit, mindestens zwei ÄrztInnen wären noch unbedingt erforderlich.

Zur 4. ordentlichen Jahreshauptversammlung lud die Bezirksgruppe Osttirol des Tiroler Notarztverbandes mit Obmann Dr. Gernot Walder am Montag, 17. Juli, in das Hotel Zedernklang in Hopfgarten im Defereggental. Mit den 2011 abgeschlossenen Verträgen hat das Land Tirol die notärztliche Versorgung der Bevölkerung in bestimmten Gemeinden einer Gruppe von Ärzten gemeinsam übertragen. Im Bezirk Lienz gibt es derzeit die Einsatzgruppen Osttiroler Pustertal, Iseltal und Defereggental. Als Notarztkoordinator für das Versorgungsgebiet der drei Einsatzgruppen hat der Gemeindeverband im Wege des BKH Lienz Dr. Gernot Walder bestellt.

„Laut vorliegenden Protokollen wurden in den drei Einsatzgruppen im Jahr 2016 insgesamt 750 Einsätze durchgeführt, dies entspricht 2,1 Einsätzen pro Tag“, berichtete der Obmann. Von der Gruppe Pustertal wurden 377, von der Gruppe Iseltal 299 und von der Einsatzgruppe Defereggental 74 Einsätze aufgezeichnet. „Die Abdeckung ist gewährleistet, und die Ausfälle sind kompensierbar. Mit den Reserven sind wir aber am Limit. Wir suchen dringend Ärztinnen und Ärzte – vor allem für das Iseltal. Mindestens zwei ÄrztInnen sind dringend notwendig“, betonte Walder.

Im Jahr 2016 sei es gelungen, die Fortführung der Bereitschaftsgruppe Defereggental als gemeinsames Projekt von fünf Ärzten im Rahmen einer Stützpunktpraxis zu realisieren. „Dazu wurde ein Kooperationsmodell entwickelt, das eine qualitativ gute allgemein- und notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung sicherstellt und gleichzeitig den Erfordernissen eines modernen ärztlichen Dienstbetriebes Rechnung trägt“, so Walder. Osttirol zähle aufgrund seiner Geographie und Siedlungsstruktur zu den herausfordernsten Versorgungsregionen in Österreich, vielleicht sogar in ganz Europa. „In den nunmehr fünf Jahren seines Bestehens ist es unserem Notarztverband gelungen, eine durchgehende medizinische Versorgung der Bevölkerung auch in den peripheren Gebieten sicherzustellen – auch bei kurzfristigen Ausfällen und unter schwierigen meteorologischen Bedingungen“, hielt Gernot Walder fest.

Um die durchgehende medizinische Versorgung der Bevölkerung weiter sicherzustellen, bedürfe es laut Walder neben zusätzlicher Ärzte auch einer Struktur, die den Anforderungen der Versorgung und der teilnehmenden Ärzte gleichermaßen entgegenkommt. „Wir bieten attraktive Kooperationsmodelle an. Durch die hohe Flexibilität und persönliche Einsatzbereitschaft der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte konnten die Dienste bisher abgedeckt werden. Die von uns aus der täglichen Arbeitserfahrung entwickelten Kooperationsmodelle funktionieren, müssen aber von den Sozialversicherungsträgern, der Ärztekammer und der Politik anerkannt und unterstützt werden“, forderte der Obmann.

Von Seiten der Vertragspartner müsse aber auch eine konkurrenzfähige Bezahlung sichergestellt werden. Die Personalsuche der letzten Jahre hätte laut Gernot Walder gezeigt, dass die Osttiroler Systeme mit einem Stundensatz von 32,83 Euro sowohl hinter den organisierten Notarztdienst des Roten Kreuzes in Nordtirol (50 Euro) als auch hinter vergleichbare Systeme in Deutschland (40 bis 65 Euro) zurückgefallen sind. Gernot Walder forderte auch eine nachhaltige Ausbildungsstruktur im Bezirk. „In den nächsten zehn Jahren sind etwa zehn zusätzliche ÄrztInnen notwendig. Diesen Bedarf können wir nicht ausschließlich durch die Anwerbung externer Ärzte abdecken, sondern wir brauchen ein nachhaltiges Ausbildungssystem in Osttirol“, so Gernot Walder abschließend.

 

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Osttirol heute/Mühlburger

 

18. Juli 2017 um