Suchthilfe Tirol betreut in Osttirol derzeit 139 suchtkranke Menschen und Angehörige

VertreterInnen der Suchthilfe Tirol appellieren an die Betroffenen und ihre Angehörigen, sich nicht zu scheuen, die Beratungsstelle aufzusuchen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

„Um das Unterstützungsangebot auch im Bezirk Lienz zu bündeln, wurden der Verein sucht.hilfe BIN und die Suchtberatung Tirol zur Suchthilfe Tirol zusammengeführt“, so Wolfgang Sparber, Geschäftsführer der Suchthilfe Tirol, bei einem Medientermin in der Beratungsstelle Lienz. Diese leitet seit etwa einem Jahr Mag. Bianca Gussnig. „Der Fokus unserer Arbeit liegt in der Beratung, Begleitung und Nachsorge von Menschen mit Alkohol-, Drogen-, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeiten sowie von stoffungebundenen Abhängigkeiten – wie z.B. Spiel-, Kauf- oder Mediensucht“, erklärte Gussnig.

Derzeit betreut die Suchthilfe in Osttirol 139 Klientinnen und Klienten. „Der Großteil kommt in Eigeninitiative, um Hilfe für sich selbst oder eine nahestehende Person in Anspruch zu nehmen. Manche werden auch von der BH geschickt, z.B. wenn der Führerschein in Gefahr ist“, so Gussnig. Die Probleme der KlientInnen sind unterschiedlich – auch Osttirol wird weder von der Medien-, Kauf- und Glücksspielsucht, noch vor dem missbräuchlichen oder abhängigen Konsum von legalen Substanzen (Alkohol, Nikotin, Medikamente) und illegalen Drogen (Cannabis, Kokain, Ecstasy, Heroin etc.) verschont.

„In Österreich gelten etwa 5 % der Bevölkerung ab 15 Jahren als alkoholkrank, bei weiteren 14 % liegt ein missbräuchliches Verhalten in Bezug auf Alkoholkonsum vor. Umgelegt auf die Bevölkerung im Bezirk Lienz bedeutet dies, dass knapp 2.500 Menschen als alkoholkrank einzuschätzen sind und bei ca. 6.800 weiteren ein missbräuchliches Verhalten vorliegt“, so die Leiterin der Beratungsstelle Lienz.

In der Corona-Pandemie sei das Risiko einer Suchterkrankung laut Wolfgang Sparber gestiegen: „Eine Befragung unserer KlientInnen hat gezeigt, dass sich das Suchverhalten in verschiedene Richtungen verändert hat – nicht nur wegen der Pandemie. Insgesamt werden während der Pandemie mehr Suchtmittel konsumiert. Als Gründe wurden von den Betroffenen der Wegfall von sozialen Kontakten, Ängste, Sorgen und Langeweile genannt“, so Sparber. Insgesamt sei das Problembewusstsein in Bezug auf Suchtverhalten aber gestiegen.

„Abhängige Menschen leiden oft an Schuld- und Schamgefühlen. Wir appellieren an alle Betroffenen und Angehörigen, sich nicht zu scheuen, das Betreuungsangebot in Anspruch zu nehmen – es ist kostenlos und anonym. Wir versuchen, schnell und effizient zu helfen. Aus Erfahrung können wir sagen, dass Suchtprobleme sehr gut behandelbar sind, wenn die Betroffenen Hilfe zulassen“, betonte Bianca Gussnig.

 

Suchthilfe Tirol – Beratungsstelle Lienz
Rosengasse 12, 9900 Lienz

Tel. 0512/5800 80-650, www.suchthilfe.tirol

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

24. Juni 2021 um