Neue Therapieansätze im Fokus einer Fortbildungsveranstaltung

Mitte September fand in der HNO-Wahlarztpraxis in Lienz von Dr. Kurt Freudenschuss ein Infoabend statt. Thematische Schwerpunkte: „Rhinosinusitis” und „Asthma bronchiale“.

Erster Referent des Abends war „Hausherr“ und Gastgeber Dr. Kurt Freudenschuss. Der Facharzt für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie informierte über die chronische Entzündung der Nase und der Nasennebenhöhlen, im Fachjargon unter dem Begriff „chronische Rhinosinusitis“ bekannt. Sie gehört zu den zehn häufigsten Erkrankungen der westlichen Welt. Etwa 11 % aller Europäer und US-Amerikaner sind mehr oder weniger ausgeprägt davon betroffen. Insgesamt 4 % der Bevölkerung leiden an einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen mit Polypen. „Diese Erkrankung kann die Lebensqualität sehr negativ beeinflussen, geht sie doch mit behinderter Nasenatmung, rinnender Nase, Geruchseinschränkung und gelegentlich auch mit Kopfschmerzen einher“, so Dr. Freudenschuss. „Der Schlaf ist oft nicht erholsam, Unkonzentriertheit und Tagesmüdigkeit, Schwäche und Abgeschlagenheit können die Folge sein.“ Sehr stark sei die Lebensqualität, so der HNO-Facharzt weiter, vor allem bei jenen Patienten, die ein begleitendes Asthma oder aber auch eine Aspirin-Intoleranz haben, eingeschränkt. „Die Standardtherapie beinhaltet neben eventuellen Ernährungsempfehlungen u.a. isoosmotische Kochsalzlösungen zur Spülung der Nase, kortisonhaltige Nasensprays zur Abschwellung der Nasenschleimhäute sowie die lungenfachärztliche Therapie zur Behandlung des Asthmas. Bei hartnäckigen Fällen hilft oft nur eine operative endoskopische Sanierung der Nasennebenhöhlen, begleitet von adäquater konservativer Therapie. Hiermit ist es in den allermeisten Fällen möglich, die Lebensqualität deutlich und nachhaltig zu verbessern. Leider gibt es aber auch seltene, sehr hartnäckige Fälle mit hoher Neigung zur Entwicklung eines Rezidivs der Nasenpolypen.“ Für diese scheint sich zukünftig eine viel versprechende Therapie abzuzeichnen. So genannte „Biologika“ befinden sich derzeit z.T. im Stadium der klinischen Erprobung, einzelne dieser Substanzen sind bereits in Österreich zugelassen. Wohl in absehbarer Zeit sollte sich auch eine Zulassung zur Therapie der „Polyposis nasi” ergeben. In Zusammenarbeit mit einem Lungenfacharzt ist es in schweren Fällen aber schon heute möglich, geeigneten Patienten diese sehr teure, aber nicht selten hoch effektive Therapie zu ermöglichen. „Aus heutiger Sicht ist zu sagen, dass Biologika zwar nicht dazu führen werden, dass wir Patienten mit chronischer Nasennebenhöhlenentzündung mit Nasenpolypen nicht mehr operieren werden müssen. Jedoch wird sich das therapeutische Spektrum deutlich erweitern, und vor allem kann die Lebensqualität der schwer betroffenen Patienten erheblich verbessert werden. Eine exakte HNO-ärztliche Untersuchung inklusive Endoskopie sollte darüber Auskunft geben können, ob eine entsprechende Therapie sinnvoll und notwendig ist“, so der Mediziner abschließend.

 

Die Referenten Prim. Dr. Gert Wurzinger und Dr. Kurt Freudenschuss bei der Fortbildungsveranstaltung in Lienz

 

Im Mittelpunkt des zweiten Vortrages der Fortbildungsveranstaltung standen neue Therapieansätze in der Behandlung des Asthma bronchiale und dessen Komorbiditäten. Prim. Dr. Gert Wurzinger, ein renommierter Lungen-Facharzt aus Graz, führte aus, dass dieses Krankheitsbild noch vor der Jahrtausendwende als eine Erkrankung der Bronchien galt, die vorrangig durch Allergien induziert wird. „Die medizinische Forschung der letzten zehn Jahre hat jedoch gezeigt, dass Asthma ein Überbegriff für eine bestimmte Gruppe chronischer Erkrankungen der Atemwege ist, die durch unterschiedliche Auslösefaktoren und Entzündungsreaktionen verursacht wird. Die gemeinsamen Nenner der verschiedenen Asthma-Varianten sind Symptome wie Luftnot, Husten, Brustenge und pfeifende Atemgeräusche, ausgelöst durch eine Überempfindlichkeit der Bronchien. Zusätzliche komplizierende Faktoren und Begleiterkrankungen sind in der Diagnosestellung und Behandlung zu berücksichtigen“, so der Asthma-Experte, der festhielt, dass unterschiedliche Krankheitsursachen und -verläufe auch unterschiedliche Therapien erfordern. „Aus diesem Grund gibt es internationale Leitlinien, die je nach Schwere und Art des Asthmas die optimalen Therapiekombinationen empfehlen. Basis der Asthmabehandlung ist immer die Inhalation eines bronchialerweiternden und entzündungshemmenden Medikamentes entsprechend eines Stufenschemas. Voraussetzung für dessen Wirksamkeit ist jedoch eine richtige Inhalationstechnik. Zusätzlich ist die Behandlung von Begleiterkrankungen von großer Bedeutung für den Asthmaverlauf.“ Als wichtigste Maßnahme für rauchende Asthmatiker nannte Dr. Wurzinger die Raucherentwöhnung, da Asthmamedikamente durch die Rauchinhaltsstoffe unwirksam werden und sich zusätzlich eine COPD entwickeln kann. Ein etwaiger Reflux von Magensaft sollte behandelt, Auslösefaktoren wie Allergene gemieden werden. Ist dies nicht möglich, so kann gegen bestimmte Allergene eine spezifische Immuntherapie durchgeführt werden. Jedem Asthmatiker empfiehlt der Facharzt für Lungenerkrankungen eine Impfung gegen Influenza, Pneumokokken und Keuchhusten, da diese Erkrankungen das Asthma massiv verschlechtern können. Chronische Nasennebenhöhlenentzündungen und Nasenpolypen sollten gezielt behandelt werden. In Hinsicht auf Therapieansätze sprach der Referent Biologika an, die bei schweren allergischen wie auch bei nicht-allergischen Asthmaformen zum Einsatz kommen. „Diese in den letzten 15 Jahren entwickelten Substanzen greifen in den hochkomplexen Entzündungsprozess ein und hemmen gezielt jene Botenstoffe der Immunzellen, die für die Auslösung bestimmter Asthmaformen verantwortlich sind. Neuere Studien belegen, dass diese Medikamente auch bei chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen und Polypenbildung wirksam sind.“ Die früher häufig durchgeführte Behandlung mit systemischen Kortisonpräparaten sei hingegen heute durch den Einsatz der neuen Medikamente nur mehr in wenigen Ausnahmefällen und nur für einige Tage bei schwerstem Asthma notwendig. „Damit gehören die zahlreichen Nebenwirkungen jahrelanger Behandlung mit Kortisontabletten oder -injektionen der Geschichte an!“

 

 

Text: J. & E. Hilgartner, Fotos: AdobeStock/Prostock-Studio, Brunner Images, AdobeStock/RFBSIP

28. September 2019 um