Bezirkskrankenhaus Lienz: Strengere Covid-Kontrollen

Am Lienzer Krankenhaus reagiert man auf neue Entwicklungen in Hinsicht auf die Ausbreitung von Mutationen und hat dazu sieben neue Richtlinien erarbeitet.

In einer aktuellen Aussendung, die wir wie gewohnt im Wortlaut bringen, informiert ÄL Primar Dr. Martin Schmidt über die neuen, seit 12.2.2021 gültigen Maßnahmen: „Seit Wochen liegt die 7-Tages-Inzidenz in Osttirol bis zu drei Mal höher als z.B. jene in Nordtirol bzw. im Durchschnitt des Bundeslandes Tirol, welche mit Stand 12.2.2021 mit 76 sogar die niedrigste in Österreich ist. Die 7-Tages-Inzidenz im Bezirk Lienz ist hingegen mit 226 nach wie vor die höchste in Tirol. Diese Tatsache ist deshalb beunruhigend, weil die Zahlen in unserem Bezirk – trotz der Lockdown-Maßnahmen der letzten Wochen – nicht wirklich zurückgehen, wenngleich sich der Tageswert an Erkrankten am 12.2. mit 176 doch etwas entspannt hat (Anmerkung der Redaktion: Stand am 13.2.: 147).

 

Primar Dr. Martin Schmidt warnt in einer Aussendung vor hohen Infektionszahlen im Bezirk Lienz. Im Lienzer Krankenhaus wurden zeitweise mehr Covid-Patienten behandelt als an der Universitätsklinik in Innsbruck.

 

Aufgrund der wesentlich infektiöseren Mutationen aus UK (B.1.1.7) und Südafrika (B.1.351) gibt es durchaus ernstzunehmende Prognosen in Österreich und Deutschland, dass derartige Mutationen das künftige Infektionsgeschehen immer stärker dominieren und die ursprünglichen Varianten letztendlich verdrängen werden. Zwischenzeitlich gibt es in allen Tiroler Bezirken entsprechende Erkrankungen, wobei Osttirol bislang mit nur einem Verdachtsfall von B.1.351 noch verschont zu bleiben scheint. Auch wir in Osttirol müssen aber in unseren Planungen davon ausgehen, dass ein neuerlicher Anstieg – auf Basis epidemiologischer Modelle – nicht auszuschließen ist. Laut Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, Epidemiologie an der Donau-Universität Krems und Mitglied der Ampelkommission, steckt derzeit in Österreich eine Person eine weitere an. Der Reproduktionswert liegt damit etwa bei 1. Schon bei einer Erhöhung auf 1,2 könnte das – grob geschätzt – eine Verdoppelung der Zahlen alle zwei Wochen bedeuten. Auch in Deutschland gibt es ähnliche Prognosen. Dazu eine interessante Grafik (Quelle: Standard):

 

 

Auch auf eine derartige, durchaus mögliche Entwicklung müssen wir entsprechend vorbereitet sein und haben dazu weitere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Als Folge der aktuellen 7-Tages-Inzidenz lagen bzw. liegen auch unsere stationär zu behandelnden COVID-positiven-PatientInnen deutlich über dem Schnitt der anderen Tiroler Krankenhäuser, gemessen an der Bevölkerungszahl: So wurden beispielsweise vom 20. bis zum 31. Jänner 2021 im BKH Lienz sogar mehr COVID-positive PatientInnen stationär behandelt als in der Universitäts-Klinik in Innsbruck. Die Zahl der intensivmedizinisch-behandlungspflichtigen PatientInnen liegt ebenfalls seit Wochen konstant bei fünf bis sechs und damit nur knapp unter unserer Maximalkapazität für diese Patientengruppe.

Vor allem aus diesem Grunde müssen unsere OP-Kapazitäten auch weiterhin reduziert bleiben, wenngleich unsere Sicherheitsmaßnahmen vor allem dazu beitragen sollen, dass wir natürlich alle Akutfälle so rasch wie möglich behandeln und früher wieder zu einem echten Normalbetrieb im planbaren Bereich zurückkehren können. Auch in den letzten Wochen wurden eingehende Analysen im Rahmen des Krisen- und Einsatzstabes vorgenommen, wie dieser Situation und dem damit verbundenen, andauernden Druck auf das Krankenhaus Lienz und dessen Personal noch effizienter begegnet werden kann. Letztendlich wollen wir mit diesen noch gesteigerten Sicherheitsstandards vor allem den Bedürfnissen unserer PatientInnen entgegenkommen und diesen auch ein, auf Fakten beruhendes Sicherheitsgefühl vermitteln.

Folgende Maßnahmen wurden daher im Krisen- und Einsatzstab sowie mit dem Rechtsträger diskutiert und müssen ab 12. Februar 2021 umgesetzt werden:

1. Die Testintervalle aller stationären PatientInnen wurden deutlich verkürzt: Wenn es zu einer stationären Aufnahme kommt, werden diese vor der Aufnahme mit einem Antigen-Schnelltest gescreent: Erst testen, dann aufnehmen! Das bedeutet, dass für diese Patientengruppe abwechselnd ein PCR-Test bzw. ein Antigen-Schnelltest jeweils jeden zweiten Tag durchgeführt werden muss.
2. Alle BesucherInnen werden obligat einen negativen Antigen-Schnelltest oder einen negativen PCR-Test in der Triage 1 vorlegen müssen, wenn sie das Krankenhaus betreten wollen: Dieser Test darf nicht älter als 48 Stunden sein. Ihren Test können die BesucherInnen in einer der öffentlichen Teststraßen (derzeit täglich von 07.00 – 15.00 Uhr in Lienz sowie täglich jeweils von 07.00 Uhr – 16.00 Uhr in Matrei und Sillian) durchführen und bestätigen lassen. Weitere Möglichkeiten bestehen bekanntlich bei HausärztInnen und einzelnen Osttiroler Apotheken.
Wir haben uns zudem an das Land Tirol gewandt und dort vorgeschlagen, im Rahmen der geplanten Intensivierung von Tests auch eine entsprechende zusätzliche Testeinrichtung unmittelbar am Krankenhausareal zu schaffen: Sobald wir hierüber benachrichtigt werden, dürfen wir gerne auch darüber informieren. Diese Tests sind durchaus vergleichbar mit den, österreichweit aktuell geltenden „Zutritts-Regelungen“ für externe körpernahe Berufstätigkeiten, wie z.B. Physiotherapeuten und Frisöre.
3. Alle Ambulanz-PatientInnen (inkl. Begleitpersonen) mit Terminen müssen ebenfalls einen negativen PCR-Test oder Antigen-Schnelltest, welcher nicht älter als 48 Stunden ist, beim Betreten des Krankenhauses in der Triage 1 vorlegen (natürlich mit Ausnahme von AkutpatientInnen!). Dies bedeutet, dass unabhängig davon, in welcher Abteilung man einen Termin hat, ein Antigen-Schnelltest beim Betreten des Hauses vorgelegt werden muss.
4. Regelung für Begleitpersonen: *Höchstens 1 Person zur Begleitung oder zum Besuch minderjähriger PatientInnen; *Höchstens 1 Person zur Begleitung unterstützungsbedürftiger PatientInnen; * Höchstens 1 Person zur Entbindung und zum Besuch nach Entbindung
5. Alle ambulanten PatientInnen sind natürlich nicht in der Lage, in Notsituationen kurzfristig derartige Tests vorzulegen: Diese erhalten im Rahmen der Untersuchungen in unserem Hause einen Antigen-Schnelltest.
6. Alle Personen, welche das BKH Lienz betreten, müssen jedenfalls weiterhin eine FFP2-Maske tragen und die geltenden Hygieneregeln strikt einhalten.
7. Künftig soll die Belegung von 5-Bett-Zimmern vermieden und sollen alle Patientenzimmer nur noch mit maximal 4 PatientInnen belegt werden. In weiteren Schritten wird nach Möglichkeit die Anzahl von 4-Bett-Zimmern zunehmend reduziert.

Aktuelle Impfsituation
Seit dem 12.01.2021 läuft die Impfaktion für alle MitarbeiterInnen und Systempartner des Krankenhauses: Bisher wurden ausschließlich Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna verimpft. Zumindest vorübergehend wurde nunmehr seitens des Landes Tirol für MitarbeiterInnen unter 65 Jahren auch der Vektor-Impfstoff von Astra Zeneca zur Verfügung gestellt. 30 Impfdosen werden derzeit im Haus gelagert.

Impfwillige MitarbeiterInnen können sich täglich anmelden. Natürlich werden wir weiterhin versuchen, Impfstoffe von Biontech/Pfizer bzw. Moderna für unser Krankenhaus zu erhalten. Die Summe der bisher Geimpften in Kombination mit der Gruppe jener MitarbeiterInnen, welche leider bereits eine COVID-Infektion durchmachen mussten, ergibt aktuell eine Immunität aller über 900 MitarbeiterInnen unseres Hauses von bereits rd. 85 %!

Angesichts der in den vergangenen Wochen im Haus aufgetretenen Infektionen ist dies eine deutliche Verbesserung der gesamten Sicherheitslage! Aber auch unsere Impfaktionen im BKH Lienz können erst dann durchschlagend erfolgreich sein, wenn mindestens 90 bis 95 % all unserer MitarbeiterInnen freiwillig geimpft sind. Einen durchaus positiven Impfeffekt gibt es bereits: Seit 02.02.2021 mussten – erstmals seit vielen Wochen in den letzten 10 Tagen hintereinander – keine Neuinfektionen bei MitarbeiterInnen mehr festgestellt werden.

Impfstelle
Wie alle anderen Tiroler Krankenhäuser wird auch das BKH Lienz ab März zu einer öffentlichen Impfstelle werden und damit für die Bevölkerung (neben anderen Einrichtungen) auch COVID-Impfungen durchführen. Die Anmeldung dafür soll über das Portal ´Tirol impft´ erfolgen.“

 

Text: Redaktion, Fotos: Osttirol heute, Expa/Groder, Grafik: BKH Lienz

13. Februar 2021 um