Austausch, Unterstützung und Solidarität auch in schwierigen Zeiten

„Hilfe zur Selbsthilfe“ ist auch in Zeiten des social distancing von hoher Wichtigkeit. Ein Bericht über die Arbeit der Selbsthilfe Osttirol während der Corona-Krise.

Für das Team der Unterstützungsstelle Selbsthilfe Osttirol mit Sitz im Bezirkskrankenhaus Lienz, aber natürlich auch für die LeiterInnen der einzelnen Gruppen stellten die vergangenen Wochen eine große Herausforderung dar, die Selbsthilfetätigkeit auch ohne persönliche Treffen auszuüben. „Natürlich haben wir vom Homeoffice aus versucht, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Mit telefonischer und digitaler Unterstützung konnten wir diese Aufgabe meistern. Dafür ein großes Dankeschön an alle, auch an die aktiven Menschen in den verschiedenen Gruppen“, betont Selbsthilfe Osttirol-Geschäftsstellenleiter Wolfgang Rennhofer.

Die COVID-19-Maßnahmen hatten, wie er weiter erklärt, nicht nur eine gesundheitliche Dimension, sondern beeinflussten auch das soziale und psychosoziale Leben. „Wir haben festgestellt, dass das Bedürfnis nach Austausch über Corona, die Angst davor, die Folgen für jeden Einzelnen und über die Maßnahmen, die in unser aller persönliches Leben eingegriffen haben, sehr groß war und ist. Für nicht wenige Gruppenmitglieder bedeutete die Corona-Krise eine Rückkehr zu längst überwundener Isolation.“

Mittlerweile werden viele Maßnahmen der Regierung wieder gelockert. Die Gruppen-Räume der Selbsthilfe Osttirol müssen derzeit aber noch geschlossen bleiben. Gesprächsrunden, Infoveranstaltungen, Fortbildungen und persönliche Beratungen finden aktuell nicht statt. Wolfgang Rennhofer: „Trotzdem sind unsere Selbsthilfegruppen vielfach weiterhin aktiv, schließlich sind wir von der Selbsthilfe Osttirol darin geübt, neue Wege zu gehen. Und der Weg durch die Krise muss trotz Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen nicht einsam sein. Gerade in dieser schwierigen Zeit sind der Erfahrungsaustausch, ein offenes Ohr und ein paar nette Worte so wichtig wie nie zuvor! Denn Menschen mit chronischen Erkrankungen gehören zur Risikogruppe und haben vermehrt Fragen zum Schutz ihrer Gesundheit. Zudem können sich psychische und körperliche Erkrankungen durch die Ausgangsbeschränkungen verschlechtern, etwa weil die Erkrankten weniger Bewegung haben oder ihnen die Isolation psychisch zusetzt.“

 

 

Die Erfahrungen während der Corona-Krise zeigten aber auch, dass so manche, die schon vorher viel alleine waren, besser mit der derzeitigen Situation umgehen können als andere, die viele soziale Kontakte pflegten. „Trotzdem sollte es zukünftig unser aller Bemühen sein, uns mit Sensibilität um diese Menschen zu kümmern, die das ganze Jahr mit dieser besonderen Lebenssituation zurechtkommen müssen. Schließlich wissen wir jetzt aus eigener Erfahrung, was dies bedeutet und können wir nun mehr Verständnis für diese Lebenslage aufbringen. Umso mehr freuen wir uns alle wieder auf die Zeit, wenn gemeinsame Treffen, die ein Gefühl von Gemeinschaft, Verständnis und gegenseitiger Unterstützung vermitteln, wieder möglich sein werden“, so der Selbsthilfe Osttirol-Geschäftsstellenleiter abschließend.

 

Text: E. Hilgartner, Fotos: Osttirol heute, AdobeStock/Solarisys

09. Mai 2020 um