Arthrose an den Händen: ein Gelenkverschleiß mit Folgen

Warum die Arthrose oft gerade in der kalten Jahreszeit zum Thema wird, darüber informiert die Fachärztin Dr. Helene Russe mit Praxis in der Rosengasse 19 in 9900 Lienz.

Was ist Arthrose?

Bei der Arthrose handelt sich um einen Gelenkverschleiß, zumeist ein natürlicher Prozess, der ab einem gewissen Alter an unterschiedlichen Gelenken auftreten kann. Durch den sukzessiven Knorpelabrieb kommt es zu einer Begleitreaktion in der betroffenen Gelenkkapsel und den angrenzenden Knochen. Fresszellen und Entzündungszellen versuchen den Knorpelabrieb im Gelenk zu beseitigen. Der Knochen kann in der Folge einerseits ausladend kleine Anbauten (Osteophyten) bilden, um die vermehrte Belastung zu übernehmen oder es entstehen kleine Löcher im Knochen (sog. Geröllzysten) um die Gelenkflächen herum, da der Knochen der vermehrten Belastung nicht mehr standhält. Es entsteht eine lokale, nicht bakterielle Entzündungsreaktion.

Wer bekommt eine Arthrose?

Arthrose kann ohne eine bestimmte Ursache auftreten oder als sekundäre Arthrose, bei der es einen Grund für einen frühzeitigen Verschleiß gibt, wie z.B. als Folge einer Verletzung (ein Bruch oder eine Verrenkung des Gelenks), einer Überlastung zum Beispiel durch eine angeborene Fehlstellung oder nach entzündlichen Prozessen durch Bakterien oder im Rahmen einer autoimmunologischen Grunderkrankung (wie z.B. Rheuma) oder auch durch Stoffwechselerkrankungen (wie z.B. Gicht). Der Prozess der Arthrose läuft oft über Jahre oder sogar Jahrzehnte ab, ohne dass man etwas merkt. Zu Beschwerden kann es langsam vor allem bei vermehrter Belastung oder auch plötzlich durch eine relativ leichte Verletzung (Bagatellverletzung) kommen. Dieser Vorgang der Arthrose kann prinzipiell an jedem Gelenk ablaufen.

Arthrose an den Händen

Insbesondere in der kalten Jahreszeit können vorbestehende Veränderungen durch den Gelenkverschleiß plötzlich wahrgenommen werden, zum Beispiel in Form einer reduzierten Beweglichkeit der Fingergelenke und oder in Form von Schmerzen bei Belastung. Im fortgeschrittenen Stadium können dauerhafte Schmerzen auftreten. Der Prozess der Arthrose muss allerdings nicht automatisch mit Schmerzen verbunden sein. Abhängig vom betroffenen Gelenk kann man grob orientierend sagen, dass circa 25 Prozent der Personen, die im Röntgenbild eine Arthrose zeigen, keinerlei Beschwerden aufweisen. Kommt es jedoch zu Schmerzen, können verschiedene Therapien durchgeführt werden.

Wie erkenne ich, dass ich eine Arthrose habe?

Bestehen an einem Gelenk ca. ab dem 40. Lebensjahr immer wieder Schmerzen, vor allem bei Belastung, sollten Sie einen Orthopäden oder im Fall der Hände einen Handchirurgen aufsuchen. Dieser wird zur genaueren Beurteilung der knöchernen Situation in den meisten Fällen eine ergänzende Röntgen-Untersuchung veranlassen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Arthrose der Handgelenke oder Fingergelenke?

Abhängig vom Schweregrad der knöchernen Gelenkabnutzung im Röntgenbild und abhängig von den individuellen Beschwerden wird der betreuende Arzt gemeinsam mit dem Patienten eine geeignete Therapie wählen. Generell gilt der Merksatz bei jeder Arthrose: „Bewegung ist gut, Belastung ist schlecht!“ Daher sollten unnötige Belastungen wie das Heben von schweren Gegenständen (z.B. von schweren Blumentöpfen, schweren Kochtöpfen) vermieden werden.

Eine Ruhigstellung in einer Schiene kann kurzfristig Linderung bringen, sollte jedoch nicht dauerhaft erfolgen, da es hierdurch zu einer Schrumpfung der Gelenkkapsel und Verkürzung der Seitenbänder kommen würde, die in einer Einschränkung der Beweglichkeit resultieren würde. Weiters tut den allermeisten Menschen Wärme gut. Dies kann therapeutisch genutzt werden, z.B. in Form regelmäßiger, warmer Handbäder oder als Bäder in erwärmten Kirschkernen. Diese können deutliche Abhilfe schaffen. Hierdurch kommt es zu einer Verbesserung der Durchblutung in den Händen, es erfolgt eine Mikromassage, welche nicht nur gut tut, sondern auch bei regelmäßiger Anwendung die Beweglichkeit deutlich verbessert. Vermieden werden sollte das Arbeiten in kalter Erde oder in kaltem Wasser, da es hier in den allermeisten Fällen zu einer Zunahme der Beschwerden kommt.

Bei Schmerzspitzen können Schmerzmittel wie die nicht steroidalen Antirheumatika (NSARs), wie zum Beispiel Voltaren oder Ibuprofen, eingenommen werden. Diese reduzieren einerseits den Schmerz, andererseits haben sie auch eine entzündungssenkende Komponente. Dazu sollte man immer einen Magenschutz einnehmen.

Möchte man auf Medikamente verzichten, können Nahrungsergänzungsmittel längerfristig auch zu einer Reduktion der entzündlichen Komponente führen. Hierzu gehören unter anderem Gewürze wie Kurkuma, Koriander, Muskatnuss, Kardamom, aber auch Präparate wie Teufelskralle oder Weihrauch, die bei regelmäßiger Einnahme Linderung verschaffen können.

Hilfsmittel für den Alltag, die die mechanische Belastung der betroffenen Gelenke reduzieren (wie kleine Schienen, spezielle Flaschenöffner-Hilfen oder besondere Griffe für Stifte oder Töpfe) können u.a. vom Ergotherapeuten angepasst werden. Als kleiner Eingriff kann Kortison oder auch Eigenblut, sogenanntes „Platelet Rich Plasma, PRP“, in das Gelenk eingebracht werden. Dies sollte jedoch ausschließlich unter streng sterilen Maßnahmen erfolgen.

Was, wenn alles nichts mehr hilft?

Sollte die konservative Therapie mit den angeführten Maßnahmen nicht ausreichen und es bestehen weiterhin den Alltag und die Lebensqualität einschränkende Schmerzen und oder eine Bewegungseinschränkung, kommen operative Möglichkeiten in Betracht. Die häufigste Arthrose an der Hand ist die Arthrose des Daumensattelgelenkes, die so genannte Rhizarthrose. Diese tritt bei Frauen 10 bis 15 Mal häufiger auf als bei Männern. Nach dem Wechsel zeigen sich bei 25 bis 50 Prozent der Frauen im Röntgenbild arthrotische Veränderungen am Daumensattelgelenk.

Sollten Sie Beschwerden in diesem Bereich haben und Sie mit den oben angeführten konservativen Maßnahmen nicht mehr zurechtkommen, gibt es prinzipiell zwei verschiedene Operationstechniken: die Implantation einer kleinen Prothese (z.B. TOUCH®) oder die Entfernung des von der Arthrose betroffenen Knochens unter Aufhängung des Daumenstrahls an einem Sehnenstreifen. Bei beiden Techniken sollte im Idealfall eine Schmerzfreiheit erreicht werden – und dies  bei guter Beweglichkeit des Daumens.

Besteht eine schmerzhafte Arthrose an den Finger-Endgelenken (Heberden-Arthrose), kann als operative Therapie eine Versteifung in einer funktionell günstigen, leichten Beutestellung erfolgen. Ist das Mittelgelenk (Bouchard-Arthrose) betroffen, wird man eher versuchen, die Beweglichkeit zu erhalten und eine Silikon-Platzhalter-Prothese (Swanson®) beziehungsweise eine kleine totale Endoprothese (CapFlex®) einbauen. Am Handgelenk können bei einer schmerzhaften Arthrose u.a. die schmerzweiterleitenden Nerven unterbrochen werden.

An wen sollte man sich wenden?

Welche Therapiemöglichkeiten in Frage kommen, hängt einerseits vom Grad des Gelenkverschleißes, andererseits von den individuellen Beschwerden ab. Die Therapiemöglichkeiten sollte man mit einem fachkundigen Spezialisten, einem Orthopäden, Unfallchirurgen oder Handchirurgen besprechen, um die jeweils bestmögliche Option zu finden und dann auch die entsprechende Therapie gemeinsam durchzuführen.

 

Dolomitenpraxis Lienz
Dr.med. Johanna Helene Russe
Fachärztin für Orthopädie und Traumatologie – Spezialisierung Handchirurgie

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10. November 2023 um