Angststörungen bei Kindern: Es gibt Hilfe durch PsychotherapeutInnen

Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Dr. Anita Granig bietet in ihrer Psychotherapeutischen Praxis in Lienz Hilfe für Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten.

„20% der Kinder und Jugendlichen in Osttirol zeigen Hinweise auf psychische Auffälligkeiten. Dies deckt sich auch mit Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation. Mehr als 1.000 junge Menschen in Osttirol sind also gefährdet, psychisch krank zu werden“, so Mag. Barbara Haid, Psychotherapeutin und Vorsitzende des Tiroler Landesverbandes für Psychotherapie (TLP), bei einem Pressegespräch in der Psychotherapeutischen Praxis von Dr. Anita Granig einleitend. Anita Granig ist ausgebildete Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und seit 2013 Bezirkspsychotherapeutin des TLP.

„Angststörungen sind die häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter. Werden sie nicht behandelt, können sich daraus später Zwänge, Suchterkrankungen und vieles mehr entwickeln“, erklärte Granig. Trennungsangst, Angst vor Dunkelheit, Schulangst, Angst vor sozialen Kontakten, Angst vor bestimmten Tieren oder Situationen – wie sich Ängste manifestieren, sei sehr unterschiedlich. „Ängste zeigen sich bei Kindern oft über körperliche Beschwerden, häufig z.B. als Bauchschmerzen. Die Ursachen für diese körperlichen Beschwerden werden oft nicht erkannt. Für Eltern ist es wichtig zu wissen, dass gewisse Ängste in der Entwicklung von Kindern ganz normal sind. Wenn Ängste allerdings länger andauern und sehr bestimmend werden, wenn der Familienalltag dadurch massiv belastet wird und es zu einer deutlichen Einschränkung des Handlungsspielraumes kommt, sollte man fachkundige Unterstützung in Anspruch nehmen“, so Granig.

„Die Praxis zeigt, dass es auch in Osttirol großen Bedarf an Psychotherapieplätzen für Kinder gibt. Wichtig ist, dass Eltern den Schritt zu einer psychotherapeutischen Begleitung frühzeitig tun. Sonst kann es zu einer Chronifizierung der Angststörung oder zur Entwicklung von schweren psychischen Erkrankungen kommen“, erklärte Barbara Haid.

Derzeit kommt es aus Mangel an kassenfinanzierten Psychotherapieplätzen häufig zu langen Wartezeiten von einem halben Jahr und mehr. Die Tiroler Gebietskrankenkasse übernimmt derzeit die Kosten für sieben Therapiestunden pro Kind und Jahr. „Wir kämpfen mit der Tiroler Gebietskrankenkasse ständig um eine Aufstockung des Budgets für die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Junge Menschen mit krankheitswertigen psychischen Störungen müssen rasch eine kostenlose Therapie erhalten“, so die TLP-Vorsitzende.

Die zehn PsychotherapeutInnen des TLP im Bezirk Lienz erfüllen die Aufgaben der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung von psychisch kranken Menschen und sind auch die wichtigsten AnsprechpartnerInnen für Eltern und Kinder mit psychischen Störungen. Eine wichtige Rolle bei der Erkennung von Störungen, der Aufklärung und der Weiterleitung an die Psychotherapie komme auch den niedergelassenen Ärzten zu. „Die Hausärzte zeigen sich zu diesem Thema sehr offen, und wir tauschen uns oft mit ihnen aus. Sie bräuchten aber mehr Unterstützung und Information. Das so genannten Tiroler Modell, das die Gesellschaft für psychotherapeutische Versorgung in Zusammenarbeit mit den Kassen erarbeitete, müsste attraktiver gemacht werden, damit mehr Kolleginnen und Kollegen in der Kinder- und Jugendpsychotherapie tätig werden“, so Barbara Haid abschließend.

Psychotherapeutische Praxis von Dr. Anita Granig – Dr. Karl-Rennerstraße 10e, 9900 Lienz – Tel.Nr. 0676/7620656

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

28. Mai 2018 um