Adipositas-Selbsthilfegruppe Osttirol: Information und Hilfe aus erster Hand

Krankhaftes Übergewicht, auch „Adipositas“ genannt, ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die viele unterschiedliche Ursachen haben kann.

Betroffene kämpfen oft Jahrzehnte lang dagegen an, nur die wenigsten können sich selbst aus dem „Teufelskreis“ befreien. Für viele ist letztendlich ein chirurgischer Eingriff der letzte Ausweg. Hilfestellung in allen Phasen der Krankheit geben Selbsthilfegruppen, die einen Austausch unter Gleichgesinnten und nützliches Wissen aus erster Hand bieten. Seit November 2018 haben Menschen, die an  krankhaftem Übergewicht leiden, auch in Osttirol die Möglichkeit, Rat und Hilfe in einer Selbsthilfegruppe zu suchen. Die Initiative zur Gründung ging von Elisabeth Tscharnidling aus. Von Beruf Krankenschwester, war die Lienzerin vor ihrer Pensionierung über 20 Jahre im Pflegebereich tätig. Sie selbst verfügt über eine jahrelange Erfahrung mit Adipositas, wie sie beim Gespräch in der journal-Redaktion erzählt. Wenn man die Selbsthilfegruppe-Leiterin heute sieht, würde man kaum glauben, dass die fünffache Mutter noch vor knapp zwei Jahren mit starkem Übergewicht zu kämpfen hatte. „Mir ging es gesundheitlich nicht gut“, erzählt sie und spricht die aus der Adipositas häufig resultierenden Begleiterkrankungen an. „Viele Betroffene leiden unter Diabetes, Bluthochdruck und/oder orthopädischen Belastungssymptomen. Die Lebensqualität ist nicht selten stark eingeschränkt, und natürlich mangelt es auch an Selbstbewusstsein.“ Gerade letzteres werde aber, so Elisabeth Tscharnidling, von den betroffenen Personen oft überspielt. Viele würden sinnbildlich eine „Mauer“ um sich aufbauen, um nicht verletzt zu werden. „Dabei geht es jedoch nicht alleine darum, andere Menschen nicht spüren lassen zu wollen, wie es in einem wirklich aussieht. Es ist für viele auch schwierig, für sich selbst zu akzeptieren, dass man ein Problem hat. Dies führt oft zu Verdrängung und Verleugnung.“ Ihrem eigenen Leben konnte die Osttirolerin mit der Entscheidung für eine Magenoperation in Villach eine neue Wendung geben. „Seitdem fühle ich mich zunehmend besser. Ich habe nicht nur mein Gewicht drastisch reduzieren können, sondern auch ein neues Lebensgefühl und ein großes Mehr an Selbstbewusstsein gewonnen.“ Ihre Erfahrungen mit der Erkrankung und mit ihrer Magen-OP will Elisabeth Tscharnidling an andere weitergeben. „Es geht mir darum, Tabus anzusprechen und Ängste aufzulösen. Unsere Selbsthilfegruppe bietet einen geschützten Rahmen für all jene, die einen verständnisvollen Umgang und Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten suchen“, betont sie. „Bei uns muss sich niemand für sein Gewicht rechtfertigen oder schämen. Unser Anliegen ist es, gegenseitige Motivation und Hilfe beim Umgang mit Misserfolgen zu bieten. Außerdem gibt es von jenen, die es geschafft haben, Tipps zu konservativen und chirurgischen Verfahren und Methoden. Besonders wichtig ist diesbezüglich auch der regelmäßige Informationsaustausch mit Experten. Im Herbst 2019 laden wir im BKH Lienz zu einer Informationsveranstaltung ein. Die Referentinnen sind OA Dr. Christa Druml/LKH Villach und Vera Dietl aus Innsbruck.“

 

In der Osttiroler Selbsthilfegruppe „Adipositas – Wir haben mehr drauf“ ist Jede/Jeder herzlich willkommen! Die Treffen finden jeden zweiten Dienstag im Monat am Rechten Iselweg 5a in Lienz statt. Für Fragen schon im Vorfeld stehen Gruppenleiterin Elisabeth Tscharnidling (Tel.: 0660/6564689) sowie das Team der Selbsthilfe Tirol/Zweigverein Osttirol mit Büro im BKH Lienz (Tel.: 04852/606-290) gerne zur Verfügung!

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Foto: Osttirol heute

10. August 2019 um