Mein Lieblingsplatz: Die Felsenkapelle im Gschlößtal

Die ursprüngliche Kapelle wurde zwei Mal von Lawinen zerstört, die neue 1870 in eine Felshöhle gebaut. Bei einer Wanderung ins Innergschlöß ist die Felsenkapelle einer der Höhepunkte.

Das Innergschlöß in Matrei in Osttirol wird von vielen auch als „schönster Talschluss der Ostalpen“ bezeichnet. Mit Start beim Matreier Tauernhaus und vorbei an der Wohlgemuthalm und den urigen Almhütten von Außergschlöß erreicht man nach einer knappen Stunde leichter Wanderung die Felsenkapelle auf 1.683 Metern Seehöhe. Immer im Blick hat man dabei die gigantischen Fels- und Eisriesen des Venedigermassivs.

Aus den Urkunden des Pfarrarchivs Matrei i.O. geht hervor, dass die Almbesitzer von Außer- und Innergschlöß im Jahre 1688 die erste Kapelle erbauten. Lawinen zerstörten dieses kleine Kirchlein zweimal. Als Platz für die neue Kapelle wurde 1870 – kurze Zeit nach der zweiten Lawine – ein riesiger Felsblock ausgewählt und die Höhle zum heutigen Kapellenraum erweitert.

 

Nicht nur zum Innehalten empfiehlt sich ein Besuch der Felsenkapelle, an heißen Sommertagen kann man in der kleinen Felshöhle auch Abkühlung finden, um danach gestärkt weiterzuwandern.

 

Die Felsenkapelle ist der Gottesmutter geweiht. Im August 1880 wurde die Erlaubnis erteilt, in diesem ungewöhnlichen Kirchlein die heilige Messe zu feiern. Kirchtag war früher stets der Tag nach dem Tauern-Kirchtag St. Bartlmä. Seit vielen Jahren wird der Kirchtag in Innergschlöß am 8. September – dem Fest Mariä Geburt – gefeiert.

Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums wurde die Felsenkapelle von Grund auf renoviert und feierlich wiedergeweiht. Teile des Altars stammen noch aus dem 18. Jahrhundert – das Altarbild zeigt den Heiligen Michael. Die kleine, grob geformte Figur der Schmerzensmutter an der linken Seitenwand stammt noch aus der ursprünglichen Kapelle. Sie wurde und wird von den Almleuten in besonderer Weise verehrt.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Ingemar Wibmer

01. Juli 2020 um