Saisonstart auf Schloss Bruck in Lienz: Museum mit allen Sinnen erleben
Ab Freitag, 25. Juni, bietet Schloss Bruck wieder faszinierende Ausstellungen, ein lebendiges Kulturprogramm und genussvolle Momente der Entspannung.
Was haben Bananen oder Fußgängerampeln mit dem Überschreiten unüberwindbar scheinender Grenzen zu tun? Die diesjährige Sonderschau „grenzen|los“ liefert dazu Antworten und begibt sich mit symbolhaften Objekten und deren Geschichte auf die Suche nach Trennlinien in Vergangenheit und Gegenwart. Nach einem Jahr, in dem Beschränkungen persönlicher Freiheit hautnah erfahren wurden, wird auch sozialen Grenzen wie dem Kampf um weibliche Selbstbestimmung und Fragen nach Grenzen in der Kunst ein Platz gegeben. „Hört man den unscheinbaren Tönen der Ausstellungsstücke zu, dann werden Barrieren, die in der Zeit eine feste, unüberwindbare Größe darstellten und den Alltag beherrschten, plötzlich zu Fußnoten der Geschichte“, so Museumsleiter Stefan Weis, der mit seinem Museumsteam und ausgewählten Experten die neue Ausstellung konzipiert hat.
Durch alle Epochen war das Gebiet des heutigen Osttirol ein Grenz-Land an vielen Schnittpunkten, nicht nur territorialen. Hier begegneten sich Sprachen und Kulturen, wurden Konflikte geführt und Trennungen zu überwinden gesucht. Trennlinien, die hier gezogen wurden, teilten oft alte Verbindungen und schufen dadurch neue Identitäten. Ausgehend von diesen Erfahrungen werden in vier Bereichen territoriale, sprachliche, soziale und künstlerische Grenzen sowie deren Verschwimmen aufgespürt.
Wilfried Kirschls Stillleben mit Metronom. Foto: Johannes Plattner
Grenzüberwindungen schuf auch Wilfried Kirschl in seiner Malerei. Er hat wie wenige andere als Maler, Kunstschriftsteller, Ausstellungskurator, Sammler und „graue Eminenz“ im Kulturbetrieb die Kunst nach 1945 in Tirol geprägt. „In Kirschls Schaffen gibt es keine großen Sprünge oder Zäsuren, vielmehr ging es ihm um Variationen von Grundgedanken, um Verdichtung und Vertiefung“, führt Ausstellungskurator Carl Kraus aus. Die griechische Inselwelt mit ihren kubischen „Architekturstillleben“ bot ihm dabei die zentrale Inspiration, um daraus jene magischen Lichträume zu schaffen, in denen das Dingliche jegliche Schwere verliert.
Mit der Sehnsuchtswelt des 19. Jahrhunderts, mit einem ganz unwirklichen und seiner Seele entspringendem Tirol, beschäftigt sich die kleine Schau zu Franz von Defregger, entstanden aus selten gezeigten Werken aus dem Bestand der Stadt und einigen noch nie in Lienz gezeigten Kostbarkeiten. Eingepasst in die Sammlung Egger-Lienz, zeigt die Gegenüberstellung zum 100. Todestag Defreggers Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Tiroler Malerfürsten.
Schloss Bruck ist heuer wieder einer der Schauplätze des Internationalen Straßentheaterfestivals Olala. Foto: Wolfgang Retter
Mit allen Sinnen erleben lässt sich Schloss Bruck aber auch im unterhaltsamen Kultursommer der Stadtkultur. Der Burginnenhof lässt Musik und Freiheit in unvergleichlichem Ensemble wieder spürbar werden: „Mit den geplanten Lockerungen und nach Wegfall vieler Einschränkungen werden die Live-Konzerte wohl als ganz besonderer Kultur-Genuss empfunden werden“, ist sich Abteilungsleiterin Claudia Funder sicher. Abgerundet wird das Museumsprogramm mit spannenden Kinderworkshops, der Kinderuni sowie den unvergesslichen Geburtstagsfeiern für die jüngsten Besucher des Hauses. Und wenn Olala den Park um Schloss Bruck verzaubert und die Grenzen der Schwerkraft im Tanz verschwinden, bleiben die Besucher der Burg restlos verzaubert.
Das Museum öffnet am Freitag, 25. Juni, um 10.00 Uhr, seine Pforten. Die Saison startet ohne Eröffnungsfeier mit einem Soft-Opening. Für alle, die jedoch gleich zu Beginn einen besonderen Einblick erhalten wollen, gibt es am ersten Öffnungstag um 13.00 bzw. 14.00 Uhr die Möglichkeit, mit einer privaten Kuratorenführung von Carl Kraus die Ausstellung „Lichträume“ zu erleben. Die Teilnehmerzahl ist streng begrenzt, eine Voranmeldung unter museum@stadt-lienz.at notwendig.
Text: Redaktion, Fotos: Martin Lugger, Johannes Plattner, Wolfgang Retter
