Biodiversität: Nationalpark Hohe Tauern ist der Endemiten-Hotspot Österreichs

Im Nationalpark Hohe Tauern finden sich 99 Endemiten, also Tier- und Pflanzenarten, die nur in einer bestimmten, räumlich klar abgegrenzten Umgebung vorkommen.

Die Vielfalt ist Voraussetzung dafür, dass uns die Natur mit Rohstoffen, sauberer Luft und sauberem Wasser versorgt, aber auch vor den Auswirkungen des Klimawandels schützt. Im Rahmen einer österreichweiten Studie des Umweltbundesamtes im Auftrag von Nationalparks Austria haben WissenschaftlerInnen der Universität Wien nun erhoben, welchen Beitrag die österreichischen Nationalparks zum Schutz der Biodiversität in Österreich leisten.

Die sechs österreichischen Nationalparks umfassen zwar nur knapp 3 % der österreichischen Landesfläche, sie liegen aber in landschaftlich besonders wertvollen und für den Biodiversitätsschutz vielfach neuralgischen Gebieten. Mehr als 70 Prozent der wichtigsten heimischen Artengruppen sind in den Nationalparks vertreten: 87 Prozent der Säugetier-Arten, 94 Prozent der Brutvogel-Arten, 79 Prozent der Reptilien-Arten, 86 Prozent der Amphibien-Arten, 81 Prozent der Fisch-Arten und 69 Prozent der Pflanzen-Arten Österreichs wurden in den letzten Jahren nachgewiesen.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zur vor Kurzem präsentierten Studie: „Für viele gefährdete und seltene Arten zählen die Nationalparks zu den letzten Rückzugsorten des Landes. Mit der Analyse ‚Wir schützen Österreichs Naturerbe‘ liegt nun erstmals eine Gesamtschau der österreichischen Artenvielfalt in den Nationalparks vor. Und die Ergebnisse sind wirklich erfreulich: Mehr als zwei Drittel der wichtigsten heimischen Arten kommen in unseren Nationalparks vor. Damit wir unsere wertvolle Natur in Österreich langfristig erhalten, arbeiten wir im Klimaschutzministerium an der Biodiversitätsstrategie und haben den Biodiversitätsfonds um 50 Millionen Euro aufgestockt.“

 

LH-Stv. Ingrid Felipe (Vorsitzende des Nationalparkrates Hohe Tauern) mit der Matreier Nationalpark-Rangerin Maria Mattersberger

 

Die Studie ergibt auch, dass 80 Prozent der von der EU als schützenswert definierte Lebensräume in den heimischen Nationalparks zu finden sind. Die Nationalparks in den Alpen ergänzen sich dabei bestens mit den Nationalparks in der Ebene und im Waldviertel. Während die Vielfalt bei Pflanzen und Lebensraumtypen in den Alpen liegen, sind die Donau-Auen und Neusiedler See–Seewinkel Hotspots der Fisch- bzw. Vogel-Diversität in Österreich.

In jedem der sechs österreichischen Nationalparks finden sich rund ein Drittel der heimischen Gefäßpflanzenflora: Am meisten Gefäßpflanzen beherbergt mit 1049 Arten der Nationalpark Gesäuse, etwas weniger Arten leben im Nationalpark Kalkalpen und im Nationalpark Hohe Tauern (1020 bis dato nachgewiesene Arten) und damit ca. 35 % der Gesamtflora Österreichs.

Endemiten-Hotspot Nationalpark Hohe Tauern

Als Endemiten (von altgriechisch ‚einheimisch‘) werden Pflanzen oder Tiere bezeichnet, die nur in einer bestimmten, räumlich klar abgegrenzten Umgebung vorkommen. In Österreich listet der Endemitenatlas 552 Arten auf. 188 Arten davon kommen in den österreichischen Nationalparks vor, wobei der Nationalpark Hohe Tauern mit 99 Arten als Endemiten-Hotspot Österreichs von europaweiter Bedeutung bezeichnet werden kann. Für neun Arten ist der Nationalpark Hohe Tauern sogar weltweit das einzige Vorkommensgebiet.

Der globale Klimawandel bedroht gerade im inneralpinen Raum die Existenz dieser kleinräumig verbreiteten Arten. Eine ganz besondere Rolle bei der Erhaltung der alpinen Biodiversität kommt deshalb dem Nationalpark Hohe Tauern zu.  „Durch die über die Jahrzehnte durchgeführte beständige Dokumentation der im Nationalpark vorkommenden Arten in der Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern sind solche wissenschaftlichen Auswertungen möglich. Basierend auf diesen Daten ist ein gezieltes Management für die Erhaltung der Biodiversität sinnvoll. Die AlmbewirtschafterInnen in der Außenzone des Nationalparks werden unter anderem durch Fördermaßnahmen für die Erhaltung der Biodiversität und Offenhaltung der Almlandschaften unterstützt“, betont LH-Stv. Ingrid Felipe, Vorsitzende des Nationalparkrates Hohe Tauern.

 

Text: Redaktion, Fotos: NPHT/Matthias Lehnert, Florian Jurgeit

26. Mai 2021 um