Thomas Brezina: „Wir werden unser Leben in vielen Bereichen neu aufstellen müssen!“

Wir unterhielten uns mit dem bekannten Wiener Autor über Erfolg und Glücklichsein und baten ihn um seine Einschätzung, was die Corona-Pandemie in unserem Leben verändern wird.

Thomas Brezina ist nicht nur Buchautor, sondern auch Fernsehmoderator und Produzent. Über 570 Bücher hat der Österreicher bis dato publiziert. Mit mehr als 40 Millionen verkauften Exemplaren gehört er zu den erfolgreichsten Autoren im deutschsprachigen Raum. Mitte März 2020 – mitten im ersten Lockdown – hat Brezina das kostenlose E-Book „Auch das geht vorbei“ veröffentlicht. Auf das Buch, das er in nur wenigen Tagen geschrieben und online gestellt hat, folgten Anfang Mai 2020 „7,7 Geheimnisse des Glücks“ und im September „Der Tote in der Hochzeitstorte“, das große Finale der Knickerbocker-Reihe für Erwachsene. In seinem neuesten Werk „Erfolg ist, wenn du‘s trotzdem schaffst“ erläutert Brezina, welche Faktoren er für wichtig hält, um erfolgreich zu sein, und was man von erfolgreichen Menschen lernen kann.

Herr Brezina, seit dem Online-Start von „Auch das geht vorbei“ im März 2020 wurde Ihr E-Book insgesamt über 200.000 Mal heruntergeladen. Warum war es Ihnen wichtig, gerade im Lockdown innerhalb kürzester Zeit ein Buch zu schreiben?

In meinem Leben habe ich viel erfahren – und viel gelernt. Das hilft, sich die Freude am Leben zu bewahren. Darüber erzähle ich auf Instagram, Facebook und vor allem in meinen Ratgeber-Büchern. Für diese herausfordernde Zeit der Pandemie, die uns alle völlig überrascht und auch geschockt hat, wollte ich den Menschen hilfreiche Gedanken und Tricks mit auf den Weg geben, die mir selbst im Leben schon oft geholfen haben.

Woher kam die Motivation, in dieser so herausfordernden Zeit so viel zu arbeiten?

Tatsache ist, dass ich in diesem Jahr mehr geschrieben habe als je zuvor. Natürlich beeinträchtigen Lockdown, Reisebeschränkungen usw. auch mein Leben. Seit März war ich nicht mehr in meiner zweiten Heimat London. Aber so ist es eben. Ich war und ich bin fest entschlossen, aus all dem das Beste zu machen. Zuhause zu sitzen und zu schreiben, ist mir sehr vertraut. Nun hatte ich noch mehr Zeit – und konzentrierte mich eben darauf, was mich begeistert und was mein Lebensgefühl ist: Geschichten zu erzählen!

Können Sie uns schildern, wie Sie die Monate der Corona-Pandemie bisher erlebt haben?

Es ist für mich ein tiefer Einschnitt ins Leben, wie für alle anderen auch. Was mich erschreckt, sind die Notlagen, in die viele Menschen durch die Krise geraten sind. Ich glaube nicht, dass wir zu dem zurückkehren können, was unser Leben vor der Pandemie ausmachte. Trotzdem setze ich alles dran, die Zuversicht zu bewahren und Lichtpunkte zu finden.

Was sind Ihrer Ansicht nach aktuell die größten Probleme – wirtschaftliche, psychische oder die Einsamkeit?

Jeder ist auf eine andere Art betroffen, vieles wiegt schwer. Teenager etwa können ihre Freizeit nicht wie vorher mit Gleichaltrigen verbringen. Viele müssen Enge und Spannungen zu Hause erleben – und auch die Eltern sind mit Homeschooling und Homeoffice stark gefordert. Ich persönlich versuche, Mut an die Stelle von Angst und Niedergeschlagenheit zu setzen. Es geht aktuell nicht darum, sich „zusammenzureißen“, sondern vielmehr um das Eingestehen dessen, wie man sich fühlt, darüber zu reden und, wenn notwendig, sich Hilfe zu suchen. Jeder sollte versuchen, Kräfte zu sammeln, die wir alle brauchen werden.

Glauben Sie, dass in Krisen auch Chancen für die persönliche Entwicklung liegen?

Natürlich! Wir „brauchen“ keine Krisen, aber wenn sie schon da sind, dann gilt es zu erkennen, was sie uns beibringen können.

Welche Schlüsse können wir daraus für unser Leben ziehen?

In allen Bereichen, in denen wir aktiv gestalten können, ist die Frage, wie wir weiterleben wollen, eine sehr wichtige. Was wollen wir beibehalten, was ändern? Was ist uns wichtig, was hat an Bedeutung verloren? Wir sind auf eine sehr massive Art und Weise damit konfrontiert worden, dass nichts fix ist, nichts selbstverständlich, dass Pläne, Wünsche und Träume von einem Moment auf den anderen erschüttert oder zerstört werden können. Was also sollten wir in Zukunft tun, wo immer wir die Möglichkeit dafür haben?

Das Buch „7,7 Geheimnisse des Glücks“, an dem Sie schön länger gearbeitet haben, haben Sie am 2. Mai 2020 veröffentlicht. Hat Corona bei der Wahl des Zeitpunktes eine Rolle gespielt?

Ja, denn viele hatten den Eindruck, das Gefühl, das Glück hätte uns verlassen. Ich wollte zeigen, dass Glück mehr mit uns selbst zu tun hat als mit dem, was uns umgibt. Ich wollte anderen vermitteln, dass es möglich ist, etwas für das eigene Glück zu tun – und nicht nur Opfer der Umstände zu sein.

Ihr neuestes Buch „Erfolg ist, wenn du’s trotzdem schaffst“ ist Mitte November erschienen. „Erfolg ist gleich Anstrengung multipliziert mit Begeisterung mal Durchhaltevermögen“ heißt es darin einleitend. Lässt sich Erfolg auf eine einfache Formel reduzieren?

Nein, diese Formel beinhaltet nur eine Grundlage für Erfolg und war mehr als Beispiel dafür gedacht, dass Erfolg keiner Formel folgt, weil noch viel mehr dazu gehört. Es ist meine Beobachtung und Erfahrung, dass in vielen Menschen mehr steckt, als sie sich zutrauen und dass sie mehr schaffen können, als sie für möglich halten.

In acht Schritten erklären Sie den Weg zum Erfolg. Können Sie uns die wichtigsten Punkte nennen?

Im Prinzip dreht sich einerseits vieles um die Frage, was ist meine Leidenschaft und wie kann ich sie zu meinem Beruf machen. Darin liegt ein enormes Erfolgspotenzial. Eine zweite Fragestellung ist: Was ist für mich Erfolg? Wie definiere ich diesen? Die Antworten darauf sind sehr individuell. Wer seine Erfolgsmaßstäbe nicht kennt, kann frustriert sein, obwohl sie/er viel erreicht hat. Hindernisse sind unvermeidbar, die Kunst ist, daraus etwas zu machen. Wird Wasser aufgestaut, so entwickelt es, wie wir zum Beispiel von Wasserkraftwerken wissen, eine ungeheure Kraft. Wir sollten uns ein Beispiel am Wasser nehmen. Zu all diesen und ähnlichen Themen gebe ich Tipps bzw. beschreibe Techniken, wie Herausforderungen zu meistern sind.

Wie glauben Sie wird sich die Welt durch Corona verändern?

Ich bin weder Zukunftsforscher noch Wahrsager. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir uns und unser Leben in vielen Bereichen neu aufstellen werden müssen. Wie die Welt nach Corona aussehen wird, ist für den Einzelnen ebenso individuell wie der oben beschriebene Lernfaktor. Wichtig erscheint mir, sich die Frage zu stellen, was wirklich wichtig ist im Leben. Ich glaube, dass die Einschränkungen, die wir derzeit alle erfahren, uns die Chance eröffnen, gerade dies besser zu erkennen!

 

 

Erfolgreiche Menschen aus allen Jahrhunderten haben einiges gemeinsam, egal, ob es sich um Unternehmer, Erfinder, Künstler, Sportler oder Abenteurer handelt. Sie haben die größte Kraft in sich erkannt und sind bereit, allen Hindernissen zu trotzen, die sich ihnen in den Weg stellen. Einfach ist das für niemanden. Gewinner laufen dem Erfolg niemals hinterher, sondern werden vom Erfolg eingeholt. Wie das Durchhalten in jedem Bereich des Lebens leichter zu schaffen ist, wieso Gewinner oft die Spinner sind und wieso Lust und Leichtigkeit mehr bringen als Rackern und Aufopferung, das erklärt Thomas Brezina in seinem neuesten Buch.

 

Text/Interview: Raimund Mühlburger, Fotos: Lukas Beck

23. Dezember 2020 um