Lienz: Disput um Subventionen der Stadt für Damen-Skiweltcup im Gemeinderat

Um die Kooperationsvereinbarung für die Rennen 2021 bis 2025 und das Subventionsansuchen des Skiclubs Lienz für 2021 ging es am 24. November im Lienzer Gemeinderat.

Abwechselnd mit dem Semmering finden in Lienz alle zwei Jahre FIS Damen-Skiweltcuprennen statt. Die Stadt Lienz zahlte in der Vergangenheit alle zwei Jahre eine Subvention von 100.000 Euro an den Skiclub Lienz (SCL), den gleichen Betrag leistete der Tourismusverband Osttirol. Zusätzlich zu den monetären Beiträgen erhielt der SCL außerdem Wirtschaftshofleistungen von der Stadt. Diese waren auch bei der jüngsten Gemeinderatssitzung unbestritten, um die Subventionszahlung entbrannte jedoch eine lange und heiße Diskussion, an deren Ende keine Abstimmung und kein Beschluss, sondern eine Verschiebung des Tagesordnungspunktes auf die nächste Sitzung stand.

„2021 wird für die Stadt Lienz ein sehr forderndes Jahr. Die Ertragsanteile sinken dramatisch. Es droht ein sattes Minus von 1,8 Mio. Euro. Mit Siegfried Vergeiner wurde die finanzielle Situation besprochen. Er braucht aber von uns eine Äußerung, wie es mit den Subventionen weitergehen kann. Meiner Meinung nach ist eine Zusage von je 100.000 Euro für die nächsten drei Rennen nicht zu verantworten. Ich fühle mich außerstande, diese Subventionen zuzusagen“, leitete Bgm. Elisabeth Blanik (SPÖ) den Tagesordnungspunkt ein.

In der Folge kam es zu einer regen Diskussion. Hier die wichtigsten Beiträge der GemeinderätInnen:

Vize-Bgm. Siegfried Schatz (SPÖ), Obmann Sportausschuss:
„Es handelt sich beim Weltcup um eine tolle Veranstaltung, und der SCL leistet hervorragende Arbeit – mit knappem Personal und bei jedem Wetter. Wir haben mit Siegfried Vergeiner ein Gespräch geführt. Ich habe ihm die angespannte finanzielle Situation erklärt. Er sieht das auch ein, bräuchte aber ein grundsätzliches JA von der Gemeinde, damit die Kooperationsvereinbarung für die Skirennen 2021 bis 2025 mit dem ÖSV unterschrieben werden kann.“

Vize-Bgm. Kurt Steiner (ÖVP):
„Wir haben auch mit Siegfried Vergeiner ein Gespräch geführt. Klar ist, dass es ohne Subvention der Stadt auch keinen Weltcup geben wird. Die Stadt investiert hier in etwas, wo auf der anderen Seite wieder Geld hereinkommt. Das meiste Geld bleibt in der Region. Vor allem die Gastronomie und die Geschäfte profitieren.“

GR Josef Blasisker (FPÖ):
„Man muss in diesem Zusammenhang wirklich die angespannte finanzielle Situation der Stadt sehen. Grundsätzlich müssen 2021 sicher auch die Subventionen für andere Veranstaltungen bzw. Vereine vermindert oder abgelehnt werden. Es ist die Frage, ob es keine Kooperationsvereinbarung geben wird, wenn die Stadt ihre Subvention jetzt nicht zusagt. Wir bräuchten klare Aussagen der Verantwortlichen des SCL und des Organisationskomitees. Eigentlich macht man es sich einfach, wenn man einfach fordert, dass die Stadt und der TVB jeweils 100.000 Euro beitragen sollen. Für die Vermarktung der Region ist der TVB zuständig. Keine andere Gemeinde leistet Beiträge. Es wäre für mich z.B. auch vorstellbar, dass Lienz 30.000 Euro als Veranstaltungsort beiträgt.“

GR Gerlinde Kieberl (Grüne):
„Die Subvention von 100.000 Euro pro Weltcup-Rennen steht für mich in keiner Relation zu anderen Veranstaltungen bzw. Beiträgen für Vereine. Meiner Meinung nach ist Lienz alle zwei Jahre Ende Dezember deshalb Weltcup-Ort, weil andere Skigebiete diesen Termin nicht wollen. Heuer gäbe es aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer und damit auch keine Ticketverkäufe. Man kann heute auch nicht sagen, wie das bei den nächsten geplanten Rennen Ende 2021 aussieht.“

GR Christian Steininger (ÖVP):
„Wenn wir den Subventionsbeschluss nicht fassen, wird es auch keine Kooperationsvereinbarung mit dem ÖSV geben. Die Beiträge für das Stadtbuch haben wir auch in der angespannten Situation des ersten Lockdowns beschlossen. Ich bin der Meinung, dass durch den Werbewert und die Wertschöpfung für die Region die Beiträge für den Weltcup zu rechtfertigen sind. Die Gespräche mit dem Skiclub sind sicher sinnvoll, aber zuständig ist für mich Werner Frömel, der Präsident des Organisationskomitees. Natürlich ist die wirtschaftlich angespannte Situation der Stadt zu berücksichtigen, aber der Schaden für die Region wäre groß, wenn die Rennen nicht mehr stattfinden können.“

GR Uwe Ladstädter (LSL):
„Wir haben das Geld für derartige Subventionen derzeit nicht. Es gibt keinen Nachweis, dass der Ski-Weltcup mehr Touristen und damit mehr Nächtigungen bringt. Außerdem ist während der Rennen drei Tage lang die Piste am Hochstein gesperrt. Ich gönne dem SCL, der hervorragende Arbeit leistet, natürlich das Geld, aber in Wirklichkeit unterstützen wir den ÖSV. Ich bin auch der Meinung, dass dieser Ende Dezember keinen anderen Austragungsort für die Rennen findet. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, nur für die Kooperationsvereinbarung zu stimmen, und nicht für die Subvention. Ich kann der Subvention jedenfalls nicht zustimmen. Das wäre für mich unverantwortlich, fahrlässig und populistisch.“

GR Willi Lackner (SPÖ):
„Wir haben mit Siegfried Vergeiner vergangenen Sonntag ein Gespräch geführt. Er sagt, der Weltcup wäre in Sachen Wertschöpfung und Werbewert die beste Veranstaltung in Osttirol. Die Wertschöpfung schlägt sich für mich aber vor allem in der Hotellerie/Gastronomie nieder. Für den SCL wäre wichtig, dass die Stadt zum Kooperationsvertrag steht. Siegfried Vergeiner würde ihn unterschreiben.“

Vize-Bgm. Siegfried Schatz (SPÖ):
„Wir sollten die Wirtschaftshofleistungen beschließen und dem SCL mitteilen, dass finanzielle Zuwendungen derzeit nicht möglich sind. Ich frage mich, warum die Region 200.000 Euro zahlt (Stadt Lienz und TVBO jeweils 100.000 Euro) und das Land Tirol nur 20.000 Euro.“

GR Josef Blasisker (FPÖ):
„Die Stadt Lienz ist die einzige Gemeinde, die den Weltcup unterstützt, es profitiert aber der gesamte Großraum. Eine Korrektur ist hier sicher notwendig.“

Bgm. Elisabeth Blanik (SPÖ):
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass im Dezember 2021 Weltcuprennen mit tausenden Zuschauern stattfinden können, auch wenn es eine Covid 19-Impfung geben wird. Ich sage natürlich auch keine Veranstaltung gerne ab, aber die Bevölkerung sollte schon auch etwas davon haben. Ich möchte noch einmal betonen, dass wir uns angesichts des Abgangs von 1,8 Mio. Euro die Subvention von 100.000 Euro einfach nicht leisten können.“

GR Armin Vogrincsics (SPÖ):
„Der Werbewert der Weltcuprennen für Osttirol ist für mich null. Auch ich zahle als Unternehmer Tourismus-Abgabe und habe nichts vom Weltcup. Ich bin dafür, dass jene mitzahlen sollen, die am meisten profitieren, also die Hotellerie.“

GR Christian Steininger (ÖVP):
„Ich schlage vor, dass wir die beiden Punkte Kooperationsvereinbarung und Subventionsansuchen von der Tagesordnung nehmen und zur nächsten Sitzung Werner Frömel und Siegfried Vergeiner einladen, damit sie uns ihre Sicht der Dinge noch einmal genau schildern.“

Bgm. Elisabeth Blanik (SPÖ):
„Auch die Bürgermeister des Talbodens sollten wir zur Sitzung einladen.“

Anschließend wird über Christian Steiningers Antrag abgestimmt. Der Antrag wird mit einer Gegenstimme (Uwe Ladstädter) angenommen.

 

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Expa Pictures

25. November 2020 um