RLB-Atelier: Ausstellung „Spekulationen“ von Helmut P. Ortner eröffnet

Ab heute, 27. Mai 2020, ist die bis dato pandemiebedingt geschlossene Schau mit Arbeiten des in Lienz geborenen und heute in Wien lebenden Künstlers zu sehen.

Literatur spielt für den 1974 in Lienz geborenen und heute in Wien lebenden Künstler eine wesentliche Rolle. Sie ist ihm nicht nur Inspiration, sondern mehrfach Ausgangspunkt seiner Arbeiten. So verfasst er eigene Kurzstatements zu gesellschaftspolitischen Themen, arbeitet mit unterschiedlichen poetischen Zitaten oder verwebt eigene Gedanken beispielsweise mit jenen von Georg Trakl.

Buchstaben, Wortfragmente oder Textcollagen dienen ihm aber jenseits ihrer Lesbarkeit auch als wichtige visuelle Gestaltungselemente. Neben der klassischen Serifentypografie einer alten Schreibmaschine fungieren auch eine bestimmte Schablonenschrift sowie die eigene, kalligrafisch anmutende Handschrift als kompositorisches Prinzip mit eigenständigen bildnerischen Qualitäten. „Durch diese Unlesbarkeit entziehe ich der Sprache ihre offensichtliche Grundlage, doch der Textinhalt existiert im Schriftbild, ist kryptografisch gespeichert und somit auf einer anderen, weiter gedachten Ebene absolut real“, so Ortner.

Zum hohen Wiedererkennungswert seiner Arbeiten tragen neben der wechselreichen, collagenartigen Beziehung von Wort und Bild aber auch immer wiederkehrende Motive wie beispielsweise kahle Häupter oder kleine comicartige Figuren mit großen Köpfen sowie feingliederige Tuscheschraffuren und eine pastellige Farbigkeit bei.

Kennzeichnend für Ortners künstlerische Herangehensweise ist vor allem die Einbindung von Büchern selbst. „Aufgrund meiner Leidenschaft für Bücher ist es für mich naheliegend, Buchdeckel als Bildträger zu verwenden: Alte Bücher werden gesammelt, auf Dachböden aufgestöbert, aus Altpapiercontainern gerettet oder auf Flohmärkten erworben, damit ich ihnen, meist ihrer Hülle, eine neue Existenz als Kunstwerk geben kann. Inhaltlich können, aber müssen die Darstellungen nicht zwangsläufig Bezug auf den einstigen Inhalt der Bücher nehmen“, führt Ortner weiter aus.

Das Buch ist schon seit seinen Anfängen eng mit der Kunst verbunden, man denke nur an die prachtvollen Buchmalereien. Als Wissens- und Kulturspeicher gilt es in der Kunstgeschichte als Symbol für Gelehrtheit oder für religiöse Andacht, repräsentiert aber auch Intimität, Privatheit und geistige Unabhängigkeit. Das Buch eröffnet zudem Bezüge zum Akt des Lesens, der Konzentration erfordert und anhand von Informationen oder Erzählungen Bildwelten im eigenen Kopf entstehen lässt.

Genau daran knüpft Helmut P. Ortner mit seinen vielschichtig „lesbaren“ Arbeiten an. Die in der Ausstellung präsentierte Fülle von Werken fordert eine genauere Betrachtung geradezu heraus, gleichzeitig verdichtet sich bei dieser aber die Gewissheit, dass das Entziffern der Buchstaben, das Verstehen der Wörter oder Darstellungen keine allgemeingültige Entschlüsselung ermöglicht, da das Wesentliche letztlich zwischen den Zeilen steht.

 

Gedankensplitter verdichten sich in Helmut P. Ortners Arbeiten gezeichnet, gemalt, geschrieben zu rätselhaften Botschaften. Humorvoll wie hintergründig spielt der Künstler mit der Dynamik von Form und Inhalt, mit der Verbindung von Schrift und Bild.

 

Die Ausstellung ist vom 27. Mai bis 28. August 2020 von Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.15 Uhr und von 14.00 bis 16.30 Uhr zu sehen. Zur Ausstellung ist ein 64-seitiger gleichnamiger Katalog erschienen. Für Kunstinteressierte ist dieser vor Ort kostenlos erhältlich.

 

Text: Kulturredaktion, Fotos: Ramona Walder, Alexander Grimm

27. Mai 2020 um