Tischlermeister Friedrich Wieser: „Lehre und Handwerk haben großes Potenzial!”

Kreativ, innovativ, vielseitig – Bezirksinnungsmeister Friedrich Wieser betont den Wert der Tischlerlehre und die guten Chancen von Facharbeitern am Arbeitsmarkt.

Die Tischlerei Wieser in Strassen setzt seit jeher auf eine qualifizierte Lehrlingsausbildung. „Der größte Teil unserer 25 Mitarbeiter hat bei uns im Betrieb die Lehre absolviert. Wer eine Handwerks-Lehre abgeschlossen hat, dem bietet sich ein breites Spektrum an Karrierechancen am Arbeitsmarkt“, sagt Firmenchef Friedrich Wieser, der sich auch als Bezirksinnungsmeister für das Tischlergewerbe engagiert. Das Pustertaler Familienunternehmen, 1963 vom Vater des heutigen Inhabers gegründet, ist breit aufgestellt und eine der wenigen Bau- und Möbeltischlereien in Tirol, die noch alle Bereiche in Eigenfertigung abdeckt.

 

 

„Fertig ausgebildete Tischler können sich bei uns im Unternehmen in verschiedenen Positionen weiterentwickeln. Im Bereich Möbeltischlerei ist von der individuellen Planung bis zur Fertigung der Einrichtungen auch sehr viel Kreativität gefragt. In der Bautischlerei – also bei der Fertigung von Fenstern und Türen – spielen auch die moderne Technik und die Bauphysik hinein“, so Wieser. E-Keys, also elektronische Türöffnungssysteme, integrierte Alarmanlagen und über Sensoren gesteuerte Öffnungsüberwachungssysteme für Fenster und Türen werden, wie er informiert, bei den Kunden immer beliebter. „Wir Tischler arbeiten heute sehr häufig mit anderen Professionisten, etwa Elektrikern, eng zusammen.“

 

Friedrich Wieser mit seinem Bruder Michael, der nach der HAK-Matura die 3-jährige Lehre und die zweijährige Meisterschule in Graz absolviert hat.

 

Friedrich Wieser ist überzeugt davon, dass traditionelles Handwerk Zukunft hat. „Im Tischlergewerbe wird jahrhundertealtes Wissen mit moderner Technik gepaart. Gerade dieses Zusammenspiel von Tradition und Moderne macht die Faszination des Berufes aus. Wenngleich so manche monotone Arbeit heute mit maschineller Unterstützung erledigt wird – den letzten Schliff erhält jedes Möbelstück durch den Tischler und dessen Handfertigkeit. Er haucht dem Möbel mit seiner Kreativität und seinen Ideen Leben ein. Das kann keine Maschine und kein Computer ersetzen – und das unterscheidet einen Handwerksbetrieb auch vom Industriebetrieb.“

 

 

Gerade im Bezirk Lienz werden, so der Pustertaler Unternehmer, das Handwerk und vor allem auch das Arbeiten mit dem Werkstoff Holz noch gelebt. „In Osttirol gibt es rund 60 Tischlereien, darunter auch zahlreiche Einmannfirmen. Rund 450 Tischler sind in diesen Betrieben beschäftigt, und durchschnittlich schließen jährlich 20 Tischlerlehrlinge ihre Lehre mit der Abschlussprüfung ab.“ Bei der Tischlerlehre wird vom 1. bis zum 3. Lehrjahr Basiswissen (Materialkunde, Fertigungs- und Konstruktionstechniken, moderne Verbindungstechniken …) und natürlich auch Allgemeinwissen (Mathematik, Deutsch, Englisch) vermittelt. Bis zur 3. Klasse steigert sich das Fächer-Spektrum, und bei der Lehrabschlussprüfung sind die angehenden Facharbeiter dann in der Lage, ein Möbelstück vom Entwurf über die Planung bis zur Konstruktion und Fertigung eigenständig umzusetzen.

 

 

Nach der Abschlussprüfung können die Facharbeiter noch ein 4. Lehrjahr (Tischlereitechniker) anhängen. „Dabei geht es vor allem auch um Arbeitsvorbereitung (Entwerfen, Planen, Kalkulieren, Organisieren und Steuern) und um die Bedienung und Programmierung von CNC-Maschinen. Erfreulicherweise haben einige unserer ehemaligen Lehrlinge seit dem fast 60-jährigen Bestehen die Meisterprüfung abgelegt. In unserem Betrieb finden sich viele Möglichkeiten (z.B. Teamleiter in Sachen Projektabwicklung, Montageleiter), beruflich voranzukommen.

 

 

Sozialkompetenz und Kommunikationstalent sind vor allem auch in der Kundenberatung, in der Zusammenarbeit mit Architekten oder mit anderen Professionisten gefragt. Das dient sicher auch der persönlichen Weiterentwicklung. Und es gibt auch die Möglichkeit der Lehre mit Matura“, schildert Friedrich Wieser die Chancenvielfalt. Sein Bruder Michael hat übrigens nach der HAK-Matura die 3-jährige Lehre in der Tischlerei Wieser absolviert, danach die zweijährige Meisterschule in Graz besucht und ist heute im Unternehmen seines Bruders im Bereich Planung, Arbeitsvorbereitung und Kalkulation beschäftigt. „Es gibt in letzter Zeit immer öfter junge Menschen, die sich nach bestandener Matura für eine Lehre entscheiden und die die handwerkliche Betätigung als Bereicherung für ihren beruflichen Werdegang sehen. Die heutige Arbeitswelt erfordert neue und immer komplexere Kompetenzen. Der Beruf des Tischlers ist also ein zukunftsweisender und hat sehr viel Potenzial“, so der Bezirksinnungsmeister abschließend.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute

19. Oktober 2019 um