Im Ahrntal steht das weltweit erste energieautarke Wasserstoff-Wohnhaus

Durch Wasserkraft erzeugte Energie wird in Form von Wasserstoff in Metallhydrid gespeichert. Die Pustertaler Firma GKN Sinter Metals entwickelte diese bahnbrechende Neuheit.

Vor zwei Monaten präsentierte GKN Sintermetals im Knappenhaus in der Südtiroler Gemeinde Prettau eine bahnbrechende Neuheit: ein Wohnhaus mit einem gänzlich autarken Energiesystem. Durch Wasserkraft erzeugte Energie wird dabei in Form von Wasserstoff in Metallhydrid (verpresstes Metallpulver) gespeichert. „Das Forschungsprojekt in Prettau war“, wie uns Gottfried Rier schildert, „eine ganz besondere Herausforderung, nicht nur was die klimatischen Bedingungen im hintersten Ahrntal mit besonders kalten Wintern betrifft.“ Der Südtiroler, Senior Vice President Technology, Engineering & Quality der internationalen Unternehmensgruppe GKN Powder Metallurgy, fungierte als Gesamtkoordinator des ganz besonderen Vorhabens. „Das Energie-Management-System im Knappenhaus in Kasern, entwickelt und hergestellt von GKN Sinter Metals und Forschungspartnern,
fußt auf einer innovativen Wasserstoff-Speichertechnologie. Durch das neue System können Spitzen zwischen Produktion und Verbrauch, die bei Energiequellen wie Wind, Wasser oder Sonne üblich sind, ausgeglichen und die Energie das ganze Jahr hindurch gespeichert und flexibel abgerufen werden“, erklärt er.

 

Gottfried Rier: „Durch das Pilotprojekt haben wir es erstmals geschafft, nachhaltig produzierte Energie in Metallhydrid zu speichern. Durch die hohe Energiedichte des Pulverst steht die Energie über lange Zeiträume zur Verfügung.”

 

Im Rahmen des Pilotprojektes ist es gelungen, Energie in Form von Wasserstoff in Metallpulver zu speichern. Gottfried Rier: „Mit einer Turbine – also durch Wasserkraft – wird Strom erzeugt, der im Haus konsumiert wird. Der Reststrom wird per Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt, der damit Energieträger ist. Die Energie wird in Metallhydrid (verpresstes Metallpulver) eingelagert und bei Bedarf über eine Brennstoffzelle wieder in Elektrizität umgewandelt. Das Pulver verfügt über eine hohe Energiedichte. Energie kann also, im Gegensatz zu herkömmlichen Batterien, über längere Zeiträume gespeichert werden. Bei der Umwandlung der durch Wasserkraft erzeugten Energie in Wasserstoff entsteht außerdem als Nebenprodukt Wärme, die ebenfalls im Wohnhaus verwendet wird.“

 

 

Das Knappenhaus in der Prettauer Fraktion Kasern ist ein privates Wohnhaus mit zwei Einheiten. Basierend auf dem autarken Energiesystem ist das Gebäude an kein Stromnetz angeschlossen. Die hier erstmals realisierte, innovative Technologie eignet sich besonders für den sensiblen hochalpinen Raum, also auch für Schutzhütten, Almen oder die Notstromversorgung. Sie ist zu 100 Prozent CO2-neutral und damit sehr umwelt- und klimafreundlich. Die Bedeutung dieses wichtigen Beitrags für die „Green Region Südtirol“ und die Vorbildfunktion der technischen Innovation sprach auch Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der Eröffnung am 13. Juli 2019 an. „Das Problem der Speicherung von nachhaltig erzeugter Energie wird damit einer Lösung zugeführt. Dies ist ein Schritt in die Zukunft, und ich freue mich, dass Südtirol mit der Firma GKN Sinter Metals hier wichtige Pionierarbeit leisten kann.“

 

Viel Prominzenz bei der Eröffnung im Juli 2019: LA a.D. Christian Tschurtschenthaler, LR Daniel Alfreider, Hausbesitzerin Rosa Weger Griessmair, Bgm. Robert Alexander Steger (Prettau), Peter Oberparleiter (CEO GKN Powder Metallurgy), Landeshauptmann Arno Kompatscher, Unternehmerverbandspräsident Federico Giudiceandrea und LR Maria Hochgruber Kuenzer (v.l.n.r.)

 

Die GKN Sinter Metals AG ist seit 1967 im Südtiroler Pustertal stark präsent. Das Unternehmen ist ein Teil der internationalen Gruppe GKN Powder Metallurgy, des weltweiten Marktführers in der Entwicklung und Fertigung von Komponenten im Pulvermetallurgie-Verfahren für den Automobilsektor sowie für industrielle Anwendungen. Die Gruppe verfügt weltweit über 7.400 MitarbeiterInnen an 34 Standorten. Im Pustertal sind in den Betriebsstätten Bruneck und Sand in Taufers aktuell 704 MitarbeiterInnen beschäftigt.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: GKN Sinter Metals

21. September 2019 um