Zu Besuch bei der „Bichlinger Krämerin” im Oberpinzgau

Einkaufen wie anno dazumal kann man im Nah&Frisch-Geschäft von Johanna Brandstätter in Bramberg. Sie hat sich mit ihrem Team auf den Verkauf von Stoffen spezialisiert.

Die freundlich-fachkundige Beratung der „Bichlinger Krämerin“ und ihrer Mitarbeiterinnen Doris Meilinger (Johannas Schwester) und Christine Wallner schätzen nicht nur die BewohnerInnen der Pinzgauer Gemeinden. In das kleine Geschäft im Bramberger Ortsteil Bicheln kommen regelmäßig auch Kunden aus dem Pongau, aus der Stadt Salzburg, aus dem Zillertal, dem Nordtiroler Unterland und aus Osttirol. „Früher gab es in jedem der neun Bramberger Ortsteile einen Krämer. Heute ist unser Geschäft der einzig noch verbliebene Laden”, erzählt Johanna und berichtet davon, dass ihre Urgroßeltern 1905 damit begonnen haben, als Kaufleute tätig zu sein.

 

„Nicht nur bei den Stoffen schätzen unsere Kunden die kompetente Beratung. Dass wir uns einen derart guten Ruf über die Grenzen des Oberpinzgaus hinaus erarbeiten konnten, macht uns schon ein bisschen stolz”, freuen sich Johanna, Doris und Christine.

 

Sie selbst hat den Betrieb im Jahre 2000 von ihrer Mutter Maria Wieser übernommen. „Meine Mama ist leider vor Kurzem mit 91 Jahren verstorben. Sie hat bis 2006 fleißig mitgearbeitet.“ Seit den 1950er-Jahren gehören Stoffe zum Sortiment des Familienunternehmens. Johanna Brandstätter selbst hat sich auf den Verkauf von Trachten-, Mode- und Handarbeitsstoffen spezialisiert – und sich damit weitum einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. „Die Tracht erlebt seit Jahren einen Boom, und wir versuchen, diesen für uns zu nützen. Wir führen das einzige Stoffgeschäft im Umkreis von 50 Kilometern. Vom Lebensmittelhandel allein könnten wir schon lange nicht mehr leben. Meine Mitarbeiterinnen und ich sind selbst begeisterte Hobby-Schneiderinnen und beraten in Sachen Qualität, Material, Herkunft und Verwendung der Stoffe. Wir bieten auch Wollen, Knöpfe, Spitzen, Borten, Reißverschlüsse und sonstiges Handarbeits-Zubehör an.”

 

 

Ihren Mann Walter – er ist bereits in Pension – bezeichnet sie übrigens als „seelischen Rückhalt” des Geschäftes. „Er hilft mit, wenn handwerkliches oder organisatorisches Talent gefragt sind. Komplettiert wird unser Team von Helga Brugger, einer gelernten Verkäuferin, die einspringt, wenn einmal ,Not an der Frau‘ ist.“ Ob Musikkapelle, Trachtenverein oder landwirtschaftliche Schule – wer auch immer Stoffe und Zubehör bzw. die dazugehörige Beratung benötigt, kann diese bei der „Bichlinger Krämerin“ erhalten. Sehr beliebt sind heute, so Johanna Brandstätter, die so genannten Ortsdirndln, die man mittlerweile auch in Kaprun, Uttendorf oder Stuhlfelden schätzt. „In die Entwicklung des Bramberger Ortsdirndls, eines Smaragddirndls mit Latz aus smaragdgrüner Seide, waren wir stark eingebunden und haben dafür Stoffe und Zubehör geliefert”, freut sie sich.

 

 

Im Winter leitet die Brambergerin regelmäßig Strick- oder Nähworkshops, u.a. im Samplhaus. „Unsere Kurse haben regen Zulauf, auch die Jugend ist sehr interessiert. Hier kann man nicht nur viel lernen, sondern auch den Austausch mit anderen pflegen.“ Einheimischen und Touristen bietet der kleine Krämerladen natürlich auch Lebensmittel-Spezialitäten aus der Region. Frisches Bauernbrot, Apfelbrot und Lebkuchen liefert der Daxenbichler Bäcker, den Speck das „Pinzga Speckdorf Schöppl“ und die „Landjäger“ die Metzgerei Rumpold. Milch und Käse kommen täglich frisch von der Pinzgauer Molkerei. In den Regalen des Geschäftes finden sich auch Salat und Gemüse, Hygieneartikel, Kekse, Nudeln und verschiedenste Artikel des täglichen Bedarfs. „Der Kontakt mit den Kunden und die persönliche Beratung liegen uns in der heutigen, so schnelllebigen Zeit besonders am Herzen“, betont die „Bichlinger Krämerin“ zum Abschluss unseres Besuches.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Franz Reifmüller

20. Juni 2019 um