Judo: Vom sanften Weg und vom Siegen durch Nachgeben

Leonhard Unterrainer ist seit Kurzem Obmann der Judo Union Osttirol. Uns erzählte er von der Faszination dieses Sports und davon, wie er diese an den Nachwuchs weitergibt.

Vor mehr als 30 Jahren – im Jahre 1987 – hat Leonhard Unterrainer mit dem Judo-Sport begonnen. Seit vielen Jahren ist der Iseltaler als Trainer bei der Judo Union Osttirol aktiv und seit Kurzem auch deren Obmann. „Im Judo spiegelt sich für mich das ganze Leben mit seinen Höhen und Tiefen wider: Einmal gewinnst du, ein anderes Mal verlierst du. Einmal liegst du am Boden, dann stehst du wieder auf. Du denkst darüber nach, warum du verloren hast, und stellst dir die Frage, was du das nächste Mal besser machen kannst. Davon profitiere ich auch als Unternehmer”, spricht der 40-Jährige, der einen renommierten Holzbaubetrieb mit mehr als 40 MitarbeiterInnen in Ainet aufgebaut hat, die Synergien aus dem Sport an, die er für seinen beruflichen Alltag nützen kann.

 

 

Judo ist eine japanische Kampfsportart und bedeutet wörtlich übersetzt „sanfter, flexibler Weg”. Die Prinzipien lassen sich mit „Siegen durch Nachgeben” und „maximaler Wirkung bei einem Minimum an Aufwand” erklären. „Respekt und Höflichkeit sind wichtige Werte im Judo. Am Anfang und am Ende jedes Kampfes verneigt man sich vor dem Gegner. Bei dieser Sportart, an deren Beginn die Fallschule steht und die extrem viele Boden- und Standtechniken inkludiert, trainiert man jeden Muskel. Für Kinder und Jugendliche, die heutzutage viel sitzen, bedeutet dies enorm positive Auswirkungen auf Wachstum und Gesundheit”, streicht Leonhard Vorteile des Sports heraus.

 

 

Jeweils drei Mal in der Woche trainieren die Osttiroler Judoka in Lienz und Matrei. „In Matrei verfügen wir über einen eigenen Dojo – also einen Judo-Trainingsraum. Für den Lienzer Talboden würden wir uns eine derartige Einrichtung auch wünschen”, so der Schwarzgurt-Träger. Der Lohn für die konsequente Arbeit sind Erfolge bei nationalen und internationalen Turnieren. Bei den Österreichischen Meisterschaften U16/U21 Ende März in Leibnitz konnte sich die Judo Union Osttirol als stärkster Tiroler Verein durchsetzen. Sabrina Hofmann kürte sich zur Staatsmeisterin, Sarah Berger wurde Vize-Meisterin, und Matthias Unterrainer holte eine Bronzemedaille.

 

Leonhard Unterrainer gibt seine Begeisterung für den Judo-Sport auch an seine Söhne Matthias (links) und Jakob weiter.

 

„Beim Judo-Sport lernt man, zu kämpfen und seine Grenzen auszuloten. Ein Judoka weiß um seine eigenen Stärken und um die Schwächen seines Gegners. Man wird jedoch nie erleben, dass ein Judoka jemanden einfach grundlos angreift. Höflichkeit, Respekt und gutes Benehmen – das sind wichtige Werte in der Persönlichkeitsentwicklung!“, so der engagierte Obmann.

 

 

Über das Projekt „Judo macht Schule“ möchte Leonhard „seinem“ Sport zukünftig mehr Breitenwirkung verschaffen. „Ohne Breite gibt es auch keine Spitze. Im nächsten Schuljahr wollen wir deshalb in vier Klassen der Volksschule Gaimberg mit einer wöchentlichen Judo-Stunde im Unterricht beginnen. Zusätzlich bieten wir eine freiwillige Stunde an. Unser Ziel ist es, dieses Projekt nach und nach auf weitere Volksschulen, Neue Mittelschulen und auch höhere Schulen auszuweiten”, informiert der gebürtige Matreier, der seit einiger Zeit mit seiner Familie in Thurn lebt. Er selbst nimmt inzwischen nicht mehr an Wettkämpfen teil, sondern will sich nur mehr um Training, Organisation
und Projekte kümmern.

 

Leonhard Unterrainer: „Nicht nur auf Wachstum und Gesundheit, sondern auch auf die Persönlichkeitsentwicklung hat der Judo-Sport enorm positive Auswirkungen. Höflichkeit und Respekt sind wichtige Werte, die vermittelt werden.”

 

„Um bei Wettkämpfen an der Spitze mithalten zu können, muss man mindestens drei Mal in der Woche intensiv trainieren. Das würde ich heute zeitlich nicht mehr schaffen. Mir ist es wichtig, dass die Kinder Spaß an der Bewegung haben und sich über Erfolge bei Wettkämpfen freuen. Welch positive Auswirkungen der Judo-Sport hat, kann ich auch bei meinen Söhnen Matthias und Jakob feststellen”, betont Leonhard Unterrainer abschließend.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

09. Mai 2019 um