Edle Tropfen von steilen Hängen im Kärntner Gailtal

Seiner großen Leidenschaft – dem Weinbau – frönt der pensionierte Lehrer Werner Holzfeind auf den felsigen Hängen von Mandorf in Kötschach-Mauthen seit 30 Jahren.

Rivaner, Grauburgunder, Sauvignon Blanc, Müller Thurgau, Zweigelt, Cabernet – auf 740 bis 780 Metern Seehöhe wachsen hier im oberen Gailtal unter anderem diese Rebsorten. Auf einem Hang hinter seinem Haus hat Werner Holzfeind im Jahr 1988 damit begonnen, die ersten hundert Rebstöcke auszupflanzen. „Hier im unteren, in mühevoller Handarbeit terrassierten Weingarten befinden sich inzwischen 700 Reben. Im oberhalb liegenden Gelände habe ich 2010 gemeinsam mit Günther Warmuth zusätzlich 1.500 Sauvignon-, Cabernet- und Pinot-Reben angelegt.“ Seinen ersten Wein konnte Werner im Jahr 1992 produzieren, aus den Weinstöcken des oberen Weingartens ging erstmals 2015 der edle Rebensaft hervor.

 

 

Dem Oberkärntner ist es besonders wichtig, den Weinbau möglichst naturnahe zu betreiben. Um das Spritzen von Schädlingsmitteln auf ein Minimum zu beschränken, setzt er auf teilresistente Reben. Für den Ausbau verwendet er etwas Reinzuchthefe und Schwefel. Aus den Weißweinsorten Rivaner, Weiß- und Grauburgunder, Traminer und Sauvignon Blanc keltert Werner Holzfeind einen „Gemischten Satz“, dem er – mit Hinweis auf Paolo Santonino, den Sekretär des Bischofs von Caorle, der im 15. Jahrhundert durch das Gebiet reiste – den Namen „Santonino” gab. Der Wein erinnert mit seinen vielschichtigen und exotischen Noten an den Süden und an friulanische Weine. Seine Rotweinsorten verarbeitet er hingegen zu einem Zweigelt Cabernet. „Der Caber-Nero ist ein Cuvee aus Cabernet und Pinot, der Cabernet Blanc ein Sauvignon-Typ aus den pilzresistenten Rebstöcken“, informiert er.

 

 

Zu Beginn seiner Tätigkeit als Weinbauer besuchte der begeisterte Winzer etliche Kurse in der Weinbauschule Silberberg in der Südsteiermark. Heute kann er das dort erworbene Wissen sehr gut für die beinahe ganzjährige Arbeit im Weingarten nützen. Die Weinlese findet normalerweise, wie Holzfeind sagt, Mitte Oktober statt. Bedingt durch die warme Witterung des heurigen Jahres habe sich der Zeitpunkt 2018 jedoch etwas nach vorne verschoben. „Unterstützt durch bis zu zehn Freunde und Bekannte konnte ich die Trauben ernten.“ Für den Ausbau und die Reife verwendet der Gailtaler Glasballons, der Weißwein wird in Stahltanks und der Rotwein in Kunststofftanks vergoren.

 

 

„Der Ertrag beträgt maximal einen halben Liter pro Rebstock. In einem guten Jahr kann ich 800 bis 1.000 Liter Wein keltern.“ Der edle Traubensaft wird in Halbliter-Flaschen abgefüllt und über Edelkreisler Herwig Ertl sowie ab Hof verkauft. Es sei jedes Jahr wieder eine Herausforderung, in dieser extremen Lage Wein mit guter Qualität zu erzeugen, meint der Hobby-Winzer dazu. Der Weinbau in Kärnten erreichte im Mittelalter seine Hochblüte, um dann Anfang des 20. Jahrhunderts gänzlich zum Stillstand zu kommen. „Erst 1972 hat Herbert Gartner bei Schloss Thürn in St. Andrä in Lavanttal wieder mit dem Weinbau begonnen. Klimatisch gesehen sind die nach Süden offenen Täler in Unterkärnten für den Weinbau ebenso gut prädestiniert wie etwa die bekannten Regionen der Süd- und Weststeiermark.“ Heute wird in Kärnten auf rund 150 Hektar Wein ausgepflanzt. Werner Holzfeind: „Die Hobbywinzer in Oberkärnten kann man an einer Hand abzählen. Hier in Mandorf befindet sich kleinklimatisch sicher die beste Lage im oberen Gailtal.“

 

 

Bei Wein- und Kletterreisen durch Frankreich hat er den edlen Rebensaft schätzen und lieben gelernt. Rund 500 verschiedene Weine aus Frankreich, Südtirol, Italien, Deutschland und Österreich lagern im hauseigenen Keller. Werner Holzfeind ist aber nicht nur Weinbauer, er produziert auch Edel- und Traubentrester-Brände sowie Liköre. In seinem Sortiment finden sich neben den im Gailtal traditionellen Sorten (wie Apfel, Birne und Zwetschke) auch Vogelbeer- und Weinbrand sowie diverse Grappasorten. „Weil kein Betrieb dahintersteht, ist es mir als Hobbywinzer möglich, jedes Jahr aufs Neue zu experimentieren. Ich kann mir kein spannenderes und kreativeres Hobby vorstellen.“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Privat

03. November 2018 um