Felbertauernstraße: Sicherheit der Verkehrsteilnehmer hat oberste Priorität

Felbertauernstraße-Vorstand Mag. Karl Poppeller verweist auf aktuelle Bau- und Sanierungsprojekte und erklärt, warum vom 12. bis 23.11. zeitweilige Nachtsperren notwendig sein werden.

 

Felbertauernstraße-Vorstand Mag. Karl Poppeller

 

„Mit den Frequenzzahlen des laufenden Jahres“, so Mag. Poppeller, „sind wir sehr zufrieden. Bis dato verzeichnen wir ein Plus von 2,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wenn mit den Skiopenings zum Winterstart alles funktioniert, werden wir die Zahlen aus 2017 vielleicht toppen können.“ Das Frequenzaufkommen spiegle, so der Felbertauernstraße-Vorstand, die positive Entwicklung des Osttiroler Tourismus wider. „Überproportional gut präsentierten sich heuer, aufgrund von Feiertagsverlagerungen, die Monate Mai, Juni und Juli sowie September und Oktober. An zwei Spitzentagen (28.7.2018 und 4.8.2018) wurde sogar die 10.000er-Grenze der Durchfahrten überschritten.“

 

 

Unterschiedliche Frequenzentwicklung in einzelnen Sektoren

Ein sehr gutes Bild zeigt sich, neben dem PKW-Verkehr, insbesondere auch in Hinsicht auf den Sektor Motorrad. „Bei den Motorradfahrern werden wir 2018 das deutlich beste Jahr in unserer Geschichte erreichen. Bis dato liegen wir bei einer Frequenz von knapp 70.000, im Vergleich dazu waren es etwa im Jahr 2000 nur 48.000 Motorräder. Die Gästeschicht der Motorradfahrer entwickelt sich auch immer mehr zu einer wichtigen touristischen Größe. Es handelt sich um Urlauber, die auch in der Vor- und Nachsaison kommen und die Region beleben“, so Poppeller. Mit sinkenden Buszahlen verweist er auf einen kleinen Wermutstropfen in der allgemein positiven Entwicklung. „Wir vermerken schon seit Jahren, dass das Busaufkommen, trotz intensiver Werbemaßnahmen, sinkt. Seit dem Jahr 1991 mit 16.600 Busfrequenzen zeigt der Trend nach unten. 2017 waren es nur 10.000 Busse. In dieser Zahl enthalten ist allerdings auch der Linienbusverkehr über den Felbertauern.“

 

 

Auf die Frage, wie sich die Situation in Hinsicht auf den LKW-Verkehr darstellt, antwortet der Felbertauernstraße-Vorstand, dass man am Felbertauern so gut wie keinen Transitverkehr mehr habe. „Im LKW-Sektor handelt es sich in überwiegendem Ausmaß um einen Ziel- und Quellverkehr durch Klein-LKW oder Pritschenwägen, d.h. um den notwendigen Wirtschaftsverkehr zwischen Osttirol, dem Pinzgau und dem Raum Kitzbühel. Insgesamt stellen wir in diesem Sektor eine Zunahme von rund zwei Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2017 fest.“

 

Aktuelle Bauvorhaben entlang der Straße

Im April 2018 hat die Felbertauernstraße AG mit den Hauptarbeiten zum zweitgrößten Projekt seit Eröffnung der Straße begonnen. Die Raneburg-Galerie wird erneuert, was einen Kraftakt in mehrfacher Hinsicht bedeutet. „Mit beachtlichen 640 Metern ist diese Galerie nicht nur die längste, sondern mit der Errichtung vor 50 Jahren auch eines der ältesten Kunstbauwerke entlang der Straße“, informiert Mag. Poppeller. „Wir bedienen uns der neuesten Technik, um mögliche Risiken bestens abschätzen zu können. Dazu werden computergestützte Simulationen von potenziellen Lawinen- und Steinschlagsituationen durchgespielt, die Ergebnisse ausgewertet und entsprechende Maßnahmen zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gesetzt. Dabei gilt es, sowohl Hochwinter-, als auch Frühjahrsereignisse zu berücksichtigen. Aus diesem Grund ist die Entscheidung auch gegen eine Sanierung und für einen Neubau der Galerie gefallen.“ Das neue Bauwerk ist auf ein 150-jähriges Lawinenereignis ausgelegt. Enorme Massen an Baumaterialien, wie z.B. 8.200 Kubikmeter Beton oder 1.100 Tonnen Baustahl, sind für die Umsetzung notwendig, 235 Stück Fertigteilträger für die Deckenkonstruktion vorgesehen. Karl Poppeller: „Wir liegen aktuell, aufgrund der guten Witterungsbedingungen, sehr gut im Zeitplan. Somit ist davon auszugehen, dass wir die angenommene Bauzeit von drei Jahren einhalten können.“ Die Gesamtkosten beziffert der Felbertauernstraße-Vorstand mit rund 9,8 Millionen Euro. „Es handelt sich hier um eine Investition für die nächsten 50 Jahre“, erklärt er.

 

Großbaustelle am Felbertauern: Die Arbeiten an der Raneburg-Galerie schreiten zügig voran.

 

Weitere Kunstbauwerke befinden sich, so Poppeller, derzeit in Planung. „In den nächsten Jahren werden wir die Galerie `Heidnische Kirche` beim Elisabethsee in Angriff nehmen. Aktuell sind wir dabei, Vorstudien bzw. die notwendigen Einreich- und Ausschreibungsunterlagen auszuarbeiten.“ Die Baumaßnahmen an der Petersbach-Brücke konnten von Seiten der Straßengesellschaft abgeschlossen werden. „Was noch ausständig ist, ist die Realisierung des Projektes der Wildbach- und Lawinenverbauung an Peters-, Zlehm- und Steinerbach. Die Planungen dafür sind schon weit fortgeschritten, ich gehe von einer Umsetzung in den nächsten Wochen aus.“ Mit dem Hinweis auf laufende Georisiko-Untersuchungen spricht der Felbertauernstraße-Vorstand einen weiteren Faktor der Sicherheitsaufgaben entlang der hochalpinen Straßenverbindung an: „Oberhalb des gesamten Straßenverlaufes erfolgt jährlich eine Kontrolle des Geländes und der bestehenden Steinschlagschutznetze. Lose Steine und Felsbrocken werden händisch abgeräumt, die Steinschlagschutznetze gewartet und, wenn notwendig, erneuert bzw. verlängert. Seit 2017 haben wir z.B. alleine auf der Südseite des Felbertauern Schutznetze in einem Ausmaß von 350 Metern Lauflänge neu erstellt.“

 

Steinschlagschutznetze werden laufend erneuert.

 

Die Tunnel-Sicherheit im Fokus

Für die Fortsetzung der Erneuerungsarbeiten im Felbertauerntunnel stehen im November 2018 zeitweilige Nachtsperren auf dem Programm. In insgesamt acht Nächten (vom 12. bis 23.11.2018) werden die Sanierungsarbeiten am Straßenbelag, die 2017 begonnen wurden, abgeschlossen. Dafür müssen rund vier Zentimeter Asphalt abgefräst und nach Reinigung des Untergrundes mittels Hochdruckwasserstrahlen wieder ein neuer, vier Zentimeter starker Asphaltbelag aufgebracht werden. Derartige Maßnahmen seien, wie Poppeller betont, alle 15 bis 20 Jahre erforderlich. Außerdem investiert die Felbertauernstraße AG derzeit auch in ein neues Tunnelleitsystem, das alle im Tunnel befindlichen Anlagen, wie z.B. Beleuchtung und Lüftung, Ein- und Ausfahrten, Ampel- sowie Brandmeldeanlagen, einschließt.

 

 

Im Tunnel ist am 9.11.2018 auch eine große Sicherheitsübung geplant, an der rund 70 Mitglieder der Feuerwehren Matrei und Mittersill sowie Einsatzkräfte des Roten Kreuzes und der Polizei teilnehmen werden. Wie der Felbertauernstraße-Vorstand erläutert, findet eine derart große Übung alle vier Jahre planmäßig statt.

 

Investitionen in Fuhrpark und Gerätschaften

Termingerecht sei bereits, so Poppeller, die alljährlich routinemäßig angesetzte Dienstbesprechung für den bevorstehenden Winter über die Bühne gegangen. „Alle notwendigen Vorkehrungen entlang der Straße, wie z.B. die Montage der Schneestangen, schreiten wie vorgesehen voran. Der Fuhrpark wurde auf den Einsatz im Winter vorbereitet. Außerdem haben wir ein altes Räumgerät durch einen universell einsetzbaren Unimog, der neben der Winterdiensttauglichkeit auch für Mäharbeiten und die Tunnelreinigung eingesetzt werden kann, ersetzt. Diesbezüglich ist zu erwähnen, dass wir als Straßengesellschaft bei der Schneeräumung die so genannte `Schwarzräumung` umsetzen. D.h. die Fahrbahn wird komplett von Schnee und Eis befreit, was den Straßenbenützern das Anbringen von Schneeketten ersparen soll. Ausreichende Mengen an Streusplit und Streusalz sind eingelagert, wobei wir diesbezüglich heuer erstmals eine neue Methode anwenden können. Ein modernes Aufsatzstreugerät für einen LKW gewährleistet eine punktgenaue Dosierung, sodass wir sparsam mit den Streumitteln umgehen können. Ein positiver Nebeneffekt ist natürlich, dass auch die Umwelt geschont wird. Eine sichere Straßenverbindung hat für uns oberste Priorität, d.h. wir gehen mit der Zeit und versuchen, unserer Verantwortung bestmöglich gerecht zu werden.“

 

 

Text: J. Hilgartner, Fotos: Brunner Images, Martin Lugger, FAG, Osttirol Journal

05. November 2018 um