„Vorhang auf!“ – Mittersill hat wieder Lichtspiele

Ganz im Sinne der Familientradition haben Josef und Gabi Schnöll im vergangenen Juni in der Oberpinzgauer Stadt Mittersill wieder ein Kino eröffnet.

Die schillernde Filmwelt mit ihren glamourösen Schauspiel-Stars gehört bei der Mittersiller Familie Schnöll zur Familientradition. Josef Schnöll ist praktisch mit dem Kino aufgewachsen, widmeten sich doch schon seine Großeltern Felix und Theresia der Faszination Kino. „Mit großem Einsatz und Fleiß haben die beiden die 1927 gegründeten ,Tonlichtspiele Mittersill‘ bis in die 60er-Jahre herauf geführt. Dann übergaben sie den Betrieb an meinen Vater Josef. Ich habe 1985 übernommen“, blickt Josef Schnöll zurück. 20 Jahre lang leitete der Pinzgauer gemeinsam mit seiner Mutter Hilda und seiner Frau Gabi mit großer Leidenschaft den Kinobetrieb, bis das Jahrhunderthochwasser des Jahres 2005 große Teile des Kinos, das in unmittelbarer Nähe zur Salzach liegt, zerstörte.

 

Neben einem breiten Spektrum an guten Filmen sollen im multifunktionalen Veranstaltungssaal auch Theateraufführungen, Lesungen, Konzerte, Vorträge und vieles mehr angeboten werden.

 

Ich sitze mit Josef Schnöll und seiner Frau Gabi in der gemütlichen Kinobar. An der Wand der neuen American Bar hängen Bilder von berühmten Schauspielerpersönlichkeiten wie Marilyn Monroe,  Charlie Chaplin, Klaus Kinski, Christoph Waltz oder Meryl Streep. Das Mittersiller Ehepaar hat in den letzten Jahren viel Zeit und Geld in den Wiederaufbau des Kinos gesteckt. „Nach dem Hochwasser stellten wir verschiedene Überlegungen an, wie wir das Gebäude in Zukunft nutzen wollen. Auch ein Abriss des alten Kinos stand im Raum. Letztendlich haben wir uns aber dazu entschlossen, die Lichtspiele im Sinne der Familientradition weiter zu führen. Von privater wie auch öffentlicher Seite wurde an uns öfters der Wunsch nach Wiederbelebung des Kinos herangetragen. Da im Oberpinzgau Unterhaltungs- und Kultureinrichtungen, speziell auch für die Jugend, nur sehr dünn gesät sind, fiel die Entscheidung, einen großen, multifunktionalen Saal mit bis zu 90 Sitzplätzen zu schaffen, in dem künftig verschiedenste Veranstaltungen stattfinden können“, erzählt Josef Schnöll, der in seinem Hauptberuf als Steuerberater tätig ist.

 

Angesprochen auf seine Lieblingsstars aus der Filmszene will sich Josef Schnöll ungern auf bestimmte Namen einschränken lassen. Er outet sich dann aber doch als Fan der Regisseure Werner Herzog und Federico Fellini. „Schauspielerinnen und Schauspieler gefallen mir viele. Wenn ich einen Namen nennen soll, dann fällt mir als erster Gene Hackman ein“, sagt er.

 

Von Komödien über Dokumentarfilme bis hin zu Kinderfilmen – im Zentrum von Mittersill wird seit der Wiedereröffnung des Kinos Ende Juni 2018 an den Wochenenden wieder „Programmkino“ im besten Sinne des Wortes geboten. „Eventuell werden wir zukünftig hie und da auch Blockbuster zeigen, diese sind allerdings für ein kleines Kino wie das unsere nur schwer zu bekommen. Wir bemühen uns aber um ein vielfältiges Angebot an Filmen und richten uns dabei auch nach den Wünschen des Publikums. Mit der Frequenz der ersten Monate sind wir äußerst zufrieden. Unser Kino entwickelt sich langsam wieder zu einem Treffpunkt für die Bevölkerung. Schön wäre es, wenn wir noch einen Pächter für die Bar mit ca. 40 Sitzplätzen finden könnten. Ihm steht auch eine komplett eingerichtete Küche zur Verfügung“, informiert Schnöll.

 

Für die Kinobar mit etwa 40 Sitzplätzen sucht Josef Schnöll noch einen Pächter.

 

Im Zuge der Umbauarbeiten blieb die gewölbte Saaldecke aus dem Jahr 1927 in ihrer ursprünglichen Form erhalten, was ein Wunsch der Familie war. Für Theateraufführungen und andere Veranstaltungen wurde eine erweiterbare Bühne mit Umkleideräumlichkeiten installiert. Basis der technischen Ausstattung sind ein digitaler Projektor mit 3D-Technik, eine neue Leinwand samt Bühnenvorhang und das modernste Dolby Surround-System, das derzeit am Markt erhältlich ist. Vom Regiepult vor dem Vorführraum aus können Beleuchtung und Ton gesteuert werden. „Neben aller High-Tech war es uns wichtig, eine Kinoatmosphäre zu schaffen, die auch an frühere Zeiten anknüpft. Deshalb gibt es auch einen Vorhang, der sich vor Beginn des Films langsam öffnet, und natürlich auch Popcorn“, schmunzelt der engagierte Kinobetreiber.

 

 

Längerfristig sei, so Josef Schnöll, im multifunktionalen Saal ein regelmäßiger Kulturbetrieb angedacht. „Meiner Frau und mir schweben diesbezüglich Literatur-und Filmtage, Musik-, Theater- und Kabarett-Events vor. Unseren Kinosaal mit bis zu 90 Sitzplätzen und Bankettbestuhlung für bis zu 40 Personen kann man natürlich auch für Feierlichkeiten und Veranstaltungen verschiedenster Art buchen.“

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Michael Huber  

16. September 2018 um