St. Margarethen in Dölsach: Einzigartiges sakrales Kleinod

In Dölsach, fast unmittelbar neben der Trasse der Bundesstraße, liegt ein kleines Kirchlein, dem wohl kaum jemand, der die B 100 befährt, Beachtung schenkt.

Was nur wenige wissen dürften, ist, dass hier eines der ältesten Gotteshäuser Osttirols steht: die Filialkirche St. Margarethen, die sich, trotz wiederholter Umgestaltungen und Renovierungen, zumindest in Teilen den Charakter einer romanischen Dorfkirche bewahrt hat.

Es ist ein heißer Tag Mitte Juli. Entlang der B 100 herrscht starker Verkehr. Baustellen und Urlaubszeit führen immer wieder zu längeren Staus. Nur wenige Meter entfernt von der Bundesstraße, im Inneren der Filialkirche St. Margarethen, merkt man davon kaum etwas. Gemeinsam mit Kunsthistoriker Mag. Rudolf Ingruber und Fotograf Martin Lugger besuche ich den kleinen Sakralbau und entdecke einen Ort der Ruhe und besonderen Anziehungskraft.

 

Hannelore Gütl ist seit 22 Jahren die „Mesnerin“ von St. Margarethen. Sie berichtet, dass sich zuletzt insbesondere die Dölsacher Schützen und die örtlichen Kirchturmdecker um die Instandhaltung des Kirchleins verdient gemacht haben.

 

„St. Margarethen ist trotz seiner barocken Veränderungen ein bedeutendes Beispiel romanischer Landkirchen des 13. Jahrhunderts“, erklärt mir Rudolf Ingruber und verweist im Inneren des Kirchenbaues auf jene Linie im Putz, die zwischen dem ursprünglichen Mauerwerk mit einst hölzerner Flachdecke und der im 17. Jahrhundert vorgenommenen Aufmauerung der Giebelwände nach Hebung des Dachstuhles sowie Einzug des Tonnengewölbes deutlich erkennbar ist. Eindeutig der Romanik zuordenbar sind die beiden kleinen Rundbogenfenster, durch die Licht in die halbrunde Apsis im Osten des rechteckigen Saalbaues fällt. Aus der Bauzeit des Kirchleins in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen auch die Wandmalereien in der Apsis, die, al secco gemalt, heute nur mehr fragmentarisch erhalten sind. Bei genauerer Betrachtung lässt sich das ikonographische Programm mit Christus in der Mandorla, rechts und links flankiert von den Symbolen der Evangelisten, erahnen. „Die Autoren der vier biblischen Evangelien werden seit dem 4. Jahrhundert oft als geflügelte Engel- bzw. Tiergestalten dargestellt“, meint der Kunsthistoriker dazu und erläutert, dass der Engel für Matthäus, der Löwe für Markus, der Stier für Lukas und der Adler für Johannes stehe.

 

Für Bauern begann früher am „Margarethentag“ die Ernte. Das Patrozinium der Hl. Margaretha von Antiochien wird jedes Jahr am 20. Juli gefeiert.

 

Hinweise auf die Kirchenpatronin, die Heilige Margaretha, finden sich sowohl im Innenraum als auch an der Außenfassade des Sakralbaues. Prägende Elemente des wohl im Zuge der frühbarocken Umgestaltung der Kirche errichteten „Margarethenaltars“, der heute an der nördlichen inneren Schiffswand angebracht ist, sind die weiß gefasste Säulenädikula mit dem Gemälde der Hl. Margaretha, darüber der Sprenggiebel-Aufsatz und seitlich die Standflügel der Hl. Barbara und der Hl. Katharina. Das Trio der in der katholischen Kirche verehrten Märtyrerinnen wird, so Ingruber, im süddeutsch-österreichischen Raum häufig auch als die „Heiligen Drei Madln“ bezeichnet. „Alle drei Heiligen gehören außerdem auch den 14 NothelferInnen an.“ An der Südseite des Außenbaues kann man in einem vertieften, ovalen Feld ein wohl barockes Medaillon der Hl. Margaretha erkennen. Hier ist die in früheren Zeiten als Patronin der Bauern, Hirten, Ammen und Gebärenden verehrte Heilige mit einem Drachen dargestellt – ein Hinweis auf die Legende, der zufolge sie einst unversehrt aus dem Leib eines feuerspeienden Ungeheuers befreit worden sein soll.

 

Der erste Raumeindruck nach Betreten der Kirche überrascht, trifft hier doch der frühbarocke Akzent des Langhauses mit dem besonders an Chorbogen und Apsis bewahrten Ursprungsbestand zusammen.

 

Viele weitere interessante Blickwinkel eröffnen sich dem, der sich wie wir die Zeit nimmt, das Dölsacher Gotteshaus genauer unter die sprichwörtliche Lupe zu nehmen. Dazu gehören z.B. die in der Westfassade beim Portal deutlich ersichtlichen, eingemauerten Bruchstücke. Dabei handelt es sich um so genannte Spolien (Teile bzw. Überreste älterer Bauten) aus der Römerzeit, in diesem Fall erklärt durch die Lage des Kirchleins nördlich der antiken Gräberstraße in unmittelbarer Nähe zur Stadt Aguntum. Erwähnenswert ist sicherlich auch die innen über der Empore angebrachte Inschrift, die mit der Jahreszahl 1678 auf den baulich wohl prägendsten Umbau im Barock hindeutet. Aus dieser Zeit stammt auch der bestehende Glockenträger über dem Eingang, der den früheren Dachreiter über dem östlichen Bereich des Langhauses ersetzte. Die Kirchenglocke zu St. Margarethen ist übrigens im Sommer einmal wöchentlich zu hören, wenn ihr Klang die Gläubigen jeweils am Donnerstag zur Hl. Messe in die Filialkirche in Dölsach ruft.

 

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Martin Lugger

08. August 2018 um