Osttiroler Firmen entdecken Gemeinwohl-Bilanzierung

Fünf Unternehmen präsentierten erstmals ihre Gemeinwohl-Bilanzen und finden, dass ethisches Wirtschaften langfristig erfolgreich und zukunftsfähig sein kann.    

Gemeinsam mit Manfred Blachfellner, Tirol-Koordinator der Gemeinwohl-Ökonomie, sprachen Vertreter von fünf Osttiroler Unternehmen am Donnerstag, 14. Juli 2016, im sozialökonomischen Betrieb Schindel & Holz in Lienz/Peggetz über ihre Erfahrungen mit Gemeinwohl-Ökonomie und darüber, wie sie auch eine Bilanz nach der Gemeinwohl-Matrix 4.1 für ihre Unternehmen erstellen. Neben Schindel & Holz sind dies die Firmen Green Print Osttirol, sun.e-solution^s, der Weltladen Lienz und Wood Kollnig. „Gerade die nichtfinanziellen Erfolge sagen heute mindestens genauso viel über die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens aus wie die finanziellen. Allein im deutschen Sprachraum erstellen bereits an die 350 Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz, darunter die Sparda Bank München oder der Outdoor-Ausrüster VAUDE“, so Manfred Blachfellner einleitend.

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Manfred Blachfellner: „Mit der Gemeinwohl-Bilanz werden die ethische Performance und die nichtfinanziellen Leistungen der Unternehmen sichtbar, messbar und vergleichbar.“

Werte, die in die Gemeinwohl-Bilanz einfließen und deren Umsetzung im Unternehmen nach einem Punktesystem bewertet werden, sind die Menschenwürde, die Solidarität, Ökologische Nachhaltigkeit, Soziale Gerechtigkeit sowie Demokratische Mitbestimmung und Transparenz. Die fünf Osttiroler Unternehmen, die neben der steuerrechtlichen nun auch eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen, beschäftigen insgesamt 93 MitarbeiterInnen. „Wir wollen weg vom Gewinn als Zweck und vom Konsum um jeden Preis. Nachhaltigkeit bedeutet für mich nicht nur, benachteiligten Gruppen eine Arbeit zu geben, sondern auch, bei der Beschaffung – also bei unseren Lieferanten – mehr regional zu denken. Das Preis-Leistungs-Verhältnis tritt dabei etwas in den Hintergrund“, betonte Ing. René Ladstätter, Geschäftsführer von Schindel & Holz.

Franz Kollnig:

Franz Kollnig: „Finanzielle Stabilität ist für ein Unternehmen natürlich wichtig, aber auch die Werte Gerechtigkeit, Menschenwürde und Solidarität.“

„Was ist für mich der Traum vom idealen Wirtschaften? Welche Werte treiben mich? Was macht mein Leben aus? Was erfüllt mich? Diese Fragen standen bei mir immer offen im Raum. Die Gemeinwohl-Ökonomie ist für mich ein Modell, das auch diese Fragen mitberücksichtigt“, so Josef Kollnig, MBA. Er koordiniert die Gruppe der Unternehmen, die bereits eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen bzw. Interesse daran haben, im Bezirk Lienz. „Es gäbe auch in Osttirol sehr viele Betriebe, die im Rahmen der Gemeinwohl-Ökonomie funktionieren würden. Südtirol ist uns hier einen Schritt voraus. Dort wird auch schon darüber diskutiert, dass Unternehmen, die eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen, bei öffentlichen Vergaben Vorteile haben sollen“, meinte er abschließend.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

14. Juli 2016 um