100 Teilnehmer bei „Jagd und Jäger in Kritik?“

Bei der 16. Wildtiermanagementtagung der Nationalpark Akademie wird am 11. und 12. Oktober 2012 in St. Jakob i. D. über aktuelle Entwicklungen im Bereich Jagd diskutiert.

Die Jagd wird in der Gesellschaft zunehmend kritischer gesehen. Ob sie in ihrer derzeitigen Form und aufgrund der aktuellen Entwicklungen noch gesellschaftsfähig ist und wenn ja, wie sie es weiter bleiben kann, steht im Mittelpunkt einer großen Tagung unter dem Titel „Jagd und Jäger in Kritik?“ im Gemeindesaal von St. Jakob. „Rund hundert Teilnehmer sind zur Tagung gekommen – nicht nur Jäger aus ganz Österreich, aus Deutschland, der Schweiz und Südtirol, sondern auch Funktionäre von Jagdverbänden und Vertreter von Forstbehörden“, freut sich Mag. Helene Mattersberger von der Nationalpark Akademie über reges Interesse an der Tagung.

v.l.n.r.: Wildbiologe DI Hubert Schatz, der Osttiroler Bezirksjägermeister Ing. Martin König, NP-Dir. DI Hermann Stotter und Wildbiologe Dr. Gunther Greßmann

v.l.n.r.: Wildbiologe DI Hubert Schatz, der Osttiroler Bezirksjägermeister Ing. Martin König, NP-Dir. DI Hermann Stotter und Wildbiologe Dr. Gunther Greßmann

Einer der anwesenden Experten ist DI Hubert Schatz, Wildbiologe beim Amt der Vorarlberger Landesregierung.  „Das Verständnis für die Jagd nimmt tendenziell besonders dann ab, wenn sie mehr zur persönlichen Freude und Freizeitbeschäftigung als aus Notwendigkeit praktiziert wird“, erklärt Schatz. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und der zunehmend jagdkritischen Haltung der Bevölkerung fühle sich der Jäger immer öfter in den Zwiespalt von „Waldvernichter“ und „Bambimörder“ gedrängt, meint der Wildbiologe. „Der Jäger muss sich wieder mehr für die Natürlichkeit als für die hegerische Gestaltung seines Reviers und des Wildes kümmern“, zeigt Schatz auch Lösungsansätze auf, um aus diesem Dilemma herauszukommen. Eine bedenkliche Entwicklung in der Jagd sei die zunehmende Technisierung. So ließen beispielsweise Schneegeländefahrzeuge, Weitschussgewehre und Wildkameras das Wild kaum mehr zur Ruhe kommen.

„Wir  konnten in den letzten Jahren gemeinsam mit der Jägerschaft wichtige Projekte umsetzen, wie zum Beispiel Lebensraumschaffung für das Auerwild auf der Matreier Zunigalm, Steinwildhegemaßnahmen im Großglocknergebiet und die Wiedereinbürgerung des Bartgeiers“, betont NP-Direktor DI Hermann Stotter. Die Schaffung von Ruhezonen für das Wild war die Grundvoraussetzung für die internationale Anerkennung des Nationalparks Hohe Tauern. „Wir Jäger müssen uns wieder vermehrt mit der Jagdethik und der Moral auseinandersetzen. Denn als Jäger entscheiden wir schließlich über Leben und Tod“, so Hubert Schatz abschließend.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: NPHT/Unterdorfer, NPHT/Mattersberger

12. Oktober 2012 um