Bodenseer: „Stimmung war noch nie so gut wie jetzt!“

Die Wirtschaftskammer Tirol lud am 22. Jänner zum Neujahrsempfang in Lienz. 2018 werde mit neuer Bundesregierung und neuem Landtag zum Jahr der Weichenstellungen, wurde betont.

Durch und durch positiv gestimmt zeigte sich Jürgen Bodenseer, Präsident der Wirtschaftskammer Tirol, beim traditionellen Neujahrsempfang in Lienz am Montagabend, 22. Jänner. „Die neue Bundesregierung und ihr Programm ist aus wirtschaftlicher Sicht fast ein Wunschkonzert. Viele Forderungen, welche die Wirtschaftskammer in den letzten Jahren eingebracht hat, sehe ich berücksichtigt – von der Senkung der Lohnnebenkosten bis zur Entbürokratisierung“, so der Präsident. Zur Diskussion um die Pflichtmitgliedschaft sagte Bodenseer, dass der Solidargedanke besonders in Tirol mit einem großen Teil an kleinstrukturierter Wirtschaft wichtig sei. „Wir haben bereits viel eingespart und werden weiter sparen. Den Service mit den Bezirkskammern und Bildungseinrichtungen vor Ort können wir trotzdem weiter ausbauen“, so Bodenseer.

Jürgen Bodenseer: „Hohe Belastungen und eine ausufernde Bürokratie haben dazu geführt, dass die österreichische Wirtschaft in den letzten Jahren ins Mittelfeld zurückgefallen ist. Die Bildung der neuen Bundesregierung und die Tatsache, dass im Regierungsprogramm viele langjährige Forderungen der Wirtschaftskammer abgebildet sind, haben nun dazu geführt, dass die Stimmung unter den Unternehmern so gut ist wie noch nie. Das merken wir heuer ganz stark bei den Neujahrsempfängen.“

Der Osttiroler Wirtschaftskammer-Obmann Michael Aichner untermauerte mit Zahlen die gute Entwicklung bei den Beschäftigungszahlen in Osttirol. „Die Zahl der Beschäftigten hat im Juli 2017 mit 20.400 einen absoluten Rekordwert erreicht. Laut Hochrechnungen kann die Arbeitslosenquote erstmals seit Jahrzehnten unter 9% gesenkt werden. Das ist in Anbetracht, dass die durchschnittliche Arbeitslosigkeit in Tirol etwa 6,5% beträgt, zwar kein Grund zum Jubeln, aber es zeichnet sich schon seit längerer Zeit ein positiver Trend ab“, so Aichner. Das Bruttoregionalprodukt pro Einwohner sei in Osttirol in den letzten zehn Jahren um knapp 38% auf etwa 32.000 Euro gestiegen. „Wir sind damit österreich- und tirolweit zwar noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, der Abstand konnte aber Jahr für Jahr verringert werden“, so Aichner.

Obmann Michael Aichner: „Das Auslaufen der Hotelfachschule ist ein herber Rückschlag. Wegen des Arbeitskräftemangels in der Gastronomie schränken einige Betriebe bereits das Angebot ein. Wir müssen Maßnahmen setzen, um Lehre und Handwerk aufzuwerten.“

Als große aktuelle Herausforderung nannten Bodenseer und Aichner den sich stark abzeichnenden Facharbeitermangel. „Auch bei uns in Osttirol zeichnet sich dieser Facharbeitermangel bereits ab – im produzierenden Gewerbe genauso wie in der Gastronomie. Wir müssen daher die Lehre aufwerten. Wir brauchen Lehrlinge, Gesellen und auch Meister. Arbeitslosigkeit gibt es in diesen Bereichen praktisch nicht“, so der Obmann. Michael Aichner thematisierte auch den neuen Campus Technik Lienz. „Ab kommenden März wird das neue Gebäude bezogen. Wir wollen in Zukunft verstärkt daran arbeiten, den Zugang zu Forschung und Entwicklung für kleinere Betriebe zu ermöglichen und die Rahmenbedingungen für Studierende in Lienz zu verbessern“, betonte Aichner.

Die Wiltener Sängeknaben umrahmten wie schon in den vergangenen Jahren auch heuer wieder den Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer Tirol in Lienz.

Auch die Tourismuswahl im vergangenen Dezember wurde von Bodenseer und Aichner thematisiert. „Es geht jetzt um Osttirol und nicht um Befindlichkeiten. Alle Gewählten haben die Pflicht, zusammenzuarbeiten, um das zweifellos große Potenzial im Tourismus auszuschöpfen“, so Aichner. Er merkte kritisch an, dass sich die Nächtigungszahlen in Osttirol in den letzten zehn Jahren im Vergleich zum gesamten Bundesland „nicht gerade berauschend“ entwickelt hätten. „Die Sommernächtigungen stiegen in Tirol in diesem Zeitraum um rund 21%, im Bezirk Lienz aber nur um knapp 12%. Bei den Winternächtigungen konnten wir nur um 4% zulegen, während tirolweit ein Plus von 10% möglich war, und das ausgehend von einem sehr hohen Niveau“, so Aichner.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

23. Januar 2018 um