Carol und Felix führen nun die Sudetendeutsche Hütte
Mit viel Elan sind Carol Freisleben und Felix Meier in die Hüttensaison gestartet. Sie führen heuer als neue Pächter die Sudetendeutsche Hütte auf 2.650 Metern in den Hohen Tauern.
Seit 17. Juni 2017 versorgen Carol und Felix Wanderer und Bergsteiger auf der Sudetendeutschen Hütte hoch über dem Tauerntal in Matrei in Osttirol. Für die beiden jungen Leute aus der Region Regensburg ist es die erste Saison, in der sie ein Schutzhaus als Wirtsleute selbst führen. Die gelernte Bürokauffrau und Pferdewirtin Carol hatte eines Tages genug von Bürostühlen und Pferdeställen und entschloss sich, einmal eine Saison auf einer Hütte zu arbeiten. 2014 werkte sie einen ganzen Sommer lang auf dem Ingolstädter Haus in Saalfelden im Pinzgau. „Als im Winter wieder der Bürostuhl auf mich wartete, merkte ich, dass dies unmöglich alles gewesen sein konnte“, erzählt Carol. Im folgenden Sommer arbeitete sie also auf der Freiburger Hütte in Vorarlberg. Dort lernte sie Felix kennen – einen gelernten Zimmerer, der ursprünglich auch nur eine Saison auf einer Hütte arbeiten wollte.
Die beiden waren von der Arbeit und vom Leben im Hochgebirge so begeistert, dass sie sich entschlossen, selbst eine Hütte zu pachten. Eineinhalb Jahre bewarben sie sich, bis es schließlich bei der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins mit der Sudetendeutschen Hütte klappte. Von „Ihr seid doch verrückt!“ bis „Das klappt sowieso nicht!“ haben sich die beiden jungen Leute seitdem viel anhören müssen. „Eine Hütte hoch oben in den Bergen ohne Gondel und Fahrweg, also etwas für richtige Bergsteiger. Genau für diese wollen wir da sein, und so öffneten wir am 17. Juni die Pforten der Sudetendeutschen Hütte für die heurige Sommersaison“, erzählt Felix begeistert.
Die Hütte liegt auf 2.650 m in der Granatspitzgruppe in der Gemeinde Matrei in Osttirol. Kurz vor der Eröffnung bringt der Hubschrauber alles Notwendige für die Saison hinauf zum Schutzhaus. „Sollten wir doch etwas vergessen haben, müssen wir 4 bis 5 Stunden nach Matrei absteigen, einkaufen gehen und dann alles mittels Materialseilbahn und Bulldog hinauf bringen. Also besser, nichts vergessen“, schmunzelt Carol. Die heutige Sudetendeutsche Hütte wurde nach dem Ersten Weltkrieg von sieben sudetendeutschen Alpenvereins-Sektionen erbaut und 1929 eröffnet. 1977 schlossen sich vier Sektionen zur Sektion Sudeten zusammen und übernahmen die Hütte ein Jahr später aus dem Gemeinschaftsbesitz. Im Zuge der Vereinigung der Sektion Sudeten mit der Sektion Schwaben ging das Schutzhaus 2014 in das Eigentum der Sektion Schwaben über.
Von Matrei aus kann man von der Felbertauernstraße, vom Ortsteil Glanz oder von der Bergstation der Goldried-Bergbahnen zur Sudetendeutschen Hütte wandern. Von Kals aus geht es mit der Gondel bis zur Adler Lounge und weiter über das Kals-Matreier-Törl bis zur Hütte. „In der Wintersaison bin ich im Kletterzentrum Regensburg angestellt. Felix arbeitet, wenn er nicht auf der Hütte ist, immer noch als Zimmerer. Uns steht also nichts im Weg, eine nette Hütte an einem idyllisch gelegenen See – umgeben von zahlreichen Dreitausendern – zu bewirtschaften. Wir hoffen auf viel Sonne, wenig Regen und natürlich viele Gäste“, so die beiden Hüttenwirtsleute abschließend.
Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Carol Freisleben, Werner Friedel, Renate Ludwig