Reiche Ernte: Osttirols Obstbauern sprechen von einem „guten Erntejahr“

Weniger Schaden als befürchtet haben die Frostnächte im Frühjahr angerichtet. So können die heimischen Obstbauern nun reichlich Ernte einfahren.

Im September und Oktober ist die Zeit der Apfelernte. „Wir beginnen immer mit der Sorte Summerred. Diese Frühäpfel werden bereits Ende August geerntet”, erzählt Obstbauer Martin Mattersberger. Auf dem „Ackererhof” in Lienz/Patriasdorf betreibt er auf knapp zwei Hektar Obstbau. Äpfel, Birnen und Zwetschken wachsen auf seinen Obstbäumen, im Spätsommer und Frühherbst werden auch Kartoffeln und Gemüse geerntet. „Dass die Ernte heuer doch noch zufriedenstellend ausfällt, hätte ich mir im Frühjahr nicht gedacht. Während der Frostnächte haben wir unsere Obstbäume frostberegnet. Auch die Schäden aufgrund eines leichten Hagelschlags im Juni halten sich in Grenzen”, sagt der Obstbauer.

 

Martin Mattersberger: „Der Obstbau macht mir sehr viel Spaß, obwohl es natürlich viel Arbeit bedeutet. Das Bewusstsein für regionale Produkte ist in den letzten Jahren – vor allem auch bei der jüngeren Generation – stark gestiegen, und besonders freut man sich natürlich über die positiven Rückmeldungen der Kunden. Es motiviert, wenn die Abnehmer die Qualität der Produkte wertschätzen.”

 

Seine Produkte vermarktet Martin Mattersberger direkt ab Hof und über Bauernmärkte – insbesondere auch am Lienzer Stadtmarkt. Auf seinem Bauernhof betreibt er in Zusammenarbeit mit anderen Bauern auch einen kleinen Selbstbedienungsladen. Dort kann man auch die Eier von seinen Legehennen erwerben. Martin nennt sie seine „Obstgartenhennen”, weil sie ihren Auslauf in den Obstgärten haben. Bereits im 3. Jahr bewirtschaftet er seine Obstgärten biologisch. „Die natürlichen Pflanzenschutzmittel haben eine schwächere Wirkung und sind damit eine zusätzliche Herausforderung in der Produktion.”

 

In Zusammenarbeit mit anderen Landwirten betreibt Martin Mattersberger am Ackererhof in Patriasdorf einen kleinen Selbstbedienungsladen.

 

Die Äpfel verkauft der Landwirt aus Patriasdorf hauptsächlich als Tafelobst, produziert aber auch Apfelsaft und in Zusammenarbeit mit Rudi Schwarzer Schnaps. Das gleiche gilt für die Birnen. Drei verschiedene Sorten Zwetschken werden von Anfang August bis etwa Mitte September geerntet. „Die erste geerntete Sorte war mengenmäßig recht gut, die zweite und dritte Sorte hat leider die Kirschessigfliege angestochen, und so mussten wir starke Einbußen hinnehmen. Aber insgesamt bin ich mit der heurigen Ernte sehr zufrieden”, betont Martin Mattersberger.

 

Friedrich Webhofer: „Mit der heurigen Ernte bin ich sehr zufrieden. Es war relativ warm, und es gab genug Niederschlag. Jetzt im Herbst sind warme Tage und kühle Nächte wichtig. Also haben wir derzeit genau das richtige Wetter. Ich hoffe, dass es lange so bleibt.”

 

Von einem „guten Obstjahr” spricht auch Friedrich Webhofer vom gleichnamigen Obsthof in Gaimberg. „Die Frostnächte waren im heurigen Jahr relativ früh, und so konnten wir gut drüber kommen. Am 10. September haben wir mit der Ernte der Sorte Royal Gala begonnen, dann folgen Elstar, Boskoop, Jonagold, Golden Delicious und zuletzt die Sorte Topaz. Um den 20. Oktober dürfte die Ernte abgeschlossen sein.” Bei der Ernte hilft am Obsthof Webhofer die ganze Familie mit.

 

 

Die Äpfel vertreibt Friedrich Webhofer hauptsächlich über den Hofladen. „Wir produzieren auch Apfelsaft naturtrüb, Apfelessig und Schnaps. Die Williamsbirnen werden zum größten Teil in der Brennerei verarbeitet”, erzählt Friedrich. Seine Obstgärten haben ein Ausmaß von etwa drei Hektar. „Ich arbeite sehr gerne in der freien Natur, und so macht die viele Arbeit jetzt im Herbst auch viel Spaß. Dass es seit ein paar Jahren in Osttirol genug heimische Äpfel gibt, finde ich toll. Und ich habe gehört, dass auch die Betreiber von Hausgärten mit der heurigen Obsternte äußerst zufrieden sind”, so der Landwirt.

 

Florian und Johannes Kuenz bauen in Dölsach auf etwa 11 Hektar Obst an – hauptsächlich Äpfel, aber auch Birnen und Zwetschken.

 

Obstbauer Johannes Kuenz aus Dölsach zeigt sich ebenfalls begeistert vom derzeitigen Wetter. „Dieses Wetter mit den warmen Tagen macht die Erntearbeit viel stressfreier. Die Ernte ist mengenmäßig heuer überraschend gut. Die Ausfälle durch den Frost im Frühling sind im Vergleich zu anderen Regionen bei uns verkraftbar. Etwa 80 Prozent der Sorten im Talboden sind jedoch mit Schalenfehlern geschädigt. Diese oberflächlichen Veränderungen haben keinen Einfluss auf den Geschmack, die Äpfel können aber nicht mehr als Tafelobst verkauft werden. Wir müssen dadurch nicht nur finanzielle Einbußen hinnehmen, auch die Ernte ist durch diese Schalenfehler dementsprechend aufwändiger.”

 

Johannes Kuenz: „Auf diesem Bild sind Äpfel mit Frostzungen zu sehen. Diese haben auf den Geschmack überhaupt keinen Einfluss, der Apfel ist damit aber leider nach der Definition der Supermärkte bzw. des Handels nicht mehr 1. Klasse.”

 

Die Äpfel aus Dölsach werden zu 60 bis 70 Prozent als Tafelobst verkauft, der Rest wird zu Apfelsaft und Schnaps verarbeitet. „In Osttirol liefern wir das Obst selber an den Handel aus. Für die Versorgung der Supermärkte in Nordtirol und Vorarlberg betreiben wir zusammen mit anderen Obstbauern ein Zentrallager in Haiming”, erklärt Johannes. Die Birnen werden fast zur Gänze zu Edelbränden verarbeitet und auch die Zwetschken zum überwiegenden Teil. „Den Zwetschken hat heuer die Kirschessigfliege stark zugesetzt. Für den Frischobstmarkt sind diese Früchte nicht mehr geeignet. Sie müssen sofort verarbeitet werden”, erzählt Johannes Kuenz abschließend.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger, Kuenz Naturbrennerei

18. September 2020 um