Lienz: Bürgerinitiative fordert Erhaltung des „Schlossmoar-Idylls“ statt Verbauung

Das Bekanntwerden der Pläne der Lienzer Bergbahnen, im Bereich des Hochsteins 119 Parkplätze und einen Weg durch den Wald zu errichten, rief  NaturschützerInnen auf den Plan.

Bei einem Medientermin stellten Mag. Renate Hölzl, Obfrau des Vereins „Erholungslandschaft Osttirol“, und Mag. Laura Winkler, Anrainerin am Schlossberg, am Donnerstag, 10. Juni, ihre Forderungen und Vorschläge vor. „Hier haben die Lienzer Bergbahnen Grund angekauft, um 119 neue Parkplätze zu errichten. Auch gibt es Pläne für einen Waldweg, der Skitourengehern zum Aufstieg und auch als Rodelweg dienen soll. Wir finden, dass das unnötige und radikale Baumaßnahmen sind, die wertvolle Natur verbrauchen und zerstören“, so Laura Winkler einleitend.

Am 2. Juni hätte ein Gespräch mit Mitgliedern des Aufsichtsrates der Lienzer Bergbahnen und dem Vorstand des Vereins „Erholungslandschaft Osttirol“ stattgefunden. „Aktuell liegt weder eine Bauanzeige noch eine naturschutzrechtliche Bewilligung für das Projekt vor. Der geplante Weg ist aber bereits vermessen und ausgesteckt. Die Empörung in der Bevölkerung über diese Naturzerstörung ist groß. Viele Menschen sind an uns herangetreten, und das hat uns dazu veranlasst, die Bürgerinitiative ,Schlossmoar-Idyll statt Parkplatz‘ zu gründen und eine Online-Petition zu starten“, erklärte Renate Hölzl.

 

Mag. Laura Winkler: „Die Vertreter der Bergbahnen argumentieren, dass durch die neuen Parkplätze täglich 180 bis 200 zusätzliche Lift-Tageskarten verkauft werden können. Dieses Argument ist für uns nicht nachvollziehbar. Man könnte ja künftig auch für die derzeit kaum genutzten Parkplätze am Terlagofeld Gebühren einheben!“

 

Unterhalb der Bundesstraße befindet sich bereits der Terlagofeld-Parkplatz. „Uns ist schleierhaft, warum dieser Parkplatz in der gesamten Planung nicht berücksichtigt wird. Auf Nachfrage bekamen wir die Antwort, dass dieser zukünftig nur mehr als reiner Busparkplatz zur Verfügung stehen soll. Hier parken aber laut unseren Beobachtungen – wenn überhaupt – nur maximal 2 bis 3 Busse pro Tag. Diese 150 Parkplätze werden also vergeudet und in der Bewirtschaftungskalkulation gar nicht berücksichtigt“, so Winkler. „Am Terlagofeld hätten sogar 30 Autos mehr Platz als am geplanten Parkplatz im Schlossmoar-Garten. Man könnte ja auch den Terlagofeld-Parkplatz bewirtschaften“, so Winkler.

Auch Renate Hölzl ist der Meinung, dass die bestehenden Parkplätze ausreichend sind. „Mit den 96 Parkplätzen im Bereich der Talstation und den 150 am Terlagofeld findet man sicher das Auslagen. Die Schlossmoarwiese ist eine der letzten Streuobstwiesen in Lienz. Streuobstwiesen sind ein Kulturgut, zeichnen sich durch eine hohe Artenvielfalt aus und gelten daher in der EU und in Österreich als besonders schützenswerte Biotope. Auch wenn der Parkplatz nicht asphaltiert und versiegelt werden soll, handelt es sich um einen massiven Eingriff“, so Hölzl.

 

Mag. Renate Hölzl: „Der neue Parkplatz würde die Wiese und die alten Baumbestände zerstören. Neu gepflanzte Bäume können niemals ein Ersatz für die bestehenden Obstbäume sein, da gerade solche morschen Bäume Unterschlupf und Entwicklungsraum für zahlreiche gefährdete Arten bieten.“

 

Die Wiese sei laut Biologin Renate Hölzl ein Hotspot der Artenvielfalt. „Sie birgt durch entsprechende Bewirtschaftungsmaßnahmen noch Entwicklungspotential. Bereits nachgewiesen wurden gefährdete Arten wie die Haselmaus, der Alpenskorpion, der Schachbrettfalter und viele mehr. Ohne viel Aufwand könnte man hier einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten. Der dichte Waldbestand hinter dem Schlossmoar ist wiederum wichtig für den Erhalt von Biotopen für Fledermausarten, Vögel und die sehr seltene Haselmaus. Die Kombination Wiese-Wald könnte auch ein Ort der biologischen Wissensvermittlung – z.B. auch für Schulen – werden“, so Hölzl. Gemeinsam mit Laura Winkler schlug sie die folgenden „realistischen und einfach umzusetzenden Alternativmaßnahmen“ vor:

 

Der Terlagofeld-Parkplatz wird von der Stadt Lienz den Bergbahnen zur Verfügung gestellt und von diesen betrieben. Er muss klar beschildert werden mit „Ausschließlich für Benutzer des Hochsteinliftes“

Lenkung des Verkehrs durch Bergbahnen-Mitarbeiter bzw. Parkleitsystem

Höhere Taktung des Gratis-Skibusses als klimafreundliche Alternative zum Individualverkehr

Busparkplatz beim Mobilitätszentrum errichten und Shuttlebusse zu touristischen Hotspots anbieten

Alternative zum geplanten Rodelweg, für die weder ein Tunnel gebaut, noch ein einziger Baum gefällt werden muss

Alle NutzerInnen des Biketrails reisen über öffentliche Straßen an, so muss ihnen auch zugemutet werden können, unter Einhaltung einer angepassten Geschwindigkeit und der Straßenverkehrsordnung die bestehende Straße zu nutzen

 

Abschließend baten Renate Hölzl und Laura Winkler, bei ihnen die Unterschriftenlisten persönlich zu unterschreiben bzw. die Online-Petition unter „Schlossmoar-Idyll statt Parkplatz! mein #aufstehen“ bzw. auf Instagram und Facebook zu unterstützen.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

10. Juni 2021 um