Kals a.Gr.: „Landwirtschaft kann wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten!“

Extreme Wetterereignisse, lange Trockenperioden und weitere Auswirkungen des Klimawandels thematisierte die Landwirtschaftskammer am Figerhof von Familie Jans.

„Klima im Wandel – wir (re)agieren“ – so lautet das diesjährige Jahresmotto der Landwirtschaftskammer. Im Rahmen ihrer Bezirksrunde besuchten die Spitzen der Tiroler und Osttiroler Landwirtschaftskammer am Dienstag, 22. August, den Figerhof von Philipp und Renate Jans in Kals am Großglockner. Bei einem Mediengespräch wurde das vielschichtige Thema Klimawandel in den Mittelpunkt gestellt.

Präsident Josef Hechenberger schilderte einleitend, wie die Land- und Forstwirtschaft die mit der Erderwärmung einhergehenden Veränderungen und Auswirkungen schon seit Jahren zu spüren bekommt: „Die Landwirtschaft ist jene Branche, die unmittelbar vom Wetter und der Umwelt abhängig ist. Global gesehen sind wir mit einer Erwärmung von 1,2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter konfrontiert. Im alpinen Raum ist die Erwärmung noch höher und liegt z.B. in Innsbruck bei ca. 2,5 Grad. Damit verbunden sind meist negative Auswirkungen, auf die wir uns einstellen müssen. Das können technische Anpassungen sein, wie z.B. Beregnungsanlagen, aber auch die richtige Sortenauswahl wird künftig entscheidend sein.“

Die Landwirtschaft könne auch wichtige Beiträge in Sachen Klimawandel und dessen Auswirkungen leisten. „Wir müssen das Grünland fit halten und erforschen mit Partnern schon seit Jahren Saatgut, das eine gewisse Resistenz gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zeigt. Fakt ist, dass die Vegetationszeit länger wird. Das hat natürlich vor allem auch Auswirkungen auf die Almwirtschaft“, so Hechenberger.

In Sachen Klimaeffizienz seien Tirols Bäuerinnen und Bauern gut unterwegs. „Die Treibhausgasemissionen gerechnet auf die Produktionseinheit konnten in den letzten Jahren deutlich reduziert werden, und über 80 Prozent der Betriebe beteiligen sich am ÖPUL und damit an emissionsmindernden, kohlenstoffspeichernden Maßnahmen. Auch in der Energieproduktion liegt noch Potenzial“, betonte der Präsident.

LK-Bezirksobmann Konrad Kreuzer ging besonders auf die Herausforderungen im Bezirk Lienz ein. „Aufgrund der extremen Wetterereignisse und des Borkenkäferbefalls haben wir in den letzten Jahren rund 3 Millionen Festmeter Holz aus den Osttiroler Wäldern geholt. Es muss unser gemeinsames Bestreben sein, so rasch wie möglich wieder aufzuforsten, vor allem auch, um die Siedlungen und die Infrastruktur zu schützen. Wir haben auch immer mehr mit Trockenheit zu kämpfen, weshalb vereinzelt schon in Beregnungsanlagen investiert wurden. Durch die längeren Vegetationszeiten wird nun auch in Osttirol etwas mehr Getreide angebaut – insbesondere im Lienzer Talboden. Hier stellt sich auch die Frage, wie die Ackerflächen bewässert werden können. In Sachen Almwirtschaft geht es uns vor allem darum, die früheren Auftriebstermine bewusst zu machen“, so Kreuzer.

Bereits im Vorjahr haben die Tiroler Bäuerinnen das „gute Klima“ in den Fokus gerückt. „Jede und jeder kann einen wertvollen Beitrag leisten. Wir werden auch nicht müde, darauf hinzuweisen, dass es in Sachen Klimaschutz wichtig ist, regional einzukaufen. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben es eigentlich in der Hand“, betonte Bezirksbäuerin Karin Huber.

Philipp und Renate Jans vom Figerhof haben sich auf die Verarbeitung von Ziegenmilch spezialisiert. „Vor 15 Jahren habe ich den Hof gekauft. Angefangen haben wir mit 20 Ziegen, aktuell melken wir 265 Ziegen. Die viel größeren Herausforderungen als der Kauf des Hofes waren der Bau der Käserei sowie die technische und organisatorische Umsetzung. Wir stellen aus der Ziegenmilch etwa zehn verschiedene Produkte her und vermarkten diese großteils direkt. Auch die Bio-Heumilch anderer Landwirte veredeln wir in unserer Käserei“, erklärte Philipp Jans, der neben der Produktion auch die Energieversorgung auf seinem Hof in den letzten Jahren immer wieder optimiert hat.

„Neben Photovoltaik-Anlagen auf unseren Dächern nutzen wir eine Stückgutheizung für unser Wohngebäude und arbeiten in der Käserei mit Wärmerückgewinnung“, so der Landwirt. Seit kurzem gibt es in Kals außerdem eine überbetriebliche Gemeinschaft, welche die Abwärme der Turbinen der Wasserkraftwerke der Gemeinde für die Heutrocknung nutzt. „Insgesamt sind wir in dieser Gemeinschaft acht Betriebe. Wir haben zwei Anlagen gebaut und können mit der gesammelten Abwärme 64 Heuballen trocknen – bisher war diese Energie ungenutzt“, erklärte Philipp Jans.

 

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Osttirol heute/Mühlburger

22. August 2023 um