Top-Kletterer Gelmanov schafft Double in Lienz

Die Siege des 4. Free Solo Masters am Lienzer Hauptplatz gingen an den russischen Ausnahmekönner Rustam Gelmanov und die slowenische Weltcup-Athletin Katja Kadic.

Am Lienzer Hauptplatz wurde am vergangenen Wochenende wieder Klettersport vom Feinsten geboten: Bei bestem Wetter, wobei es vor dem Finale kurz geregnet hatte, wurde zum vierten Mal die Kletterveranstaltung Free Solo Masters veranstaltet. Das heißt: Klettern auf einer 16 Meter hohen, mobilen Kletterwand ohne Seil und Haken und nur gesichert durch einen übergroßen Airbag. So viele Spitzenkletterer wie nie zuvor kämpften bei den Damen und Herren um den Sieg. Der 29-jährige Russe Rustam Gelmanov brachte es auf den Punkt: „Die Dichte bei diesem Event wird durch die starken Weltcup-Athleten aus Russland, der Ukraine, Frankreich und Österreich immer größer. Schon die Route im Halbfinale war finalwürdig.“

 

 

Nicht weniger als 22 der insgesamt 42 Herren erreichten im ersten Qualifikationsdurchgang das Top. Im zweiten trennte sich die Spreu vom Weizen, und der französische Vorjahressieger Alban Levier ging als Quali-Sieger ins Halbfinale. Dahinter auf Rang zwei ein starker Elias Weiler. Dem Innsbrucker Pechvogel des Tages sollte aber im Semifinale ein folgenschwerer Fehler passieren: Als einer der stärksten Boulderer Österreichs drückte er bei seinem Start nicht die Zeituhr, kletterte drei Griffe zurück und berührte mit seinen Füßen den Boden. Er musste deshalb von der offiziellen Jury des Kletterverbandes KVÖ aus dem Bewerb genommen werden. Die besten Acht qualifizierten sich dann für das Finale, mit dabei waren alle Stars.

 

Der Weltranglistendritte Aleksei Rubtsov (RUS)

 

Ins Finale schafften es mit Lorenz Bonapace und Paul Zauner auch zwei Österreicher, die schließlich die Ränge sieben und acht belegten. An der Spitze duellierten sich der dreifache WM-Medaillengewinner und Boulder-Gesamtweltcupsieger Rustam Gelmanov und sein „Schützling“ Aleksei Rubtsov, derzeit die Nummer drei im Weltcup. Beide erreichten als einzige das Top in der technisch anspruchsvollen Finalroute, doch Weltcupsieger Rubtsov verwendete einen falschen Griff und wurde von der Jury nach hinten gereiht. Wortlos verließ er den Hauptplatz. Hinter Gelmanov, der nach 2015 erneut in Lienz gewann, erreichte der ukrainische Weltcup-Athlet Serhii Topishko, im Vorjahr Dritter beim Free Solo Masters Lienz, den zweiten Platz. Dritter bei seinem ersten Auftritt in Lienz wurde der Franzose Mickael Mawem, 2016 WM-Vierter in Paris. Knapp dahinter belegte sein Landsmann und Vorjahressieger Alban Levier den vierten Platz.

„Nach einer dreimonatigen Verletzungspause komme ich jetzt erst langsam wieder in Form. Aber ich fühle mich von Tag zu Tag besser, das habe ich auch gestern im Wettkampf gespürt. Schon übernächste Woche bin ich zurück im Weltcup, und ich freue mich sehr über meinen zweiten Sieg in Lienz. Wobei ich auch Topishko den Sieg gegönnt hätte, er bot eine starke Leistung“, sagte Gelmanov, der sich auch intensiv auf die Olympischen Spiele in Tokyo vorbereitet: „Bei den Spielen muss man vielseitig sein, wenn du eine Medaille gewinnen willst. Deshalb sind Lead-Veranstaltungen wie in Lienz extrem wichtig für uns.“ Neben seinem Sieg durfte sich Gelmanov auch wie die Damensiegerin über einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro freuen.

 

Katja Kadic (SLO)

 

Bei den Damen ließen die beiden slowenischen Weltcup-Athletinnen Katja Kadic und Kaja Bozic Skvarc nach der krankheitsbedingten Absage von Vorjahressieger Karoline Sinnhuber nichts anbrennen. Bereits in der Qualifikation dominierten sie, während die Steirerin Sabrina Schlacher mit dem dritten Platz nach dem Halbfinale immer besser ihren Rhythmus fand. Im Finale zeigten Kadic, derzeit die Nummer sieben im Worldranking, und die 19-jährige Skvarc ihre Klasse: Beide erzielten das Top, wobei Kadic die bessere Zeit hinlegte. „Ich bin zum ersten Mal bei dieser Veranstaltung, und es ist unglaublich, was hier auf die Beine gestellt wurde. Ich hoffe, wir konnten den vielen Zuschauern tollen Sport liefern“, freute sich Kadic. Den dritten Platz schaffte die Kärntner Speed- und Lead-Spezialistin Tanja Luschnig aus Grafenstein.

Organisator Werner Frömel zeigte sich nach dem 4. Free Solo Masters sehr zufrieden: „Wir hatten super Wetter, einen vollen Hauptplatz, und die Kletterer zeigten tollen Sport auf hohem Niveau. Was mich besonders freut, ist die mehr als gelungene Premiere des Live-Streams. Wir konnten unsere Veranstaltung dadurch noch internationaler aufstellen!“

 

Geballte Faust bei Lukas Sieber aus Kals am Großglockner

 

In der Osttiroler Wertung setzte sich die Matreierin Julia Poppeller, die im Halbfinale den 13. Platz erreichte, gegen Madlen Marinelli – ebenfalls aus Matrei – (15. Platz) durch. Bei den Herren siegte der Sillianer Rafael Walder. Für ihn war in der allgemeinen Wertung erst mit Rang 15 im Halbfinale Endstation. Er verwies Manuel Leiter (Sillian) und dem Kalser Lukas Sieber auf die Plätze.

 

Text: Sportredaktion, Fotos: Expa Groder

25. September 2017 um