Willi Schneeberger – der „Lauf-Abenteurer“ aus Irschen

Ultra-Marathons sind die Spezialität von Willi Schneeberger. Durch die Sahara ist der Oberkärntner schon gelaufen, ebenso auf der Chinesischen Mauer und im Basislager des Mt. Everest.

Das Laufen war, wie Willi Schneeberger aus der Oberdrautaler Gemeinde Irschen sagt, schon immer „meins“. „Im Alter von 13 Jahren nahm ich zum ersten Mal am Dolomitenlauf teil. Ich schaffte auf Anhieb die Distanz von 60 Kilometern“, erinnert sich der 55-Jährige zurück. Später spezialisierte er sich auf so genannte „Ultra-Läufe“, die länger sind als die übliche Marathon-Distanz von 42,195  Kilometern. „Als meine Kinder noch klein waren, urlaubten wir immer an der Oberen Adria. Irgendwann setzte ich mir in den Kopf, die 178 km lange Strecke von Irschen nach Lignano zu laufen. Das war dann mein erster Ultra-Lauf. Die letzten Kilometer musste ich allerdings aufs Rad umsteigen, weil ich Probleme mit den Knien hatte“, berichtet der begeisterte Langstreckenläufer von seinem ersten Ultralauf-Erlebnis. Inzwischen hat er bekannte Ultra-Marathons, wie z.B. auf Spitzbergen (70 km), in der Sahara (230 km) oder auf Gran Canaria (125 km), erfolgreich bewältigt. Insgesamt 42 Kilometer legte er auf der Chinesischen Mauer zurück. Für den Start beim Everest Marathon musste Willi zwei Wochen zum Basislager am Fuße des höchsten Berges der Welt auf 5.400 Metern Seehöhe aufsteigen.

 

 

„Wenn man lange Distanzen läuft, dann spielen die Psyche und der eigene Wille mindestens eine ebenso wichtige Rolle wie die körperliche Verfassung. Beim Laufen muss man im Kopf frei sein. Aus diesem Grund nütze ich meine Trainingszeiten immer auch dafür, mich auf das Rennen einzustellen, mich innerlich auf die potenziell auftretenden Probleme vorzubereiten und mich selbst positiv zu motivieren“, erklärt Willi, wie er im Vorfeld eines Ultra-Marathons trainiert. Ein interessantes Detail  spricht er an, als er von seinem Sahara-Trip berichtet. Dafür hat er sich u.a. in der Trockenkammer des Lienzer Autohauses, in dem er als Verkäufer arbeitet, auf die hohen Temperaturen der afrikanischen Wüste vorbereitet. „Bei einer Lufttemperatur von rund 48 Grad bin ich so oft als möglich eine Stunde lang im Kreis gelaufen.“ Welchen Einfluss haben hohe Temperaturen auf meine Leistungsfähigkeit? Wie viel und wie oft muss ich trinken? – solchen und ähnlichen Fragen versuchte Willi in der Trockenkammer auf den Grund zu gehen.

 

Willi Schneeberger bereitet sich immer mit speziellen Trainingseinheiten auf seine Langstreckenläufe vor.

 

Sein bisher größtes „Lauf-Abenteuer“ nahm der Oberkärntner im vergangenen Herbst in Angriff: den „Grand2Grand Ultra“ in den US-Bundesstaaten Arizona und Utah. Mit Start am North Rim des Grand Canyon laufen die Teilnehmer dabei 273 Kilometer durch die Wildnis von Arizona und Utah bis zum Grand Staircase-Escalante National Monument. In sieben Tagen und in sechs Etappen sind rund 5.500 Höhenmeter zu bewältigen. „Jeder Läufer muss sich selbst versorgen, 14.000 platz- und gewichtssparende Kalorien im Rucksack unterbringen. Auch ein Schlafsack, eine Matte, eine Daunenjacke, Nähzeug und Salben habe ich im Rucksack verstaut – er hatte schließlich ein Gewicht von etwa acht Kilogramm“, so Willi.

 

 

Eine der größten Herausforderungen war bei diesem Lauf der über weite Strecken vorherrschende sandige Untergrund. „Der Sand ist dort wie Mehl. Einmal hatte ich ein Loch in meinen Gamaschen, und es geriet Sand in einen meiner Schuhe. Meine Zehen wurden wie mit Schmirgelpapier aufgerieben. Am nächsten Tag flickte ich mir die Gamaschen und brachte die Füße wieder auf Vordermann. Solche kleine Probleme müssen dir bei einem Lauf durch die Wildnis aber egal sein, auch Blasen an den Füßen oder ein Krampf. Das kann man alles selber behandeln. Besonders aufpassen muss man allerdings bei den Kakteen, die teilweise flach am Boden wachsen und deshalb leicht zu übersehen sind“, erzählt Willi von den größten Herausforderungen bei diesem Ultra-Marathon.

 

Willi Schneeberger ist auch ein begeisterter Hobbyfotograf. Rund 400 Bilder hat er während des Ultra-Marathons in der Wildnis von Arizona und Utah „geschossen“.

 

Nach sieben extrem herausfordernden Tagen erreichte der Oberkärntner als 16. schließlich das Ziel. „Welche Platzierung ich erziele, ist für mich bei solchen Runs nicht relevant. Wichtig ist mir vielmehr das Abenteuer in einer derart atemberaubenden Landschaft. An einem Tag geht es kilometerlang durch Dünen, und am nächsten sind beeindruckende Felsformationen zu überklettern. Oder man durchläuft landschaftlich faszinierende Canyons, die im Laufe von Jahrtausenden entstanden sind“, schwärmt Willi von seinen Eindrücken in Arizona und Utah. „Vor allem aber ist es die schier endlose Weite, die im Westen der USA so außergewöhnlich ist und in der man sich als Mensch ganz klein und unbedeutend vorkommt. Wenn man diese grandiose Landschaft zu Fuß durchquert, kann man die Eindrücke richtig aufsaugen. Und man vergisst sie sicher ein ganzes Leben nicht mehr.“

 

 

Veranstaltungstipp:
Bei einem Multimediavortrag wird Willi Schneeberger am Mittwoch, 21. März, um 19.30 Uhr, im Bildungshaus Osttirol über seine Erlebnisse beim „Grand2Grand“ in Amerika berichten.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Privat

18. März 2018 um